Sterben, Tod und Tiere — ein vielschichtiges Thema

Zoodirektor Arne Lawrenz sprach mit einer Expertin und Besuchern darüber, wie Mensch und Tier mit Abschied und Krankheit umgehen.

Wuppertal. „Sterben, Tod und Trauer“, das Motto der „Haltestellengespräche“, zu denen das Caritas-Hospizseminar in diesem Jahr eingeladen hatte, war diesmal in „Sterben, Tod und Tiere“ abgewandelt worden und fand im Zoo statt. Dort befragte Silke Kirchmann, Hospiz- und Palliativbeauftragte der Caritas Zoodirektor Arne Lawrenz.

Foto: U. Schinkel/A. Fischer

Die Besucher erlebten im Beisein der nur mäßig interessierten Gorillas und Schimpansen einen auskunftsfreudigen Zoodirektor, der einfühlsam zum Thema „Dürfen Tierpfleger und Tierärzte um Tiere trauern?“ sprach und die Frage selbstverständlich mit „Ja“ beantwortete. Und sicher sahen auch manche Zuhörer, die einmal den Tod eines geliebten Tieres miterlebten, darin den Verlust eines Familienmitglieds. So war es bei Claudia Mosblech, der es nach einem Vierteljahr immer noch schwer fiel, über den Tod ihrer 13 Jahre alten Katze zu sprechen.

Verständlich, dass auch Tierpfleger und -ärzte trauern, wenn sie den Tod eines ihrer Schützlinge erleben, vielleicht das Tier sogar einschläfern müssen, um es von seinen Qualen zu erlösen. So berichtete Tierarzt Arne Lawrenz immer noch bewegt vom Tod der Elefantenkuh „Siwa“, die er selbst einschläfern musste. „Sie hatte Vertrauen zu mir, und ich hätte mit Siwa durch den Zoo gehen können und wäre sicher gewesen, dass sie auf mich aufgepasst hätte.“

Eine weitere Frage: Wie erleben Tiere ihre Krankheit? „Im Rudel versuchen Tiere, Krankheit zu verbergen, weil sie befürchten, ihren sozialen Status zu verlieren. Ein Zebra, das seine Krankheit offen zeigen würde, wäre schnell eine sichere Beute für die Löwen“, so Arne Lawrenz, der zusammen mit seinem Mitarbeiter-Team beobachtet, ob ein Zoo-Tier sich quält, ob Heilungschancen bestehen. „Die Pfleger und ich führen Buch, wir bewerten die Aussichten für das Tier individuell. Geduld zahlt sich da aus, und manchmal ging es dem Patienten nach der letzten Frist wieder besser.“

Aber nicht immer gebe es ein Happy End. „Dann reagieren die, die mit dem Tier zu tun haben, unterschiedlich. Einige brauchen den Zuspruch, einige ziehen sich zurück oder lassen sich ihre Trauer nicht anmerken“, erfuhr Silke Kirchmann von Arne Lawrenz, der im Wuppertaler Zoo auf Transparenz setzt. So ist es den Pflegern seit Lawrenz’ Amtsübernahme erlaubt, auch über den Tod von Tieren zu sprechen, die den regelmäßigen Besuchern und Jahreskarteninhabern oft bestens bekannt sind.

Auch ein Tabu-Thema, nämlich das Verfüttern von Tieren an Wölfe, Löwen oder Tiger wurde angesprochen. „In der Natur werden Männchen und Weibchen etwa zu gleichen Teilen geboren, und wenn es für die Männchen keine andere Unterbringungsmöglichkeit in anderen Zoos gibt, dann müssen sie gekeult (so der Fachausdruck) werden und werden dann im Ganzen an Löwen oder Wölfe, wie in freier Natur, verfüttert“, bekannte Lawrenz freimütig. Für Tiere, die an ihrer Krankheit gestorben sind, gibt es spezielle pathologische Einrichtungen, in denen Krankheits- und Todesursache wissenschaftlich untersucht und eventuelle Lehren daraus gezogen werden.

„Haben Tiere eine Seele?“, diese Frage stellte Kurt Erlemann. Ein spontanes „Ja“ war die Antwort. Erlemann hatte erst vor drei Wochen seine Golden-Retriever-Hündin „Paule“ einschläfern lassen müssen. „Paule“ war nicht nur eine treue Freundin von ihm und Stefanie Springer, sondern auch Besuchshund im Seniorenheim Blankstraße, wo der Tod des Vierbeiners ebenfalls mit größter Bestürzung aufgenommen wurde.

„Auch Tiere können trauern“, erklärte Zoodirektor Arne Lawren. „Manche nehmen von verstorbenen Artgenossen regelrecht Abschied, Antilopen sehen es dagegen eher pragmatisch und wissen, dass der Löwe, der gerade ein Tier geschlagen hat und es auffrisst, jetzt satt ist und die Gefahr erst einmal gebannt ist. Im Zoo kann es passieren, dass hinterbliebene Tiere eine Zeitlang die Nahrung verweigern.“