Wo man auch hinschaut, man sieht aktuell in der Elberfelder Innenstadt vor allem eins: Müll. Egal ob auf oder neben den vollen Mülleimern, auf irgendwelchen Mauern oder vor allem auf der Straße – überall sammeln sich Berge aus Müll. Der Hintergrund: Bereits seit Montag wird der Eigenbetrieb Straßenreinigung Wuppertal (ESW) bestreikt. Die ESW-Mitarbeiter leeren keine Papierkörbe, reinigen weder Straßen noch Gehwege und Plätze.
Einwegbecher, Pizzakartons, Glasflaschen, verschiedenste Zettel – aus diesen Gegenständen setzen sich die Müllberge in der Elberfelder City am Mittwochmittag vor allem zusammen. Nahezu jeder Mülleimer ist randvoll und trotzdem versuchen Passanten noch, ihren Müll irgendwie hinein zu quetschen. Dabei hat die Stadt schon neben fast jeden Abfallkorb eine zusätzliche Tüte gehängt oder einen Papierkarton gestellt – diese bleiben jedoch weitgehend leer, während sich um die Tonne herum auf dem Boden der Unrat sammelt. Oder der Müll auf der Tonne gestapelt wird, mit der Gefahr, dass er wegfliegen könnte.
Dabei unterscheiden sich die Bereiche. An der Bushaltestelle Wall/ Museum ist die Menge an Müll deutlich größer als andernorts, beispielsweise an der Alten Freiheit. Während es an der Bushaltestelle schon stinkt, liegt dort kaum Müll auf dem Boden und die bereitgestellten Kartons und Tüten sind gut gefüllt. Auch am Busbahnhof am Hauptbahnhof sind die Mülleimer recht leer – höchstwahrscheinlich, weil heute aufgrund des Streiks keine Busse fahren. Am Hauptbahnhof fällt auch noch etwas anderes auf: Deutlich mehr Fahrräder als sonst stehen vor dem Eingang, E-Scooter hingegen sind Mangelware.
Auch den Passanten entgehen die Müllberge nicht. Viele betrachten stumm die überfüllten Mülleimer oder tauschen sich darüber aus, manche fotografieren sie sogar. Ein junger Mann läuft aus Versehen gegen einen Plastikbecher, der auf dem Boden liegt und kickt ihn unbeabsichtigt weg. Daraufhin schaut er von seinem Handy hoch, registriert die Müllberge und schüttelt den Kopf. Andere hingegen scheint der Müll nicht zu stören. Zwei Freundinnen essen am Döppersberg direkt neben den überfüllten Tonnen ihr Eis.
Elias Urich findet den Streik nicht gut. Die Stadt sehe komplett vermüllt aus und man müsse Müll mit nach Hause nehmen, wenn man den Zustand der Innenstadt nicht weiter verschlimmern will. Trotz eines gewissen Verständnisses wünscht er sich alternative Lösungen: „Öffentliche Mülleimer könnte man vielleicht trotzdem leeren und nur den Müll aus privaten Haushalten nicht abholen. Aber wenn man öffentliche Mülleimer nicht mehr leert, sieht es draußen einfach nur schlimm aus.“ Das schnelle Füllen der Mülleimer in den vergangenen Tagen rege zum Nachdenken an.
Städtische Arbeiten sollen weiterhin erledigt werden
Auch Firiad Mohmad kritisiert den unschönen Anblick und schlägt einen auf einige Stunden befristeten Streik vor. Rosemarie Etzold ärgert sich über den Streik. Die städtischen Arbeiten sollten weiterhin erledigt werden, findet sie: „Das zieht Ungeziefer wie Ratten an, da die Leute nicht immer so verantwortungsbewusst sind und auch Lebensmittel draußen wegwerfen. Dabei gibt es an der Wupper schon eine Rattenplage.“ Die Streiks der Mitarbeiter der Straßenreinigung hält sie für notwendig, empfindet aber den Preis, den die Bürger dafür bezahlen müssen, als zu hoch. Sie kritisiert die Wegwerfgesellschaft, die durch die Müllberge zum Ausdruck komme: „Muss man sein Getränk mitnehmen, anstatt sich einen Moment hinzusetzen und seinen Kaffee zu genießen?“
Genervt von den Streiks ist auch Tanja Ragge, die die Forderungen überzogen findet. Sie könne zwar verstehen, dass einzelne Gruppen mehr Geld bekommen müssen, bringt für einen Generalstreik jedoch kein Verständnis auf. Während sie sich durch Mülltrennung, den Kauf von Glasflaschen und weniger Plastikverpackungen bereits um eine nachhaltige Lebensweise bemühe, erstaune sie die Menge an Müll sehr.
Gelassener steht Angelika Hummel dem Streik gegenüber: „Ich persönlich habe kein Problem mit dem Streik, solange er nicht zwei Wochen dauert. Die Leute wollen mehr Geld und das sollen sie auch bekommen.“ Die Müllberge mit den vielen herumliegenden Pappbechern sind ihrer Meinung nach zu viel. „Aber vielleicht ist das auch ein Generationenproblem, ich bin damals anders aufgewachsen. Da gab es noch nicht so viele Einwegprodukte, heutzutage leben wir in einer Wegwerfgesellschaft“, erklärt sie.
Tatsächlich stören sich nicht alle Passanten an den Streiks und dem vielen Müll. „Ich finde es super, dass die Müllabfuhr streikt. Es sieht aus, als wäre hier eine Bombe eingeschlagen. Es ist ein extrem lustiger Anblick“, findet Fritz Müller. Er habe sogar ausnahmsweise außer Haus gegessen, um sich die vermüllte Stadt anzusehen. Den Streik hält er aufgrund der Inflation für gerechtfertigt. Außerdem sei die Arbeit der Stadtreinigung sehr anstrengend und werde oft übersehen. Den Anblick vermüllter Straßen kenne er noch aus seiner frühen Kindheit Anfang der 1990er Jahre, sodass ihn Anblick und Ausmaß nicht überraschen.