Stromerzeugung: „Nicht auf den Wandel warten, sondern handeln“

Wolfgang Fischer setzt auf eine neue Art der Stromerzeugung. Dafür hat er sich in seinen Keller ein Mikrokraftwerk einbauen lassen.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Das Haus von Wolfgang Fischer liegt im Wohngebiet in der Beek. Er kommt dem Besuch auf der Terrasse entgegen und scheint vor Energie nur so zu strotzen. Der 80-Jährige wirkt fit und berichtet stolz über sein Blockheizkraftwerk, das er seit Juli dieses Jahres in seinem Keller stehen hat.

Er ist der erste Wuppertaler Privathaushalt, der ein Mikrokraftwerk — wie der Hersteller Solid Power das Gerät bezeichnet — besitzt. Es steht im Keller und ist nicht viel größer als eine Waschmaschine. Doch unter dem Gehäuse verbirgt sich eine Technik, die im Jahr etwa 13 000 Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt. Fischer verbraucht den Strom selbst für seine Fußbodenheizung. „Die Fußbodenheizung haben wir 1973 einbauen lassen. Die Technik, den Boden mittels Wasserschläuchen zu heizen, gab es damals noch nicht“, sagt Fischer. Stattdessen wurden Drähte aus Wolfram verlegt. Die Drähte werden durch Strom erhitzt und geben die Wärme durch den Fußboden ab. Das Mikrokraftwerk ließ sich Fischer einbauen, um seine Stromkosten zu reduzieren.

Voraussetzung für den Einbau ist ein Gasanschluss. Denn der Strom wird aus Gas gewonnen. „Im Wesentlichen ist es so, dass die Brennstoffzelle mittels einer elektrochemischen Reaktion das Erdgas in seine Bestandteile zerlegt“, sagt Benjamin Wöllenweber, Marketing- und Kommunikationsmanager der Firma Solid Power. Der daraus gewonnene Wasserstoff reagiert zusammen mit Sauerstoff aus der Luft. Dabei entstehen Wasser, Strom und Wärme. Im Gegensatz zu einem Blockkraftheizwerk entsteht in einem Mikrokraftwerk mehr Strom als Wärme.

Die bei der Stromerzeugung anfallende Abwärme kann aber für die Erzeugung von Warmwasser genutzt werden. „Die positiven Effekte der Brennstoffzelle werden mit konventionellem Erdgas nutzbar gemacht“, sagt Wöllenweber. So müsse man nicht auf die Wasserstoffzukunft warten.

Wolfgang Fischer, Besitzer eines Mikrokraftwerks

Die Anschaffungskosten für ein Mikrokraftwerk sind mit mindestens 28 000 Euro vergleichsweise hoch. Das rechnet sich vor allem für gewerbliche Nutzer wie Bäckereien, die den Strom für die Kühlung selbst verbrauchen. Aber auch für einen Privathaushalt, der außer dem üblichen Verbrauch auch Strom für ein Schwimmbad oder ein Elektroauto benötigt, kann ein Mikrokraftwerk interessant sein. Nicht verbrauchter Strom wird gegen eine Vergütung ins Netz gespeist. „Je mehr des erzeugten Stroms man selbst verbraucht, desto eher amortisiert sich die Anlage“, erklärt Wöllenweber. Im Idealfall sind das sieben Jahre.

Seine Stromrechnung konnte Fischer mit dem selbsterzeugten Strom sofort mindern. Während er zuvor etwa 25 Cent für ein Kilowattstunde Strom bezahlte, kann er mit dem Mikrokraftwerk die Kosten für Strom halbieren. Dennoch fragten ihn unter anderem seine Kinder, warum sich Fischer in seinem Alter noch so ein teures Gerät anschaffe. „Es ist eine Investition in die Zukunft“, sagt Fischer und schickt ein Motto hinterher: „Nicht auf den Wandel warten, sondern handeln.“