Studierende präsentieren ihre Ideen für die Zukunft
Ausstellung von Abschlussarbeiten des Industrial Designs an der Uni Wuppertal.
Ein Lötkolben, der sich mit einem Tablet verbinden lässt — Zukunftsmusik? Nicht an der Wuppertaler Universität, die am vergangenen Wochenende zum Ausstellungsraum für Studierende des Bachelorstudiengangs Industrial Design und des Masterstudiengangs Strategische Produkt- und Innovationsentwicklung wurde. Die Eröffnung am Freitagabend erfolgte im Rahmen der fakultätsinternen Zeugnisvergabe, bei der Prof. Gert Trauernicht alle ausgestellten Projekte und ihre sichtlich stolzen Schöpfer mit herzlichen Worten vorstellte.
Ein Abschlussprojekt im Industrial Design bedeutet den Modellbau eines nach einer Bedarfsanalyse eigens entwickelten Produktes. So entstanden in diesem Jahr beispielsweise ein Wecker, der den individuellen Tagesrhythmus des Schlafenden berücksichtigt und ein Audioguide, der sich auf die Interessen des Hörenden einstellt und angenehm hinter dem Ohr sitzt, um gleichzeitige Gespräche zu ermöglichen. Wesentlich abstrakter gestalten sich die Projekte der Masterabsolventen: Anstatt plastischer Modelle gab es hier detailreich ausgearbeitete Marktstrategien zu bestaunen, anschaulich festgehalten in umfangreichen Informationsbroschüren.
In der Ideenfindung für die Abschlussarbeiten sind die Studierenden völlig frei. „Jeder bringt schon zu Anfang seine eigenen Interessen mit“, berichtete Sabrina Haus, deren mobile Camping-Kocheinheit mit einer Bestnote ausgezeichnet wurde. „Während des Bachelors findet man dann seine Richtung und seinen eigenen gestalterischen Stil.“ Einige der Projekte wurden gemeinsam mit interessierten Unternehmen entwickelt und unterliegen in der aktuellen Phase noch der Geheimhaltung.
Studierende des Industrial Designs müssen sowohl kreatives als auch technisches Talent mitbringen, wie in den anschließenden Räumen ausgestellte Arbeiten früherer Semester zeigten: Technisches Zeichnen steht ebenso auf dem Studienplan wie erste Bauversuche in der hauseigenen Werkstatt. Das breitgefächerte Bachelorstudium ist eine Basis für zahlreiche Spezialisierungen von Produktentwicklung und Marketing bis hin zu Architektur, während sich der Masterstudiengang Strategische Produkt- und Innovationsentwicklung aus Ingenieuren, Designern und Wirtschaftswissenschaftlern zusammensetzt. Beide Studiengänge zeichnen sich dank ihrer überschaubaren Menge an Studierenden durch ein familiäres Verhältnis untereinander und eine engagierte Betreuung seitens der Dozierenden aus. „Hier ist man nie auf sich allein gestellt“, freute sich Thomas Hahnke, Erfinder eines motorisierten Rollators.
Einen Großteil der Modelle und ihrer beeindruckend professionellen Präsentationen zahlen die Studierenden, die nicht mit einem Unternehmen zusammenarbeiten, aus eigener Tasche. „Die Materialkosten summieren sich wahnsinnig“, erzählte Mia Pupeter, die eine Tätowiermaschine für medizinische Zwecke entworfen hat. „Ich bin für das ganze Projekt bestimmt 1000 Euro los.“ Timo Janzon, dessen Post-Kart die Arbeit von Postzustellern angenehmer und effizienter gestalten soll, konnte das bestätigen: „Du gehst durch die Hölle, aber du gehst gern durch die Hölle, weil es dein eigenes Projekt ist. Da tun dann auch die Finanzen nicht so weh.“ „Oder die Nachtschichten!“, ergänzte Thomas Hahnke. „Man wird echt zum Perfektionisten, am Ende muss alles stimmen.“ Schließlich kann ein gelungenes Abschlussprojekt zum Türöffner für die berufliche Zukunft werden. Und angesichts der Begeisterung der Ausstellungsbesucher lässt sich jetzt schon sagen: Die Arbeit hat sich gelohnt.