Schule Stundenplan für eine ganze Schule erstellen: „Das ist wie Sudoku für Erwachsene“
90 Lehrer, 1050 Schüler - den Stundenplan für das CDG zu erstellen, ist anspruchsvoll. Ein Besuch vor Ort.
„Das ist wie Sudoku für Erwachsene“, sagt Thomas Austermann. Gut 90 Lehrer muss er gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Schwarz auf 1050 Schüler und diverse Räume aufteilen. Das Programm Untis hilft ihm dabei — doch vor allem ist die Stundenplangestaltung viel Kniffelarbeit. Fünf bis sechs Tage verbrachte das Duo des Carl-Duisberg-Gymnasiums in den Sommerferien mit der Arbeit am Stundenplan. Sobald ein Lehrer in Elternzeit geht, langfristig krank wird oder neue Referendare kommen, muss wieder neu geknobelt werden. Bis zu zehn Stundenpläne erstellen die Planer pro Schuljahr.
Am Anfang steht die von der Schulleitung vorgegebene Stundentafel für die jeweiligen Jahrgangsstufen. Dann geben die Planer ein, welche Turn- und Schwimmhallen-Kapazitäten wann zur Verfügung stehen. Denn dort gibt es die wenigsten Variationsmöglichkeiten. Nur eine Doppelstunde Schwimmen erhält die Schule für das nächste Schuljahr. Da alle fünften und sechsten Klassen Schwimmunterricht bekommen sollen, muss ihr Sportunterricht auf jeden Fall in dieser Doppelstunde liegen. Viele bunte Kästchen füllen die beiden Bildschirme im Planungszimmer. Für den Laien ist es unmöglich, einen Überblick zu gewinnen.
Zwischen Ostern und den Sommerferien wählen die Oberstufenschüler ihre Kurse — jeder individuell nach seinem Geschmack. Dementsprechend bekommt jeder seinen eigenen Stundenplan. Ebenfalls zu Beginn müssen die Planer dienstliche Abwesenheitstage der Lehrer eingeben: Referendare haben in der Regel donnerstags ihre Ausbildungstage, an denen auch ihre Fachbetreuer meist nicht für den Unterricht zur Verfügung stehen. Einige Kollegen moderieren mittwochs Fortbildungen.
„Auch Religionsunterricht muss in den einzelnen Stufen parallel liegen“, erklärt Austermann. Ebenso die sieben Wahlpflicht-Fächer der achten Klasse. „Wenn da ein Fachleiter dabei ist, fällt der Donnerstag schon einmal weg.“ Nach diesen Grundvoraussetzungen lassen die Stundenplaner das Programm das erste Mal rechnen. Das dauert schon etliche Stunden.
Danach folgen die weiteren Fächer. „Die Oberstufe stellt für uns das größte Problem dar“, sagt Austermann. Immer wieder sagt der Computer, dass Kurse oder Lehrerstunden kollidieren. Dann müssen die Menschen vor dem Rechner Lehrer tauschen, bis es passt. Oder es gibt Engpässe bei Fachräumen, etwa für Chemie oder Physik. Weitere Vorgaben besagen, dass Klassen der Sekundarstufe I nachmittags keine Hauptfächer haben sollen und dass der Mittwoch Nachmittag für das Musical-Projekt frei bleibt. Siebte und achte Klassen dürfen Dienstags keinen Nachmittags-Unterricht haben, wegen der Konfirmationsvorbereitung in vielen Kirchen. Das endgültige Ausrechnen des Stundenplans dauert mehrere Tage. „Als wir nach der Umstellung auf G8 den Doppeljahrgang hatten, haben wir nach 100 Stunden abgebrochen“, erzählt Austermann.
Anschließend folgt die Feinarbeit: Wie können unnötige Lehrerwechsel in den Klassen vermieden werden? Wie kann getauscht werden, damit Klasse A nicht zwei Hauptfächer hintereinander hat mit jeweils 90 Minuten? Wie können Freistunden reduziert werden? „Ich habe drei Jahre gebraucht, um das Programm zu durchblicken — die Grundlagen hat man schnell drin, aber die Kniffe, um bestimmte Probleme schnell zu lösen, lerne ich erst allmählich“, sagt Christian Schwarz. Es kein Zufall, dass beide Planer Mathematik unterrichten. „Man muss das Puzzeln mögen.“ Die beiden Stunden, die sie jeweils von ihrer Unterrichtszeit erlassen bekommen für die Planungsarbeit, reichen dafür bei weitem nicht aus. Jetzt hoffen sie, dass so schnell niemand in Mutterschutz geht und ihr mühsam ausgearbeiteter Stundenplan möglichst lange hält.