Busfahren steht auf dem Stundenplan
Die Busschule der Rheinbahn macht Viertklässler fit für die Fahrten mit dem Schulbus.
Hilden. „Achtung! Ich! Bremse! Jetzt!“, ruft Busfahrer Stephan Norff laut über die Schulter und steigt voll in die Bremse. Es poltert laut. Dummy „Tim Tonne“ saust mit einer gewaltigen Kraft nach vorne und prallt gegen eine Haltestange. Die Mädchen und Jungen der Grundschule Schulstraße erstarren für einen Moment und sind ganz still vor Schreck. „Hat sich jemand wehgetan?“, fragt Norff. Alle schütteln den Kopf. Denn in den Stunden zuvor haben sie in der Busschule auf dem Rheinbahn-Betriebshof Düsseldorf-Benrath bereits gelernt, was es bedeutet, sicher zu sitzen.
20 Klassen aller Grundschulen in Hilden nehmen zurzeit am verkehrspädagogischen Projekt „Busschule“ teil. Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen haben in den vergangenen Jahren gezeigt, wie wichtig und sinnvoll die Busschule ist. Seit ihrem Start im Jahr 2002 stand sie für die Hildener Schüler 383 Mal auf dem Stundenplan. 10 490 Kinder haben teilgenommen — davon rund 600 allein in diesem Jahr.
Hilden und Meerbusch sind die einzigen Städte in Nordrhein-Westfalen, die ihre Grundschüler in die Busschule schicken. Die Stadt Hilden, die Rheinbahn und die Eugen-Otto-Butz-Stiftung übernehmen die Kosten. „Dieses Engagement ist vorbildlich. Die Stadt Hilden übernimmt damit in vorausschauender Weise Verantwortung für ihre jungen Bürger, die mit den Bussen unterwegs sind; eine gute Investition in die Zukunft“, sagt Rheinbahn-Marketingleiterin Chantal Kleine. Ziel der Busschule ist es, die Sicherheit auf dem Schulweg und in der Freizeit zu erhöhen, Unfällen vorzubeugen, die Kinder für Gefahrenquellen zu sensibilisieren und ihre Kompetenz rund um die Mobilität zu erhöhen.
Täglich sind rund 80 000 Schüler mit den Fahrzeugen der Rheinbahn im ganzen Netz unterwegs. Dabei bieten Bus und Bahn im Vergleich zum Fahrrad oder zum Fußweg die sicherste Mobilität für die Kinder — denn nur sieben Prozent aller Unfälle mit Kindern im Straßenverkehr ereignen sich im Zusammenhang mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Unfälle mit Schulkindern als Beifahrer im Pkw auf Schulwegen haben sogar zugenommen.
Spielerisch stellen die Schüler Alltagssituationen nach — sicheres Warten an der Haltestelle, reibungsloses Einsteigen in den Bus, richtiges Stehen und Sitzen im Bus — unter Anleitung von Rheinbahn-Pädagogin Ina Baumann sowie den Fahrern Stephan Norff und Andre Walther. Ina Baumann führt den Schülern kleine Rollenspiele vor, bei denen sie richtiges und falsches Verhalten zu unterscheiden lernen — professioneller Sturz über den Haltebügel inklusive. Karsten Ingenhoven, Leiter der Verkehrsunfallprävention der Kreispolizei, erklärt den Kindern, wie man an der Haltestelle wartet und wie man im Notfall Hilfe von der Polizei bekommt. Er spricht auch Themen wie Vandalismus und Schwarzfahren an — behutsam und kindgerecht. Bürgermeisterin Birgit Alkenings fährt zwar persönlich mehr Rad als Bus, nimmt sich aber immer Zeit für Busschule — und zeigt damit, wie wichtig ihr das Projekt ist.