Verkehrsführung bedarf einer Korrektur

Ruhiger sollte es auf der Erkrather Straße werden. Die Stadt sperrte die Straße mit Pollern ab. Ist das die ideale Lösung?

Foto: Stephan Köhlen

Haan. Haben sich die Sperrpfosten an der Erkrather Straße wirklich bewährt? Die Zahlen zu den Verkehrsströmen des Gutachterbüros Runge und Küchler aus dem Jahr 2014 sind weitgehend so eingetroffen wie prognostiziert. Damals beleuchtete das Gutachten sieben Varianten zu Verkehrsberuhigung der Erkrather Straße. Es bleibt wohl das Geheimnis der Politiker, was sie damals dazu veranlasst hat, sich ausgerechnet für die Variante zu entscheiden, die von den Experten wörtlich wie folgt beurteilt wurde. Zitat: „…Variante drei bietet durch die Unterbrechung der Erkrather Straße die höchste Entlastungswirkung für die Anlieger. Sie bedeutet jedoch gleichzeitig einen erheblichen Mehrverkehr im äußeren Straßennetz durch die Umwegfahrten und in diesem Zusammenhang auch eine Verschlechterung der Erreichbarkeit des Quartiers um die Erkrather Straße. Insbesondere für den Knotenpunkt Flurstraße/Hochdahler Straße sind in erster Abschätzung Einschränkungen der Verkehrsqualität zu befürchten, da dieser [...] bereits als hoch ausgelastet gekennzeichnet wurde. Variante drei sollte nicht umgesetzt werden…”

Wie schon 2014, fehlen auch diesmal harte Zahlen, was dieser „erhebliche Mehrverkehr” an mehr Fahrkilometern und an mehr Emissionen der Bewohner des Karrees Flur-, Hochdahler-, Düsseldorfer- und Erkrather Straße bedeutet. Immerhin prognostizierte das Gutachten damals rund 2800 Autos mehr auf der Düsseldorfer Straße, plus 2600 auf der Hochdahler Straße, 1800 auf der Flurstraße und 800 mehr Autos auf der Bachstraße.

Eine ausgesprochen konservative Hochrechnung der mehr gefahrenen Kilometer und Kohlendioxid-Emission: Gehen wir von einer mittleren Fahrstrecke von rund drei Kilometern für diejenigen aus, die südlich wohnen und zur Autobahn wollen und umgekehrt die im nördlichen Teil des Karrees wohnen und nach Hilden wollen. Gäbe es nur rund 500 Pkw, die einmal pro Tag diesen Umweg von Zuhause zur Arbeit und wieder zurückmachen, kämen täglich rund 3000 Kilometer und insgesamt jährlich 1 095 000 Mehrkilometer zusammen. Bei einem durchschnittlichen Spritverbrauch von nur sechs Liter pro 100 Kilometern bedeutet das jährlich 65 700 Liter mehr an Sprit und einen zusätzlichen Ausstoß von über 164 Tonnen Kohlendioxid. Die Mehrkosten für die Anwohner, alleine an Sprit, rund 85 000 Euro pro Jahr oder 170 Euro pro Fahrzeug. Das ist nur eine Schätzung. Das im Gutachten erwähnte Mehr an Fahrzeugbewegungen, lässt weit höhere, reale Belastungen befürchten. Gutachten sollten komplett beauftragt werden und die gesamtgesellschaftlichen Fragen wie den Umweltschutz unbedingt einschließen. Alleine eine eingetretene, statistische Prognose ist kein Garant, die beste Lösung gefunden zu haben. Vielleicht wäre es auch ein guter Anfang, dem Rat der beauftragten Experten zu folgen und nicht ausgerechnet die Variante auszuwählen, von der die Fachleute ausdrücklich abraten. Auch ein Blick in frühere Unterlagen hilft. Schon 2006 war die versuchsweise Sperrung für zwei Monate in Höhe Sandbach nach wenigen Wochen und vielen Protesten wieder abgebrochen worden. Vorher schon war die Straße wegen der Renovierung der Sandbach-Brücke an genau gleicher Stelle lange Zeit gesperrt — und nachher wieder für den Verkehr freigegeben worden.

Auch moderne Technik ließe sich nutzen. Es reicht nicht, wenn man Google alleine herausfinden lässt, dass eine Straße gesperrt ist. Eine solche Information muss aktiv von der Verwaltung an die zentralen Datenbanken der Navigationsgeräte-Hersteller gereicht werden. Da werden auch Hinweise zur „eingeschränkten Befahrbarkeit” etwa von Anliegerstraßen gerne eingearbeitet. So wird dem navi-orientierten Autofahrer von vornherein der Weg über Hauptstraßen gewiesen.

Die Verkehrsführung bedarf dringender Korrektur. Denkbar wäre die 2014 empfohlene Variante des Gutachtens: Unter dem Stichwort „Widerstandserhöhung Erkrather Straße“ waren folgende Schritte zusammengefasst: Zwischen Forstweg und Flurstraße sollte die Erkrather Straße „unechte Einbahnstraße“ werden; mit Einfahrtverbot von der Flurstraße und nur Rechtsabbiegen in Richtung Stadtmitte. Auf der geradlinig geführten Erkrather Straße sollten fünf Berliner Kissen das Tempo effektiv drosseln. Das hätte die Verkehrsverhältnisse weitgehend stabil gehalten.