Musikalisch-heiterer Jahresrückblick „Talfahrt“ lässt 2024 in Wuppertal Revue passieren und arbeitet die lokalpolitischen Ereignisse satirisch-kritisch auf

Wuppertal · Die drei Musketiere kreuzen die Klingen und lassen ihre Muskeln spielen. Am Ende des Jahres luden sie wieder ein zur lustigen Sause hinab ins Tal.

Ulrich Rasch (v.l.), Jens Neutag und Jürgen H. Scheugenpflug sorgten im Barmer Bahnhof für viele Lacher.

Foto: Andreas Fischer

Im ausverkauften Barmer Bahnhof blickten Ulrich Rasch, Jens Neutag und Jürgen H. Scheugenpflug auf ihrer „Talfahrt“, dem Kabarettjahresrückblick für Wuppertal, auf das vergangene Jahr zurück. „Der Rückblick ist besser als das Jahr selber“, betonten sie zu Beginn, da schwant dem Besucher schon Arges.

Nach der obligatorisch gemeinsam gesungenen ersten Strophe vom Bergischen Heimatlied, machte man sich daran, genussvoll Revue passieren zu lassen. Quartalsweise wurde in Erinnerung gerufen, was in der Stadt so alles passiert ist. „Nicht erschrecken, wir sind noch im Januar“, so Neutag zur Meldung vom Beschluss des Ausbaus der L419 in Ronsdorf. Kleine Geschehnisse und politische Begebenheiten wechselten sich ab. Einspieler aus „Rede mit Ede“ zum Thema 70 Jahre Parkuhr oder Sarah Wagenknecht als russische Matroschka.

Immer wieder mit dabei war das „Trio Infernale“, Michael Wessel, Hans-Jörg Herhausen und Johannes Slawig. „Tick, Trick und Track vom Toelleturm“ mischten die politische Landschaft der Stadt auf und sorgten im Barmer Bahnhof für manchen Lacher. Gerne auch mit Musik: „Uwe, Uwe mach’ doch weiter, jag’ den Slawig auf die Leiter“, erklang es zur Melodie von Paulchen Panther. Die Buga war Thema, Alt-Ob Peter Jung wurde zitiert, der das Demokratieverständnis von Slawig, nach seinem Vorstoß diese zu stoppen, beklagte. Die Streiche von Max und Moritz dienten als Grundlage für eine gereimte Abrechnung von Rasch, Neutag und Scheugenpflug: Bei der „Rickeracke! Rickeracke!“ verschwinden die drei Bösewichter in der Mühle, ein Höhepunkt des Abends.

Auf Bildeinspieler wurde gern zurückgegriffen, von der traurigen Fassade des Abeler-Hauses über Neuzugänge im Zoo und die Info, was ein Roter Vari ist (nicht Donald Trump), bis zum Schwuppi-Legobausatz. Der Kaufhof wird in einem Song vermisst, „da, wo man stundenlang an der Kasse stand“. Bauernproteste, Demos gegen Rechts, E-Scooter – alles war Thema. Und immer wieder musikalische Einlagen, die einige Punkte aufgriffen. „Meine Oma fährt mit dem E-Scooter nach Barmen.“

Ein großer Rundumschlag nach bekannter Talfahrt-Art, manches verflachte jedoch und es fehlte mitunter die Schärfe. Der Text des Rap-Songs „Wuppertal Flavour“ von Adam Ammouri bekam sein Fett weg und es wurde spekuliert, wie man auf den Wahlzettel der AfD kommt. Vielleicht muss man als Letzter betrunken von der Bank fallen. „Der Verlust von Scham ist das erste Zeichen von Schwachsinn“, zitierte das Trio dazu Sigmund Freud. Apropos Bank, da gibt es doch noch die goldenen Bänke in Elberfeld...

Liebeserklärungen an die Stadt, gepaart mit Optimismus, fehlten nicht: „In dieser Stadt kenn‘ ich mich aus, in dieser Stadt bin ich zuhaus‘, aus dem Tal komm‘ ich wieder raus.“ Schulden drücken die Stadt, da wird auf ein Lied zurückgegriffen, das bereits zu Zeiten von Peter Jung aktuell war und in dem auch Slawig schon vorkommt. Ob kleine oder große Pannen in Lokalpolitik und Verwaltung, nichts bleibt dem Trio verborgen. Auch politische Abgänge gab es 2024. Frank Meyer war Dezernent für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr. Seine Verabschiedung wurde bei Talfahrt mit der Erkenntnis „hat sich durchlaviert ganz ohne Ahnung“ kommentiert. Anders Stefan Kühn, für den die Laurentiuskirche in Stefansdom umbenannt werden könnte. Immerhin wird für Matthias Nocke die Umbenennung vom Dasnöckel in „Das Nöcke“ vorgeschlagen. Klaus-Jürgen Reese tritt zurück, „das mit Wut und das tut der Stadt sehr gut“. Bei aller Unkerei und Frotzelei, Heimatpflege muss sein. Ein Hoffnungsschimmer erklang zum Schluss, ein Lied auf die Bundesallee, „die schönste Straße der Welt“.

Die nächste Talfahrt ist am 12. Januar in der Börse. Beginn 18 Uhr, Tickets gibt es für 20 Euro (Vorverkauf), 24 Euro an der Abendkasse.