Wetter Temperaturen auf Rekordniveau: Martinisommer in Wuppertal

Der November ist bisher zu warm. Das hat Folgen für Mensch und Natur.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Es wird früh dunkel. Die Blätter sind von den Bäumen gefallen, und der Herbst ist da. Eigentlich, so sagt einem das Gefühl, sollte es kalt werden. Aber zuletzt gab es tagsüber Temperaturen von beinahe 20 Grad. Auch für heute sind 15 Grad angesagt. Solche warmen November werden Martinisommer genannt. Und dieser ist in Wuppertal auf Rekordniveau.

Thomas Kesseler-Lauterkorn vom Deutschen Wetterdienst (DWD) sagt: „Die Mitteltemperatur der ersten zehn Novembertage liegt in Wuppertal-Buchenhofen bei 12,4 Grad Celsius, der langjährige Mittelwert für den Zeitraum beträgt 6,9 Grad. Das heißt, wir liegen im Moment um etwa 5,5 Grad über dem langjährigen Durchschnitt — klimatologisch gesehen eine gewaltige Hausnummer.“

Andere Experten halten die aktuellen Temperaturen für nicht ungewöhnlich. Ralf Koppmann, Atmosphärenphysiker an der Uni Wuppertal, sagt, solche Ausreißer gäbe es immer wieder. Das bestätigt auch Susanne Fischer, Sprecherin des Wupperverbands, der drei Messstationen in Wuppertal betreibt. „Das aktuelle Wetter ist nicht außergewöhnlich, aber langfristig müssen wir uns schon auf steigende Temperaturen einstellen“, prognostiziert sie.

Für die Natur bedeutet das Verwirrung. Manche Frühlingsblüher wie Christrosen und Schneeglöckchen tauchten jetzt auf, als wäre die Kälte schon vorüber, sagt die Staudengärtnerin Anja Maubach. Andere Pflanzen blieben dafür länger grün. Insgesamt sieht Maubach keinen Grund zur Sorge: Die Pflanzen könnten die Temperaturen abfangen.

Gleiches gilt für den Einzelhandel. Rigo Michael Budel von der Galeria Kaufhof am Neumarkt sagt, der Verkauf von Wintermode laufe im Moment schleppend. Aber das sei noch kein Problem. „Wir gleichen das noch mit Uhren, Schmuck oder Spielwaren aus.“ Sollten aber nicht bald die Temperaturen sinken, müsse mit Rabatten und Reduzierungen nachgeholfen werden. Ursula Petzhold, Inhaberin des Modehauses Haschi am Werth 32, sagt, dass die Lage derzeit nicht schlimm sei. „Der kalte September war ein richtig guter Saisonstart für uns.“ Und der Winter wird kommen, ist sie sich sicher. „Dass wir zwischendurch warme Tage haben, erleben wir jedes Jahr.“

Für die Gastronomie wären Schnee und Eis dagegen der Horror, sagt Achim Brand, Betreiber des Café du Congo an der Luisenstraße. Bei den warmen Temperaturen gingen die Menschen eher aus. Das würden auch die Gastronomen im Luisenviertel regelmäßig feststellen. „Wenn es warm und trocken ist, gehen die Leute lieber vor die Tür.“ Auch Frank Stausberg, Vorsitzender der IG Luisenstraße, meint, das schöne Wetter habe dem Viertel gutgetan.

Auch wenn es nicht sicher ist, geht Thomas Kesseler-Lauterkorn vom Wetterdienst davon aus, dass es auch in den kommenden zehn Tagen so warm bleibt. Das mag nicht alle freuen, aber jedenfalls die Konsumenten: Die können gemütlich im Luisenviertel sitzen und bei dem einen oder anderen Einzelhändler auf Rabatte hoffen.