Therapiepark: Tierische Therapeuten in der Reha
Quessant-Schafe unterstützen ab sofort in der Klinik für geriatrische Rehabilitation die Arbeit der Ärzte.
Wuppertal. David, Donald und Don Camillo heißen die neuen Mitglieder im Ergo-Team der Klinik für Geriatrische Rehabilitation. Die drei sind allerdings keine Nachwuchs-Therapeuten, bei dem Trio handelt es sich um Schafe.
"Bislang kennt man aus der Therapiearbeit Pferde und Delphine", erklärt Annette Welz-Barth, Chefärztin der Reha-Klink. "Für die Arbeit mit unseren Patienten eignen sich die Quessant-Schafe besser." Drei ihrer Gattung grasen jetzt im Krankenhausgarten.
Viele Patienten der Klinik haben einen Schlaganfall erlitten oder sind dementiell verändert. So wie Paul Siegers. Allen körperlichen Einschränkungen zum Trotz strahlt sein Gesicht, wenn er mit seiner Gehhilfe zu dem kniehoch umzäumten Areal schreitet, auf dem die Tiere friedlich zwischen Butterblumen und Klee rumlümmeln.
"Kommt!", lockt Paul Siegers. Lammfromm baut sich David vor ihm auf, lässt sich füttern und kraulen und trottet neben dem alten Mann langsam über die bunt blühende Wiese.
"Der Patient ist kaum wiederzuerkennen", beschreibt Ergotherapeut Detlef Ebeling die unmittelbare Wirkung des Vierbeiners. Nicht nur, dass die kaffeebraunen Kurzschwanzschafe wegen ihres Niedlichkeitsfaktors das Herz öffnen und Momente mit ihnen die Patienten von der eigentlichen Erkrankung ablenken. "Ist doch klar, dass die Leute sich lieber an der frischen Luft, von Tieren motiviert, als an der Sprossenwand des klinischen Therapieraums bewegen." Doch nicht nur als positive Verstärkung sind die Tiere wichtig.
"Viele unserer Patienten gehören zu einer Generation, die auf dem Land mit Nutztieren groß geworden ist", so Ebeling. Diese Kindheitserfahrungen sind im Langzeitgedächtnis gespeichert und die lang verschütteten Erinnerungen zu reaktivieren ist wichtig, um emotionalen Zugang zu den Patienten zu finden. "Das ermöglicht uns neben den mobilen körperlichen Aktivitäten eine individuelle biographische Arbeit."
Positive Effekte des Zusammenlebens von kranken Menschen mit Tieren sind bekannt und werden wissenschaftlich verifiziert. Gerade in der Therapie von Alzheimer und Demenz können Tiere sinnvoll eingesetzt werden.
Quessant-Schafe gehören zur kleinsten Schafrasse der Welt. Vom Widerrist (Rücken) bis zum Boden misst es maximal 49 Zentimeter und wiegt zwischen 13 und 19 Kilo. Zwar besitzen die Böcke dieser zur Gruppe der nordischen Kurzschwanzschafe gehörenden Paarhufer eindrucksvolle Hörner - sind aber lammfromm.
Bereitwillig lassen sich die Tiere streicheln und anfassen, spazieren gerne im gemütlichen Tempo neben "ihrem" Menschen her und gibt’s mal keine Leckerlis, halten sie den Klinikrasen schön kurz.