Thermografie: „In Wuppertal geht eine Menge Energie verloren“
Wer sein Haus nicht richtig dämmt, verpulvert derzeit beim Heizen viel Geld. Stefan Bürk von der Verbraucherzentrale erklärt, wie eine Wärmebild-Aufnahme Hausbesitzern beim Sparen helfen kann.
Herr Bürk, wie genau läuft eine Thermografie-Aktion ab?
Stefan Bürk: Nachdem sich ein Kunde für die Aktion bei uns angemeldet hat, leiten wir diese Anmeldung an einen Thermografen — das ist ein Fachmann für Wärmebilder— weiter. Der kommt dann nachts mit einer Infrarot-Kamera zum Kunden und macht die Wärmebilder vom Haus. Die Aufnahmen sind in der Regel schnell gemacht. Das kann schon nach einer Viertelstunde fertig sein. Auf diesen Bildern kann man dann sehen, wo besonders viel Wärme verloren geht.
Wie genau funktioniert so eine Infrarot-Kamera?
Bürk: Wärme ist eine Strahlung. Und eine Strahlung im langwelligen Bereich kann man mit Infrarot messen. Jeder Körper strahlt Wärme aus. Man merkt das zum Beispiel an einer Kerze. Von oben steigt natürlich warme Luft auf, aber man spürt ja auch so die Hitze. Und das ist eben keine warme Luft, sondern Strahlung. Das ist im Grund so ähnlich wie Licht, nur nicht sichtbar.
Wie erkennt man die Wärmeverluste?
Bürk: Die roten Flächen auf den Bildern zeigen, wo man große Verluste hat. Die blauen Flächen markieren einen geringen Wärmeverlust. Aber die Interpretation der Aufnahme ist nicht immer einfach. Wenn man zum Beispiel ein Dach abfilmt und das auf den Bildern hinterher keine roten Stellen aufweist, bedeutet das nicht unbedingt, dass es gut gedämmt ist. Das Dach spiegelt sich in einigen Aufnahmen zum Himmel hin und der Himmel ist sehr kalt. Das Dach kann also auch ganz miserabel sein.
Muss man als Hausbesitzer bei der Thermografie nachts dabei sein?
Bürk: In der Regel nicht. Aber natürlich gibt es Kunden, die nachts um 4 Uhr aufstehen, weil sie sich die Thermografie mal ansehen wollen. Technikverliebte Menschen wollen sich das nicht entgehen lassen.
An die Thermografie schließt sich auch eine Beratung an. . .
Bürk: Das ist ja das Besondere an der Aktion, dass wir den Hausbesitzer mit den Aufnahmen nicht alleine lassen. Wir besprechen die Bilder mit ihm und reden dann auch über Sachen, die man auf den Aufnahmen nicht sehen kann, zum Beispiel Kellerräume oder Heizungsanlagen.
Die Thermografie muss im Winter und nachts gemacht werden. Warum?
Bürk: Damit die Kontraste zwischen warm und kalt gut sichtbar sind. Wichtig ist auch, dass es eine gleichmäßige Temperatur gibt. Wenn sich zum Beispiel die Wände in der Abendsonne aufwärmen, bekommt man verzerrte Aufnahmen.
Wie sieht es insgesamt mit der Wärmedämmung in Wuppertal aus?
Bürk: Man kann hier in Wuppertal noch viel machen, was die Dämmung betrifft. Es wird zwar einiges getan, aber es gibt noch eine ganze Menge Häuser, die man verbessern kann.
Wie sehr lässt sich durch effektive Dämmung Energie sparen?
Bürk: Man kann mit Hilfe von Dämmung den Zustand erreichen, dass man gar nicht mehr heizen muss. Es gibt ja inzwischen sogar Plus-Energie-Häuser, die über das Jahr mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen. Und da geht hier in Wuppertal schon eine ganze Menge Energie verloren. Alle reden von Energiewende, denken aber nur an Wind- und Atomkraft, dabei ist das Thema Wärmedämmung auch ein Spielfeld, was in der Summe vielleicht sogar noch entscheidender ist.
Kann der Hausbesitzer anhand der Wärmebilder Umbaumaßnahmen planen?
Bürk: Umbaumaßnahmen können sie nicht nach den Bildern, sondern erst nach der anschließenden Beratung planen. Wenn die dann sehr umfangreich ausfallen sollte, würden wir empfehlen, noch einen Architekten einzuschalten. Wir können in der Beratung nämlich nur Anstöße geben. Wir planen keine Sanierungen.
Also ist die Thermografie eher zur Veranschaulichung für den Hausbesitzer gedacht?
Bürk: Die Thermografie, die wir machen, ist mehr ein Blickfang, ein erster Eindruck. Wenn das ein Thermograf natürlich ganz ausführlich macht, würde er viel mehr Aufnahmen, auch vom Inneren des Hauses, machen und irgendwelche Bilder auszoomen und auswerten. Das würde dann aber wahrscheinlich auch über 500 Euro kosten.