Thermomix-Klau per Boot: Angeklagter (37) streitet alles ab

Geräte im Wert von mehr als 20 000 Euro wurden am Pfingstwochenende 2009 aus einem Vorwerk-Lager in Laaken gestohlen.

Wuppertal. Überraschung im Prozess um den spektakulären Einbruch bei Vorwerk in Laaken in der Nacht zum Pfingstmontag 2009: Am Donnerstag stritt der 37 Jahre alte Angeklagte die Tat ab. Laut Anklage ist der Mann in der Tatnacht mit einem Schlauchboot über die Wupper gerudert, stieg in ein Vorwerk-Lager ein, brachte eine mit dem hochwertigen Küchengerät Thermomix (Foto: Archiv) — Verkaufswert pro Stück: 960 Euro — beladene Europalette per Hubwagen zur Wupper und von dort erneut per Boot zu seinem Fluchtwagen auf dem Parkplatz Eschensiepen.

Stimmt nicht, ließ der 37-Jährige über seinen Verteidiger mitteilen. Er gab lediglich zu, die begehrten Vorwerk-Geräte (siehe Kasten) per Internet verkauft und die Rechnungen manipuliert zu haben. Seine Version: Er habe die in Rede stehenden Geräte selbst für relativ kleines Geld im Internet erworben, teilweise repariert und dann gewinnbringend weiterverkauft. Dazu habe er den Internet- Anschluss und die Kontoverbindung seiner mitangeklagten damaligen Freundin (33) benutzt.

Dagegen steht die Indizienkette der Staatsanwaltschaft. So gab der 37-Jährige am Donnerstag zu, im Frühjahr 2009 ein Schlauchboot im Internet ersteigert zu haben. Das Gefährt sei für einen Ostseeurlaub gedacht gewesen, dort kaputtgegangen und im Müll gelandet. Die Kripo allerdings fand seinerzeit in Laaken zwar nicht das Boot, aber eine Verpackung für genau den Schlauchboottyp, den der Angeklagte damals gekauft hatte.

Außerdem gab der 37-Jährige zu, vor der Tat ein Graviergerät ersteigert zu haben. Für die Staatsanwaltschaft steht fest, warum: Damit habe der 37-Jährige die Seriennummern der gestohlenen Thermomixe — größtenteils handelte es sich um speziell signierte Vertreterware — entfernen wollen. Auch das streitet der Angeklagte ab. Er habe mit dem Graviergerät seinen Namen auf dem Rahmen eines teuren Fahrrades verewigen wollen.

Noch ein Indiz, das aus Sicht der Ermittler klar auf den 37-Jährigen als Einbrecher hindeutet: Von 2005 bis 2007 war der Mann als Fahrer für eine Vorwerk-Tochter im Einsatz. Folglich kannte er sich am Tatort aus. Auch dazu schüttelte der in Greifswald geborene und derzeit in Recklinghausen lebende Mann mit Bodybuilder-Figur den Kopf.

Für den 37-Jährigen steht viel auf dem Spiel. Wie die WZ am Donnerstag erfuhr, hat der Mann mehr als zehn Vorstrafen. Unter anderem saß er wegen Raubes mehrere Jahre in Strafhaft. Hält ihn das Gericht im Sinne der Anklage für schuldig, dürfte eine weitere hohe Haftstrafe auf ihn zukommen.

Und seine damalige und mitangeklagte Freundin? Laut Verteidigung hat sie sich wegen des Ermittlungsverfahrens von dem 37-Jährigen getrennt. Der behauptete, sie habe von seinen Thermomix-Verkäufen so gut wie nichts mitbekommen. Die 33-Jährige nickte dazu.

Fakt ist: Das Gericht will weitere Zeugen hören. Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt.