„New Works“ Tony Cragg zeigt neue Arbeiten im Wuppertaler Skulpturenpark
Wuppertal · In seinem Skulpturenpark in Wuppertal zeigt der Wahl-Wuppertaler Tony Cragg seine neue Arbeiten. „New Works“ ist Auftakt in ein proppevolles Ausstellungsjahr 2019.
Sein Lebensthema ist das Material, seine Möglichkeiten, die Umgestaltung der uns umgebenden Welt. Er beklagt den industriellen, streng normierten Umgang mit Material, der zur Verarmung der Formen führe. Tony Cragg, weltberühmter Bildhauer und Wahl-Wuppertaler aus Liverpool, preist die Bildhauerei, die als einzige neue Formen schaffe, völlig zweckfrei, nah am Menschen, frei und „viel politischer als das, was als Politik gilt“. In seinem Skulpturenpark in Wuppertal zeigt Cragg mit sechs neuen Skulpturen, was er darunter versteht. „New Works“ (9. Februar bis 12. Mai) ist Auftakt in ein proppevolles Ausstellungsjahr 2019.
Der Winter ist nicht die beste Outdoor-Ausstellungszeit – gut, dass es im Skulpturenpark Waldfrieden drei Hallen gibt, architektonische Hingucker zumal. In der mittleren Halle stehen nun die aktuellen Arbeiten Craggs – sehr individuelle Werke, säulenartige, geometrische, ineinander verformte Gebilde, die die typische Handschrift des Künstlers tragen. Ausdruck intensiver Beschäftigung mit der Beschaffenheit von Oberflächen.
Vorgeschmack auf weitere aktuelle Arbeiten
„Lost in Thought“, eine 2,60 Meter hohe, rostigrötliche Stahlskulptur erinnert daran, dass die Menschen nicht zeigen, was sie tatsächlich denken. Die Arbeit, die Assoziationen an einen antiken Kriegerkopf weckt, sei ein kleiner Vorgeschmack auf weitere Objekte, die er gerade schaffe, sagt Cragg. Ebenso die mit 98 Zentimetern vergleichsweise kleine, grünlich schimmernde Bronze-Figur „Versus (Atlantis)“, deren Vorbild 3,40 Meter hoch ist. Sie erinnert an zwei Flügel, ihre gewebeartige Oberfläche besteht aus kleinen Formen, die ein organisches Gebilde ergeben.
Eigene Geschichten bringen zwei 2,20 und 2,80 Meter große Holzarbeiten mit, die den Titel „Stack“ tragen und aus Holz gefertigt wurden. Sie haben viel mit Craggs Werdegang zu tun, der schon als Kind Fossilien sammelte und sich seit den 70er Jahren auch künstlerisch mit geologischen Gebilden auseinandersetzte, zunächst mit Fundstücken arbeitete. Seine Stacks sind aufgeschichtete und in sich verwrungene Säulen, die an die Felsformationen an den Küsten Europas erinnern, die ins Meer hinausragen.
„Contradiction“ ist eine 2,40 Meter hohe Steinskulptur, deren Schwester der Künstler für den Dom in Mailand fertigte. Den Namen wählte er, weil er zu ihrer geometrischen und organischen Form passe. Die Kirche freilich kam mit dem Namen („Widerspruch“) nicht zurecht, nannte sie „Madonnina“ in Anlehnung an die Marienfigur auf dem Kirchendach. Viele Gespräche weiter wurde sie schließlich „Paradox“ getauft.
Der 69-jährige Cragg ist ein weltweit gefragter Bildhauer. Nach einem ereignisreichen Jahr 2018, das seine Kunstwerke unter anderem nach New York und Teheran führte, bereitet er nun eine Skulptur und eine Ausstellung im Franz-Marc-Museum in Kochel am See (Juni bis Oktober) vor. Ein „Riesenauftrag“ kommt aus Florenz, wo er die Boboli-Gärten von Mai bis Oktober mit 15 großen Arbeiten verschönern wird. Weitere Schauen sind in der National Gallery in Prag (ab Mai), im Herning Museum of Contemporary Art in Dänemark und in der Kula Cultural Institution in Kroatien (ab Oktober) geplant.
Im Auftrag des Bundestages stellt er eine Skulptur vor dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus im Berliner Regierungsviertel auf. Für die Landeskirche Sachsen-Anhalt gestaltet er in Zusammenarbeit mit einer spezialisierten Werkstatt in Paderborn Kirchenfenster in Großbadegast bei Köten. Außerdem zeichnet er jeden Tag, hat gerade am letzten Wochenende in 20 Zeichnungen seine Phantasie und Gedanken festgehalten, die Basis späterer Plastiken werden können.
Nicht zu vergessen die Bücher, die Cragg veröffentlicht. Eine fünfbändige Monografie ist in Arbeit, 2017 und 2018 erschienen vier Bände. 2019 soll die Reihe abgeschlossen werden.
Bleibt noch der Skulpturenpark in Wuppertal, dessen Planungen schon bis 2020 reichen. 2019 kommen noch Martin Disler (ab 16. März), die ehemalige Beuys-Schülerin Hede Bühl (ab 25. Mai), weitere Arbeiten von Joan Miró (ab Ende August) und Otto Boll (ab Juli). „Es ist schon ziemlich viel los in diesem Jahr, lächelt Cragg verschmitzt: „Wir versprechen, dass es interessant und sehenswert wird.“