Treffen von Biden und Putin Warum trotz gemeinsamer Anliegen wenig Geschehen wird

Meinung | Wuppertal · Am Mittwoch trifft US-Präsident Joe Biden mit Russlands Machthaber Wladimir Putin zusammen. Das Verhältnis von USA und Russland könnte schlechter kaum sein.

Am Mittwoch trifft US-Präsident Joe Biden mit Russlands Machthaber Wladimir Putin zusammen.

Foto: dpa/Maxim Shipenkov

Das waren noch Zeiten, als Freund und Feind bekannt, Grenzen klar und die Zukunft berechenbar waren. Das waren noch Zeiten, als sich West und Ost am Eisernen Vorhang gegenüberstanden und die jeweiligen Getreuen wussten, wem sie zu folgen hatten. Nato und Warschauer Pakt waren die Fixpunkte der Weltgesellschaft, alles andere spielte keine Rolle. Wie haben sich die Zeiten geändert.

Am Mittwoch trifft US-Präsident Joe Biden mit Russlands Machthaber Wladimir Putin zusammen. Das Verhältnis von USA und Russland könnte schlechter kaum sein. Die Gemengelage erinnert auf den ersten Blick stark an alte Zeiten. Aber heute ist es ungleich komplizierter. Es geht natürlich um Demokratie, es geht um Einflussnahme russischer Trolle auf Wahlen in der westlichen Welt, es geht um Weißrussland und die Ukraine. Und natürlich geht es auch um Geld, um Wirtschaft, um Energiepolitik. Biden und Putin haben viel zu besprechen. Aber die Beobachter sollten nichts erwarten.

Denn Biden kommt nicht mit der ganzen Wucht des Westens im Rücken. Der G-7-Gipfel am vergangenen Wochenende hat gezeigt, wie unübersichtlich die Weltlage geworden ist, seit der Eiserne Vorhang aufgezogen wurde. Längst hat ein dritter Spieler die Weltbühne betreten. Dass die G-7-Staaten gegenüber China nun einen anderen Ton anschlagen wollen, ist ein, wenn auch unkonkretes Ergebnis der Zusammenkunft. Es wird auch abstrakt bleiben, solange die Verhandlungspartner des Reiches der Mitte ihre Priorität nicht klären.

Geht es nur um Wirtschaft, um Business? Oder haben die westlichen Demokratien auch noch anderes zu bieten, höhere Werte, denen sich die Mächtigen in China und auch in Russland womöglich in irgendeiner Weise anschließen könnten? Zuletzt ist viel davon die Rede gewesen, dass die USA mit Joe Biden zurück sind auf der Weltbühne. Mit seinem G-7-Auftritt und mit seinem Termin mit Putin hat der US-Präsident dokumentiert, dass er eine Hauptrolle zu spielen gedenkt. Wollen die EU und Deutschland mehr sein als Stichwortgeber, müssen sie ihre Position gegenüber China und Russland definieren.