Übler Streich: Kleber im Türschloss
Gleich viermal musste Theo Boll in den vergangenen Tagen das Türschloss wechseln: Unbekannte hatten es immer wieder zugeklebt.
Wuppertal. Theo Boll nimmt einen Schluck dampfenden Kaffee und reibt sich die kalten Hände. Seit Stunden sitzt der 76-Jährige im Flur seines Mehrfamilienhauses an der Kölner Straße 16 und lässt die Tür nicht aus den Augen. Unbekannte haben es in den vergangenen Tagen auf das Türschloss abgesehen und es mehrmals mit Klebstoff verstopft. Jetzt will Hausverwalter Boll den Übeltätern auf die Schliche kommen. "Ich verstehe nicht, wer so etwas macht und warum. Das ist doch kein dummer Jungenstreich mehr, sondern purer Terror", ärgert er sich.
Es begann am Montag vor Weihnachten. Einer der Mieter versuchte mittags vergeblich, die Haustür aufzuschließen - der Schlüssel ging nicht mehr ins Schloss. Boll, der selbst nicht in dem Haus lebt, eilte zur Hilfe und stellte fest: "Jemand hatte flüssigen Klebstoff ins Schloss gespritzt"
Boll dachte zunächst an einen Jugendlichen-Streich, wechselte das Schloss und verteilte die neuen Schlüssel an die Mieter. Ein Tag später dann der Schock: Schon wieder war das Schloss zugeklebt, diesmal so fest, dass Hobby-Handwerker Boll es alleine nicht wechseln konnte. Er rief den Schlüsseldienst an, doch der konnte erst am Nachmittag des Heiligen Abends kommen. "Zum Glück haben die Mieter ein gutes Nachbarschaftsverhältnis und haben sich abgesprochen, so dass immer einer zu Hause war, bei dem die anderen zum Türöffnen klingeln konnten", beschreibt Boll.
Als am Vormittag des Heiligen Abends dann der Schlüssel ein drittes Mal ausgewechselt wurde, glaubte Boll, dass er und die Hausbewohner endlich Ruhe hätten. Jedoch: Nur wenige Stunden später gingen die Übeltäter ein viertes Mal ans Werk. Diesmal rief keiner der Mieter bei Verwalter Boll an. "Wir wollten ihm das Weihnachtsfest nicht verderben und halfen uns wieder mit unserem Türöffner-Dienst. Das war an den Festtagen sehr kompliziert", erklärt ein Bewohner.
Boll entdeckte die böse Überraschung erst am ersten Weihnachtstag. "Ich fiel aus allen Wolken. Das sind doch Kriminelle, die das machen", ist er fassungslos. Die Polizei, die er bereits nach der zweiten "Klebstoff-Attacke" verständigt hatte, kann Boll nicht helfen. "Wir können das Haus nicht beaufsichtigen, nur Verdächtige vernehmen, wenn es welche gibt. Deshalb sind wir auf Zeugenaussagen angewiesen. Spuren werden in diesen Fällen meistens kaum hinterlassen", sagt Polizeisprecher Alexander Kresta.
Boll hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Die Täter will er trotzdem selbst auf frischer Tat ertappen. Im Hausflur hat er deshalb eine kleine Sitzecke eingerichtet, wechselt sich mit seinem Schwiegersohn mit dem Wachdienst ab. Was bleibt, ist die Ratlosigkeit. "Ich habe keine Ahnung, wer dahinter steckt. Ich habe mit den Vermietern und den Ärzten der Praxis im Haus gesprochen, keiner hat einen Verdacht. In der Nähe soll etwas ähnliches passiert sein. Ich würde gerne mit den Betroffenen in Kontakt treten."