Diskussion „Um Religionsfreiheit steht es nicht gut“
Markus Grübel, Beauftragter der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, sprach auf Einladung der CDU in Cronenberg.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte hat im Dezember 2018 ihren 70. Geburtstag gefeiert, doch um so manchen Artikel der Charta ist es derzeit nicht gut bestellt. Ein Beispiel dafür ist Artikel 18, der weltweit die Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit verbürgen soll. „Um die Religionsfreiheit steht es derzeit nicht gut“, sagte Markus Grübel am Freitagabend in der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Wuppertal-Cronenberg. Womit der Bundestagsabgeordnete aus dem schwäbischen Esslingen das Problem mit klaren Worten und ungeschminkt umriss.
Grübel weiß, wovon er spricht, ist der 59-Jährige doch seit April vergangenen Jahres der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit. Der Posten wurde neu geschaffen, zuvor war Grübel sechs Jahre lang Staatssekretär im Verteidigungsministerium unter Ministerin Ursula von der Leyen (CDU).
Auf Einladung des Evangelischen Arbeitskreises der CDU Wuppertal hielt Grübel einen Vortrag zum Thema „Religionsfreiheit und Entwicklungszusammenarbeit zum Abbau von Fluchtursachen“. Um deutlich zu machen, dass er sein neues Amt nicht als Ernennung zum Frühstücksdirektor versteht, machte Grübel gleich mal die Herausforderungen deutlich, die auf dem Feld „Religionsfreiheit“ liegen. „Drei Viertel aller Menschen leben in Ländern, in denen die Religionsfreiheit eingeschränkt oder in Frage gestellt wird“, erklärte er. Die „Spitzenreiter“ nach Religionen: In 144 Ländern würden Christen unterdrückt und verfolgt, bei den Muslimen seien es 142. Aber auch gegen alle weiteren Religionsgemeinschaften – wie etwa Juden, Hindus oder Buddhisten – gebe es in zahlreichen Ländern Unterdrückung und Verfolgung.
Religiös motivierte Auseinandersetzungen
Gerade durch seine Arbeit als Staatssekretär im Verteidigungsministerium weiß Grübel um die Zustände etwa im Nahen und Mittleren Osten, wo religiös motivierte Auseinandersetzungen schon seit langem zum Alltag gehören. Hier sieht der gelernte Notar, der seit 2002 Abgeordneter für die CDU im Bundestag ist, auch die Politik stärker in der Pflicht: „Die politische Bedeutung von Religionsfreiheit wurde zu lange unterschätzt.“ Immerhin 80 Prozent aller Menschen in der Welt sagten von sich, dass sie religiös seien.
Der Blick in den Irak zeige, wie eine Religion dazu missbraucht werden könne, mit Gewalt gegen Andersgläubige vorzugehen. Religion könne dann ein „Hindernis für den Frieden“ oder sogar ein „Brandbeschleuniger“ bei gesellschaftlichen Auseinandersetzungen sein, sagte Grübel. Sie könne aber auch den Weg zur Versöhnung ebnen.
„Wenn Religion Teil des Problems ist, kann sie auch Teil der Lösung sein“, erklärte er. Wichtig sei es deshalb zum Beispiel, in islamischen Ländern das Gespräch mit den Imamen zu suchen, um etwa gegen Genitalverstümmelungen bei jungen Frauen vorzugehen. „Wir müssen in vielen Ländern über die Kirchen gehen, weil andere Institutionen nicht glaubwürdig sind“, erläuterte Grübel.
Auf Nachfrage eines Zuhörers in der anschließenden Diskussion räumte der CDU-Abgeordnete ein, dass es auch in Deutschland Probleme mit dem Thema „Religionsfreiheit“ gebe. So sei die Frage der Beschneidung von jüdischen oder muslimischen Jungen vor einigen Jahren heftig diskutiert worden, auch das religiös begründete Schächten von Tieren kollidiere mit den Vorstellungen des Tierschutzes hierzulande. Mittlerweile gebe es zudem auch Widerstände gegen das Läuten von Kirchenglocken, weil sich Anwohner dadurch in ihrer Wochenendruhe gestört fühlten. Im Vergleich mit anderen Ländern und deren Vorstellung oder eher Nicht-Vorstellung von Religionsfreiheit lebe man in Deutschland aber nach wie vor „auf einer Insel der Glückseligen“. Gleichwohl gebe es auch Anlass zur Beunruhigung, nähmen die religiös motivierten Straftaten in Deutschland doch seit einiger Zeit wieder zu, mahnte er.