Umfangreiche Geständnisse im „Pizza-Prozess"
Ein 19-jähriger Vohwinkeler gesteht drei Überfälle auf Pizzaboten. Zudem soll er drei Taxifahrer ausgeraubt haben.
Wuppertal. Viele Wuppertaler Pizzaboten lebten Ende des vergangenen Jahres in Angst. Drei Überfälle gab es innerhalb weniger Wochen auf Mitarbeiter der Lieferdienste. Im gleichen Zeitraum wurden drei Taxifahrer um die Bezahlung geprellt und um ihr Wechselgeld gebracht. Seit Donnerstag müssen sich vier Wuppertaler im Alter zwischen 18 und 21 Jahren vor dem Landgericht für die Taten verantworten. Alle sind geständig.
Der Hauptangeklagte soll in zwei Fällen mit jeweils einem Mittäter Essen und Getränke bei dem betroffenen Lieferdienst in Vohwinkel bestellt haben. Als der Bote eingetroffen war, sollen die mutmaßlichen Täter ihn mit einem Messer bedroht und beraubt haben. Bei einem dritten Überfall sollen drei der Angeklagten den Lieferautos gefolgt sein, um dann in einer ruhigen Gegend zuzuschlagen. Ein 21-jähriger Pizzabote wurde gleich zwei Mal Opfer eines Überfalls. Laut Aussage der Angeklagten war das Zufall: „Wir wussten nicht, wer in dem Auto sitzt.“
Der Hauptangeklagte, der laut Staatsanwaltschaft auch für drei Überfälle auf Taxifahrer in dem selben Zeitraum verantwortlich ist, benötigte am Donnerstag nach der Anklageverlesung zunächst eine Prozesspause: Als er sich zur Sache einlassen wollte, begann er zu hyperventilieren. Nach der Pause legte er ein umfangreiches Geständnis ab. Neben den sechs Überfällen — bei einem soll er eine Taxifahrerin mit einem Messer leicht verletzt haben — gestand er auch den räuberischen Diebstahl einer Handtasche und die Beteiligung an einem Einbruch in eine Postfiliale am Westring. Die Mitangeklagten waren ihrem Geständnis nach jeweils an mindestens zwei der acht Taten beteiligt.
Als Motiv für die Taten gab der mutmaßliche Haupttäter Spielsucht an. Sein ganzes Leben habe sich nur noch um Geld für die Spielautomaten gedreht. „Das Geräusch der Maschine ’Risiko’ höre ich immer noch im Schlaf“, sagte der 19-Jährige am Donnerstag aus. Dieses Motiv bestätigte auch ein Mitangeklagter: „Wir haben alle irgendwann angefangen zu spielen, aber er kannte jeden Automaten auswendig.“
Obwohl gestern alle Angeklagten geständig waren, gab es widersprüchliche Aussagen: So schilderten alle Mitangeklagten, von dem 19-jährigen Vohwinkeler überredet worden zu sein. „Er hat Druck ausgeübt“, sagte der jüngste Angeklagte, der aufgrund einer Vorstrafe ebenfalls in U-Haft sitzt. Das streitet der Hauptangeklagte ab: „Ich soll zum Sündenbock gemacht werden.“
Der 19-Jährige verbleibt weiter in U-Haft, er ist zuvor nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten. Die beiden anderen Angeklagten sind weiter auf freiem Fuß. Der Prozess wird am kommenden Dienstag fortgesetzt.