Utopiastadt Wie sich Alltag und Forschung befruchten

Wuppertal · Im Rahmen der Co.-Forschung möchten Utopisten und Wissenschaftler gemeinsam Wissen für die Stadt von morgen schaffen. Darum geht es.

Forschung und utopischer Alltag: Beide Dinge gehen Hand in Hand.

Foto: Dimitrij Haak

. Ein Klassiker in Utopiastadt: Das Telefon klingelt, und eine Studentin fragt nach einem Interview für ihre Bachelorarbeit über die Motivation der Ehrenamtlichen. Oder ein Uni-Mitarbeiter will wissen, ob Utopiastadt in einem Förderprojekt zu nachhaltigen Lebensstilen als Praxispartnerin und „Ort der Möglichkeiten“ dabei ist. Anfragen wie diese trudeln seit mehr als zehn Jahren regelmäßig ein. So regelmäßig, dass bereits 2016 ein eigenes Modul dafür geschaffen wurde: die Co-Forschung. Das Ziel: Die Praxis, also der utopistische Alltag, und die Forschung befruchten sich wechselseitig und arbeiten auf Augenhöhe zusammen. So erhält Forschung konkrete Relevanz und die Praxis wertvolle Anregungen, Modelle und Erkenntnisse.

Schnell entstand ein monatliches offenes Treffen, in dem aktuelle Studienarbeiten vorgestellt, entwickelt und diskutiert wurden. Die Themenbreite reicht von landschaftsplanerischen Entwürfen für den Utopiastadt Campus, soziologischen Gedanken zum „Recht auf Stadt“ bis hin zu ökonomischen Geschäftsmodellen einer Energiewende im Mirker Quartier. Seit 2016 sind mehr als 45 solcher Arbeiten entstanden.

Neben diesen Einzelprojekten wurde mit viel Herzblut frühzeitig damit begonnen, gemeinsame Forschungsprojekte aufzubauen. Eine intensive Partnerschaft entwickelte sich vor allem mit dem Wuppertal Institut und der Uni Wuppertal, hier insbesondere dem Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit (transzent). Seither geben sich Forschende in Utopiastadt die Klinke in die Hand. Der Draht in die Schreib- und Denkstuben der Wissenschaft ist kurz, nicht nur bei großen Begriffen wie „Transformation“ und „Nachhaltigkeit“. Die Kooperation liefert auch viel Futter für den Anspruch von Utopiastadt, ein Experimentierraum zu sein.

So wurde das Format des Forum:Mirke weiterentwickelt und in zwei Containern auf dem Campus entstanden zeitweilige offene Ausprobier- und Ausstellungsräume. Für die große Logistikhalle wurden in dem bundesweiten Blaupausen-Wettbewerb dutzende hochkarätige Szenarien entwickelt. Und – last but not least – hätte es den Solar Decathlon Europe ohne diese langjährige Zusammenarbeit wohl auch nicht in Wuppertal gegeben. 

So werfen Utopiastadt und Forschung sinnbildlich die verschiedensten Ingredienzien in die Reallabor-Petrischale, beobachten Reaktionen und mischen bei Stadt- und Gesellschaftsentwicklung mit. Neuerdings auch in Kooperation mit dem bundesweiten Netzwerk Immovielien, einem Verein zur Förderung gemeinwohlorientierter Immobilien- und Quartiersentwicklung. Mehr Info gibt es auf der Webseite von Utopiastadt unter www.utopiastadt.eu. Oder einfach dabei sein beim nächsten Coforschung:Kolloquium am 16. März von 10.15 bis 12 Uhr. Vorgestellt werden eine Untersuchung zur Verringerung des motorisierten Individualverkehrs im Mirker Quartier und die Analyse, wie sich das Stadtmachen-Engagement im Quartier seit 2006 entwickelt hat.