Vandalismus an Haltestellen: Nur jeder fünfte Fall wird aufgeklärt
Durch Zeugen wurden jetzt drei Täter gefasst. In Bussen hat die Einführung der Videoüberwachung „Wunder bewirkt“.
Wuppertal. Ein Nothammer ist zum Einschlagen von Scheiben gedacht - aber eigentlich nicht von außen und nicht ohne ersichtlichen Grund. Das aber haben in der vergangenen Woche zwei Jugendliche gemacht. Die 14 und 15 Jahre alten Jungs haben vier Autos und einen Bus an der Weiherstraße beschädigt. So etwas passiert immer wieder — auch den Wuppertaler Stadtwerken (WSW). Erst Anfang des Monats hatte ein 25-Jähriger mutmaßlich an acht Haltestellen in der Elberfelder Südstadt die Scheiben eingeschlagen. Laut Polizei war er alkoholisiert, die Ermittlungen laufen.
Das Ungewöhnliche in beiden Fällen: Es gab Zeugen, die die Polizei gerufen haben. Laut Polizeisprecherin Anja Meis sei das selten — aber notwendig, um solche Fälle zu klären. Sachbeschädigungen seien sehr häufig, sagt Meis. In Wuppertal, Solingen und Remscheid gab es im Jahr 2014 insgesamt 1991 bekanntgewordenen Fälle. Für dieses Jahr sei die Tendenz leicht sinkend. Aufgeklärt werde nur jede fünfte Fall — 21,25 Prozent — berichtet Meis. Gleichwohl sei Sachbeschädigung eine Straftat und werde konsequent verfolgt.
So verfahren auch die WSW. Jeder Fall werde zur Anzeige gebracht, sagt Sprecher Holger Stephan. Vandalismus sei ein latentes Problem. „Es werden Aufzüge demoliert, Scheiben zerkratzt und eingeworfen.“ Konkrete Zahlen gibt es nicht — die Probleme werden nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Lediglich in Bussen sänken die Fallzahlen etwa um die Hälfte, seit die Videoüberwachung eingeführt wurde, sagt Stephan. Die Zahlen gehen darüber hinaus zurück. So lag die Schadenssumme durch Vandalismus in Bussen im Jahr 2000 bei 1,5 Millionen DM, im Jahr 2014 lediglich bei 20 000 Euro. Für 2015 gebe es noch keine Werte. Obwohl die Videoüberwachung „Wunder gewirkt“ habe, würden immer noch Rückenlehnen beschmiert und Sitze aufgerissen.
In den Schwebebahnwagen fallen die Zahlen ebenfalls. Dort werden hauptsächlich Scheiben zerkratzt und Deckenplatten sowie Seitenteile zerstört. Im vergangenen Jahr habe das die Stadtwerke 13 000 Euro gekostet, in diesem Jahr bisher 1600.
Die Beseitigung von Vandalismusschäden an Schwebebahnstationen kostet die WSW allein diesem Jahr etwa 90 000 bis 120 000 Euro, davon etwa 15 000 Euro für den Austausch zerstörter Glasscheiben und etwa 65 000 für das Entfernen von Graffiti. „Die Beseitigung von Glasschäden kann, je nach Jahr, auch das Dreifache betragen“, sagt Stephan.
An den 333 Wartehäuschen der WSW schwankt die Bilanz. 2013 kosteten eingeworfenen Scheiben die WSW knapp 51 000 Euro, 2014 etwa 40 000 und in diesem Jahr bisher 49 000 Euro. Dabei gehören mit 320 Wartehäuschen knapp die Hälfte der Bushäuschen der Werbe-Firma Ströer. Die spricht von singulären Ereignissen bei Sachbeschädigungen, sieht keinen Trend in die eine oder andere Richtung. Die Schäden beziffern wollte der Sprecher nicht.