Verdi: Tausende Wuppertaler demonstrieren für mehr Geld
Wuppertal. Auch ohne Schwebebahn und Linienbusse - das ganz große Verkehrschaos im morgendlichen Berufsverkehr blieb am Dienstag trotz des Warnstreiks im öffentlichen Dienst aus. Der von der Gewerkschaft Verdi und Kombat organisierte Ausstand war trotzdem sichtbar — spätestens um 10 Uhr auf dem Johannes-Rau-Platz in Barmen: 3000 Streikende — Busfahrer, Müllmänner und Erzieherinnen — benutzten immer wieder ihre Trillerpfeifen, um den Forderungen nach besserer Bezahlung Gehör zu verschaffen.
Aus Vohwinkel waren Nicole Raetz (26) und ihre Chefin Martina Kieckbusch, Leiterin der städtischen Kita am Rappenweg, in die Barmer City gekommen: „Wir freuen uns, hier zu sein“, sagen die beiden Erzieherinnen. Mit den Eltern habe man den Streiktag längst vorbesprochen.
Kieckbusch: „Alle haben super reagiert und uns alles Gute gewünscht.“ Extreme Notfälle habe es nicht gegeben. Verwandte seien eingesprungen, in einem Fall habe eine Tagesmutter geholfen. Eine Lehrerin habe ihr Kind kurzerhand mit zur Schule genommen. Die Streikerprobte Kita-Leiterin findet es allerdings schade, dass nicht alle der 59 städtischen Kitas am Ausstand teilgenommen haben. Kieckbusch: „Man muss auch mal ein Zeichen setzen.“
Die Folgen des Streiks waren zuweilen kurios. Mario Mazzino, Betreiber des gleichnamigen Cafés im Döppersberg-Tunnel, schlug am Dienstagmorgen um 7.30 Uhr die Hände überm Kopf zusammen: „Das ist ein ganz schlechter Tag. Heute ist nix los.“ Kein Wunder: Sein Café ist eigentliche ein beliebter Treff der WSW-Busfahrer, die oben am Busbahnhof an- und abfahren. Am Dienstag kamen die Stammkunden natürlich nicht. Trotzdem waren am Busbahnhof am frühen Morgen vereinzelt Wartende zu sehen. Ein Jugendlicher machte große Augen: „Streik? Keine Busse?“, und weg war er — zu Fuß in Richtung Schule.
Taxifahrer Nassi Khalaf, er stand vor dem Hauptbahnhof, hoffte um 8 Uhr auf viele Kunden, stellte aber schnell fest: „Die Leute sind gut vorbereitet. Vielleicht werden es heute trotzdem ein paar Fahrten mehr.“ Dagegen strahlte Denise Timme von Wurst König am Barmer Rathaus angesichts der Massen vor ihr: „Wir machen heute richtig guten Umsatz“, und reicht eine Wurst über den Tresen. Weil kein Bus fuhr, hatte sich die junge Verkäuferin am Morgen - wie viele Pendler auch - eine Art Fahrgemeinschaft organisiert: „Mein Freund hat mich hierhin gefahren.“ Chaos sieht dann doch anders aus.