Nordbahntrasse Verfüllung soll die Wuppertaler Tauben vergrämen
Wuppertal · Die Nischen der Brücke an der Nordbahntrasse dienen Tauben seit Jahren als Nistplatz und sollen ihnen unzugänglich gemacht werden.
Lisa Heitmann und ihre Mitstreiter sind guter Dinge, dass sich alles zum Guten wendet, wenn sie ihren Plan für ein Taubenhaus umsetzen können. Ihr Projekt Trassentauben Wuppertal hat zum Ziel, die Situation der Stadttauben und Menschen an der Nordbahntrasse im Bereich Basketballplatz/Tanztunnel/Hall of Fame zu verbessern, dort ein Taubenhaus aufzubauen und zu betreuen. Ob sich das allerdings so umsetzen lässt, wie die Aktivisten es vorhaben, ist noch fraglich.
Auch per Hubwagen schwer zugänglich
Seit Jahren lebt dort bekanntlich ein Taubenschwarm, der sich stetig vergrößert. „Der Schwarm besteht aus Haustieren, die durch das Aussetzen oder als Opfer des Taubensports dort gestrandet sind“, so schildert es Lisa Heitmann in einem Konzeptpapier. Durch Unterernährung und Fehlernährung seien die Tauben anfälliger für Krankheiten. „Die Brutplätze können nicht sauber gehalten werden, was die Situation verschlimmert. Tatsächlich brüten die Tiere wohl in den Rücksprüngen und auf den Versorgungsleitungen des dortigen Betonbauwerks. Diese Stellen sind selbst per Hubwagen für die Mitarbeiter der Stadt oder der Wuppertaler Stadtwerke in rund sieben Metern Höhe schwer zu erreichen. Und wenn sie dort nach dem Rechten sehen, um den ordnungsgemäßen Zustand des Betonbauwerks oder der Leitungen zu überprüfen, bietet sich ihnen kein schöner Anblick: aufgrund der Kotrückstände und Kadaver von Küken für die Kontrolleure ein unzumutbarer Zustand.
Es besteht auch das Problem, dass viele Küken, sogenannte. Plumpser, fast regelmäßig aus den Nestern auf die Nordbahntrasse fallen, wo sie nicht überleben. Für sie müssten Pflegestellen gefunden werden. Die Eier der Tauben in den Nischen der Brücke auszutauschen, gestaltet sich ebenfalls schwierig, wie die Aktivisten von Traubentrassen es schildern. Durch deren ehrenamtliches Engagement konnten im Jahr 2023 an der Nordbahntrasse unter der Briller Straße regelmäßig die Taubengelege gegen Plastikattrappen ausgetauscht werden, sodass tierschutzkonform die Population eingedämmt wurde, wie Lisa Heitmann der WZ seinerzeit mitteilte. Sie sagt: „Da Tauben standorttreu sind, lassen sie sich nicht an andere Plätze umsiedeln, auch nicht durch Vergrämungsmaßnahmen.“
Die Stadt Wuppertal kostet dies zudem Aufwand, weil der Basketballplatz regelmäßig gereinigt werden muss. Und die meisten Benutzer der Trasse fühlen sich durch die Tauben gestört. Heitmann: „Der Kot stellt ein großes Problem dar. Verletzungen der Tauben durch Kollisionen mit Nordbahntrassensportlern wie etwa Radfahrern sind an der Tagesordnung.“
Planung, Bau und Betrieb des Taubenhauses will die Initiative Trassentauben Wuppertal, die sich gerade im Prozess der Vereinsgründung befindet, selber stemmen. Die Bürgerinitiative besteht aktuell aus neun ehrenamtlichen Tierschützern, die sich seit knapp fünf Jahren für ein Taubenhaus einsetzen. Sie sichern verletzte und kranke Tauben und herabgestürzte Küken. Außerdem streuen die Mitglieder der Initiative Trassentauben seit März an fünf Tagen pro Woche das aufwuchshemmende Medikament Ovistop aus und dokumentieren die Entwicklung dort: ehrenamtlich in ihrer Freizeit und von privaten Geldern. Und genau das sehen einige Beobachter sehr kritisch. Auch der Elberfelder Bezirksbürgermeister Thomas Kring zeigt sich dem Projekt Taubenhaus gegenüber skeptisch. Er will die Folgen der Einhausung der Brücke abwarten, die von der Stadt und den WSW angekündigt wurde. Die Nischen sollen verfüllt werden, um sie unzugänglich für die Tauben zu machen.
Mit Blick auf die Finanzierung des Projekts mahnt Kring, dass dort keine finanziellen Mittel aus der freien Verfügung der Bezirksvertretungen (GfG-Mittel) eingesetzt werden können, wie manche wohl hofften. Schließlich handelt es sich nicht um städtische Infrastruktur: Das Taubenhaus wird von der Initiative betrieben, nicht von der Stadt. Kritische Stimmen sehen die Initiative weder finanziell, noch personell in der Lage, einen 365-Tage-Betrieb mit allen Konsequenzen stemmen zu können.