Verzögerung bei Fördermitteln: Kulturschaffende in der Klemme

Weil der NRW-Haushalt gescheitert ist, müssen viele Kulturschaffende auf schon avisierte Gelder warten. Das hat Folgen.

Wuppertal. Fast könnte man meinen, das kürzliche Aus der NRW-Landesregierung sei im Grunde ohne Bedeutung: Die Gelder aus dem Stärkungspakt fließen an die Empfänger, die für die Kitas auch. Anders in der Kultur: Nicht nur, dass Bühnen nun länger auf Zuschüsse vom Land warten müssen — auch bei vielen freien Kulturprojekten bleiben die benötigten Fördermittel vom Land aus. Und das kann so manchen Kulturschaffenden auch in Wuppertal an den Rande des Ruins bringen.

Wie etwa Rainer Haußmann. Der Kopf der Wuppertaler Shakespeare-live!-Akademie will im Sommer wieder ein Theaterfestival mit etwa 300 Mitwirkenden im Müngstener Brückenpark veranstalten — Titel diesmal: „Wenn Liebende Brücken schlagen“. Einen Etat von 60.000 Euro hat er dafür vorgesehen — und für die Hälfte des Geldes hatte er eine Förderempfehlung des Landes in der Tasche.

Alles gut also — bis zu einer Rundmail des Regionalen Kulturbüros Bergisch Land, die kurz nach dem Scheitern des NRW-Haushalts ihn und viele andere Kulturschaffende im Tal erreichte. Die Kernsätze: Vor dem Herbst 2012 sei mit einer Verabschiedung des Landeshaushalts nicht zu rechnen — eher noch später. Und wer könne, solle — diese Passage ist in der Mail gefettet — alle seine geförderten Projekte sofort stoppen, um weiteren Schaden zu vermeiden.

Dieses tat etwa die Börse — und strich kurzerhand „Move it“, das Nachfolgeprojekt des erfolgreichen Sommertanzes Junge Talente, das in den Sommerferien über die Bühne gehen sollte. Ein weiteres bergisches Tanzprojekt, „LebenFlussTräume“, ist in den Herbst verlegt. Ähnlich sieht es beim Wupper Theater, dem Projekt „Startpunkt“ in der Huppersbergfabrik und dem 48-Stunden-Festival auf Schloss Burg aus.

Noch größer ist die Unsicherheit bei denjenigen, die Projekte nicht mehr absagen können — wie die anspruchsvolle Konzertreihe „Von Perotin bis Pärt“. Organisatorin Magdalene Zuther: „Wir sind in der Schlussphase der Produktion, die Musiker befinden sich in den Endproben.“ Die zugesicherten Gelder seien zum Teil schon ausgegeben — für Programme oder die Instrumentenausleihe. Zuther: „Jetzt entsteht eine große Verunsicherung bei unseren Kooperationspartnern und Sponsoren.“ Aber die zehn Musiker wollen die im April beginnende Reihe trotzdem durchziehen — schon, um das Vertrauen der Sponsoren nicht zu enttäuschen.

Auch Rainer Haußmann will sein Festival nicht einstampfen — schon allein deshalb, weil die 300 meist jungen Darsteller bereits mit der Arbeit dafür begonnen haben. Und auch er hat schon die private Hälfte seiner Fördermittel weitgehend investiert.

Eine Rückzahlung dieser Mittel an seine Sponsoren, die bei einer Komplett-Absage nötig werde, sei für ihn auch nicht zu stemmen. So kann er nur auf das Geld vom Land warten, das vielleicht erst im Dezember auf seinem Konto ist. Oder auf weitere Sponsoren hoffen. „Denn bis zum Herbst“, so der Wuppertaler bitter, „bin ich vermutlich pleite.“