Blitzmarathon "Viele fahren übertrieben langsam"

Ronsdorf. Die Erbschlöer Straße führt in der Nähe der Bushaltestelle Gladiolenstraße (Bus 640) einen Hang hinunter, wegen Berufsverkehr geht es um sieben Uhr morgens an der relativ engen Straße schleppend voran.

Foto: Stefan Fries

Trotzdem beobachten drei Polizisten in gelben Warnwesten vor ihrem Bus und mit Radarmesser am Straßenrand den Verkehr, vor allem um Präsenz zu zeigen.

Seit sechs Uhr morgens läuft auch in Wuppertal der Blitzmarathon. An 26 Stellen blitzen die Polizisten bis Mitternacht.

Sieben Mal piept es schnell, dann hat Ralf Krapp am Messgerät ein Ergebnis. Wenn ihm ein Auto zu schnell erscheint,, zielt er auf die Nummernschilder der vermeintlichen Raser ab. Diesmal kein Treffer.

„Zum klassischen Berufsverkehr wird um diese Zeit hier keiner zu schnell fahren können“, sagt auch Kommissar Thorsten Lamb. Er kenne die Straße gut, sie sei nicht als typische Raserstelle bekannt. Dass die Erbschlöer Straße trotzdem für den Blitzmarathon von Bürgern vorgeschlagen wurde, das liege am subjektiven Empfinden. Das sei oftmals ganz anders als die tatsächliche Geschwindigkeit.

8 Uhr, immer noch kein Raser: Ob die Aktion etwas bringt? „Wir haben an solchen Tagen die Rückmeldung, dass in weiten Teilen übertrieben langsam gefahren wird“, sagt Lamb. Die Blitzerstandorte würden ja auch bereits weit im Voraus bekanntgegeben. Die Aktion sei trotzdem wichtig:, damit sich im Bewusstsein der Menschen etwas ändert. Schließlich habe er tödliche Unfälle erlebt, dass seien heftige Situationen. Er seufzt. Zu hohe Geschwindigkeit sei nunmal die Unfallursache Nummer eins.

Im Vorjahresvergleich stieg 2014 die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Verletzen in Wuppertal um 190 auf 1782 an. Neun Menschen kamen dabei ums Leben. Eine Zahl, die sich mit angepasster Geschwindigkeit verringern ließe, da ist sich Lamb sicher.

Nicht alle glauben an die Wirkung vom Blitzmarathon: Wild gestikulierend steht Wolfram Hein vor den drei Beamten, er hat seinen Wagen mit Essener Kennzeichen am Straßenrand geparkt, ist sichtlich aufgebracht. „Der volkswirtschaftliche Schaden ist gigantisch“, sagt er und meint damit den Stau in Wuppertal.

„Es ist schon okay, dass heute geblitzt wird, es fahren dann ja eh alle langsamer“, sagt er. Er glaubt nicht daran, dass der Marathon etwas bringt, weil am nächsten Tag die Menschen wieder schneller fahren würden. Er gibt zu, vor allem auf der Autobahn zügig zu fahren.

Auch bis neun Uhr haben die drei Polizisten an der Erbschlöer Straße noch keinen Raser gemessen, dagegen wurden sie von etlichen Menschen gesehen. Anschließend ziehen sie weiter, schließlich muss das Team an diesem Marathontag insgesamt an drei Standorten messen.