Zu viele LKW zu allen Tageszeiten und mehr neue Wohnungen als geplant - Vohwinkeler machen ihrem Ärger Luft Ärger über Verkehr im Dichterviertel: „Man möchte hier nicht mehr leben“

Vohwinkel. · Bei einem Treffen mit OB Andreas Mucke haben die Vohwinkeler Kritik geübt - wegen der vielen LKW und Autos im Dichterviertel und dem Umgang der Verwaltung mit den Beschwerden.

 Bei dem Treffen am Homanndamm musste Oberbürgermeister Andreas Mucke (vorne rechts) einige Kritik einstecken.

Bei dem Treffen am Homanndamm musste Oberbürgermeister Andreas Mucke (vorne rechts) einige Kritik einstecken.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Mächtig Wut im Bauch hatten die Teilnehmer bei einem Ortstermin zur Verkehrssituation im Dichterviertel. Knapp 70 Anwohner machten ihrem Ärger gegenüber Vertretern von Politik und Verwaltung Luft. Besonders der Schwerverkehr ist aus Sicht der Bürger ein Problem. Durch die Gewerbegebiete an der Flieth und an der Scheffelstraße sind schon im Normalfall viele LKW in den Straßen des angrenzenden Wohnviertels unterwegs. Diese Situation hat sich durch die gleichzeitige Sperrung der Möbecker Straße und Eugen-Langen Straße sowie des Deutsche Rings verschärft.

„Für uns ist das eine Katastrophe“, schimpft Anwohnerin Bettina Stieglitz. Ohne Pause würden die Lastwagen auch in den Nachtstunden an ihrem Haus vorbeifahren. „Man möchte hier nicht mehr leben“, so Stieglitz. Sie präsentiert einen rußgeschwärzten Lappen. „Das ist der Abrieb von meiner Fensterbank nach nur zwei Tagen“, berichtet die Vohwinkelerin. Ähnlich verärgert über Luftverschmutzung und Lärm sind Frederi und Gaela Brettel. Das französische Ehepaar hat vor einiger Zeit eine Eigentumswohnung im Dichterviertel erworben. „Wenn wir gewusst hätten, wie schlimm der Verkehr hier ist, hätten wir uns das anders überlegt“, stellt Frederi Brettel klar. Viele Lastwagen seien deutlich zu schnell unterwegs. „Das ist sehr gefährlich, da hier viele Familien mit Kindern wohnen“, so Brettel.

Die Bürger haben klare Forderungen an Politik und Verwaltung, um die Verkehrssituation zu entschärfen. Sie wünschen sich unter anderem eine Aufhebung der Einbahnstraßenregelung auf der unteren Kaiserstraße, ein Nachtfahrverbot für Lastwagen und mehr Geschwindigkeitskontrollen. „Wir werden das prüfen und alles dafür tun, um die Situation so schnell wie möglich zu verbessern“, versprach Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) beim Ortstermin.

Investor baute zwölf
Wohnungen mehr als geplant

Er musste sich allerdings scharfe Kritik bezüglich des bisherigen Umgangs der Verwaltung mit den Beschwerden gefallen lassen. Die zuständigen Behörden hätten nach Aussage mehrerer Teilnehmer zu spät oder gar nicht reagiert. „Wir sind heute hier, um das besser zu machen“, erklärte Andreas Mucke.

Gute Nachrichten bezüglich der Baustelle am Deutschen Ring hatte Torsten Werbeck vom Ressort Straßen und Verkehr. „Die Sperrung wird voraussichtlich Mitte Juli aufgehoben, was die Goethestraße stark entlasten wird“, so Werbeck. An der Möbecker Straße und Eugen-Langen-Straße werde es allerdings noch etwas dauern, bis die Arbeiten abgeschlossen sind.

Ein weiterer Streitpunkt beim Ortstermin waren die zusätzlichen Wohneinheiten beim vor drei Jahren fertiggestellten Bauprojekt im Bereich Lessingstraße, Reuterstraße und Scheffelstraße. Laut Stadt und Politik hatte sich der Investor im Rahmen eines städtebaulichen Vertrags zu einer Höchstgrenze von 70 Wohneinheiten verpflichtet. „Am Ende sind es 82 Wohneinheiten geworden“, berichtet Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann (SPD). „Wir sind darüber sehr verärgert“, ergänzt Andreas Mucke. Es seien allerdings keine Sanktionen in den Vertrag eingebaut worden, räumt der Oberbürgermeister ein. Gleichwohl sei ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden.

Der Investor rechtfertigt die zusätzlichen Wohneinheiten mit einem anderen Zuschnitt. „Wir hatten ursprünglich bei zehn Wohnungen ein Mehrgenerationenkonzept auf jeweils 250 Quadratmeter Wohnfläche geplant“, erläutert Vladislav Berg von der Firma Berg Immobilien aus Düsseldorf. Dafür habe es aber keine Interessenten gegeben. Die Wohnungen seien daher für zwei Familien aufgeteilt worden. „Die Personenzahl und damit die Zahl der Fahrzeuge hat sich dadurch nicht erhöht“, entgegnet Berg den Befürchtungen.