Vollplaybacktheater Wenn Sherlock Holmes auf Yoda trifft

Das Vollplaybacktheater geht ab 1. Februar auf Tour. Die WZ war bei den Proben dabei.

Das Vollplaybacktheater geht ab Februar wieder auf Tour.

Foto: Schwartz, Anna/Schwartz, Anna (as)

Es ist ein ganzes Waffenarsenal, das Dokter Thomas fürs Foto auspackt. Inklusive Bratpfanne und Kreuz. Wer Verbrechen aufspürt und bekämpft, muss sich ja zu wehren wissen. Das gilt erst recht für „Sherlock Holmes – und die Liga der außergewöhnlichen Detektive“, die aber auch sonst so einiges in petto haben, ohne direkt die schweren Geschütze auffahren zu müssen. Tanzeinlage gefällig? Dokter Thomas geht für sich noch einmal die Schritte durch. „… Sieben, acht, drehen“. So ähnlich halt, Hauptsache synchron.

Aufregung sei immer noch dabei, so kurz vor dem Start, erzählt David J. Becher beim Probenbesuch der WZ. Auch wenn das Kernensemble des VPT mittlerweile mehr als 20 Touren hinter sich hat. Die Premiere ist immer auch ein bisschen ein Test. Zünden die Gags, muss man etwas umstellen? „Die Show kann sich im Ablauf dann noch ändern“, erklärt Becher. Schlagen sich drei Pointen kurz hintereinander „einfach tot, fliegt eine halt raus“. Es habe auch schon Momente gegeben, da habe es auf den vermeintlichen Supergag, der bei den Proben immer für Lacher gesorgt hat, im Publikum praktisch null Reaktion gegeben. „Passiert halt auch“, sind Dokter Thomas & Co. da ganz Profis

Geprobt wird wie immer in der Werkstatt von Supaknut an der Oberbergischen Straße. Wo der sonst die Bahnen für sein Supagolf baut, bastelt das VPT also am neuen Stück. Die Grundidee ist seit Jahren gleich – und erfolgreich. Hörspiele, vor allem die Klassiker um „Die drei ???“, werden neu interpretiert, und live auf die Bühne gebracht. Mit viel Liebe zu Details, zur Ausstattung, zu irren Kostümen und Maskeraden. Wer es noch nicht kennt, muss es sehen. Erklären lässt sich das nur schwer. Und manch einer wird auch eher mit dem Kopf schütteln, ob dem, was das VPT so verzapft. Aber für die spielen die Jungs ja auch nicht, sondern für die Fans, die mittlerweile in zweiter Generation zu den Shows kommen.

Auftaktshows nach
90 Minuten ausverkauft

Die beiden Auftaktshows der deutschlandweiten Tour am 1. und 2. Februar im Festsaal der Rudolf-Steiner-Schule waren nach gut 90 Minuten ausverkauft. Auch für die vier Zusatztermine in Wuppertal gibt es nur noch Tickets für den 6. Februar. Auch wenn der Vorverkauf sehr gut gelaufen sei, räumen die Protagonisten ein: Man merke schon, dass „Die drei ???“ diesmal nicht auf dem Tourplakat stehen. Das habe nicht unbedingt damit zu tun, dass in diesem Jahr das große Jubiläum mit der 200. Hörspielfolge und dem 40. Geburtstag der Reihe ansteht. „Ein bisschen kam das zusammen, Aber wir wollten einfach mal wieder was anderes machen“, betont Christoph Landwehr. Also begibt sich diesmal Sherlock Holmes, verkörpert vom Langen im Team, Sven Blievernicht, auf die Verbrecherjagd. Unterstützt unter anderem von John Sinclair, Jane Collins – und Yoda.

Soviel „gepatchworked“, also aus Hörspielszenen „geschürft“, wie es Landwehr nennt, habe man noch nie. „Da taten sich Welten auf“, sagt er mit kindischer Freude. Denn ein bisschen Kind sind er und seine Mitstreiter, auch wenn die meisten die 40 überschritten haben, geblieben. Anders dürfte es auch schwierig werden, den Quatsch auf der Bühne mitzumachen.

Kein Problem damit haben sichtlich Eilike Schlenkhoff und Michael Baute, die dieses Jahr das Team unterstützen, wenn Dokter Thomas oder Britta Lemon „Kinderdienst“ haben. Schlenkhoff ist dem VPT seit Jahren eng verbunden – auch räumlich, hat die Künstlerin, die unter anderem an der Hebebühne ausstellt, doch ihr Atelier direkt neben Supaknuts. Während bei dem geprobt wurde, bastelte Eilike in der Vergangenheit Equipment für die Bühne. „Aber eigentlich war mein Traum, mal mit auf Tour zu gehen“. Als jetzt gesucht wurde, schlug sie zu und bewarb sich. „Wenn ich das jetzt nicht mache, ärgere ich mich ein Leben lang.“ Bei Schauspieler Baute, bekannt unter anderem aus dem TiC-Theater, war es „Klüngel“, wie er schmunzelnd erzählt, der ihn zum VPT brachte. Eine Freundin von ihm kannte Britta Lemon. Beim „Vorsprechen ohne Sprechen“ überzeugte er – und mimt jetzt Dr. Watson. Für jemanden, der sonst viel mit seiner Stimme arbeite, sei es schon eine „totale Umstellung“, sagt Baute. „Aber auch total toll.“

Zum Schluss noch ein paar Sätze zur Story, die natürlich noch streng geheim ist. Als Grundgerüst dient die Geschichte vom „Hund von Baskerville“ – zu der es aber gar kein Hörspiel gibt. Und außerdem ist der Hund im Stück ja auch eigentlich kein Hund und überhaupt. Auch die Bahnhofs-Szene, die für den WZ-Besuch vorgestellt wird, lässt kaum Rückschlüsse zu. Außer, dass die liebevoll buntgestalteten Sitzbänke an die besten (Un-)Glanzzeiten des nicht weit entfernten Unterbarmer Bahnhofs erinnern.

Doch einen kleinen Spoiler erlauben Becher & Co. dann doch. Der beliebteste Junior-Detektiv der Welt – ohne Namen zu nennen – werde die Liga auch unterstützen. Irgendwie und so. „Wir hatten jedenfalls unseren Spaß“, sagen die VPT-Mitglieder mit Blick auf die Proben. Das klingt doch verheißungsvoll.