Von der Heydt-Kulturpreis für Eugen Egner

Der Schriftsteller, Zeichner und Musiker machte einst sogar Loriot mit seinen Zeichnungen auf sich aufmerksam.

Foto: Anna Schwartz

„Bitte zweimal Ente in Aspik“, lautet die Bestellung einer vornehmen Dame mit kleinem Hut. „Nehmen Sie lieber mich mit Salat“, antwortet darauf der ergraute Oberkellner forsch, während der gnädige Herr der Bestellerin mit großen Augen wortlos sein Erstaunen äußert. Es sind solche ab-surd anmutenden Szenen, die das zeichnerische Werk von Eugen Egner ausmachen.

Doch auch die Texte des Wuppertalers sind einer surrealen Fantasie verpflichtet und von schrägen Figuren bevölkert. Egner ist um neue Formulierungen bemüht und lässt Aspekte der Bewusstseinserweiterung in seine Kreationen einfliessen. Seine Cartoons tragen Titel wie „Vater leugnet die Wurst“ und lassen sich oft erst auf den zweiten oder dritten Blick in Gänze fassen.

In diesem Jahr ehrt die Stadt Wuppertal den vielfältig arbeitenden Künstler, der als Meister der Groteske in Deutschland gilt, mit ihrem wichtigsten Kulturpreis. Der Von der Heydt-Kulturpreis ist mit 12 500 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre an Künstler verliehen, deren Leben in Verbindung zum Bergischen Land stehen. Persönlichkeiten wie Pina Bausch und Tony Cragg erhielten bereits diese Ehrung.

Eugen Egner wurde 1951 in Ingelfingen in der Nähe von Heilbronn geboren und zog vier Jahre später mit seiner Familie nach Wuppertal, wo er seither lebt. Erstmals veröffentlicht wurde eines seiner Werke 1971. Der junge Mann hatte der Zeitschrift Hörzu eine Zeichnung geschickt, die abgedruckt wurde und so den Startschuss für die folgende Karriere lieferte.

Bereits wenige Jahre später erschienen seine Cartoons regelmäßig in einem Wuppertaler Stadtmagazin. Sein erster Bildband „Als die Erlkönige sich Freiheiten herausnahmen“ wurde 1986 vom kleinen Wuppertaler Verlag Sisyphos veröffentlicht. Das kompakte Büchlein erregte bald die Aufmerksamkeit von Loriot. Der legendäre Humorist vermittelte den Zeichner daraufhin an den renommierten Haffmanns-Verlag.

Hier erschienen ab den frühen 1990er Jahren Bücher wie „Aus dem Tagebuch eines Trinkers“. In der Folgezeit erweiterte sich das Spektrum der Medien, die Egners Worten und Bildern Platz auf ihren Seiten einräumten. Tageszeitungen wie Frankfurter Rundschau und Taz, aber auch das Musikmagazin Rolling Stone und die alteingesessene humoristische Zeitschrift Eulenspiegel zählen zu seinen Abnehmern. Seit 1989 wird er zudem als ständiger Mitarbeiter des Satireblatts Titanic geführt und schrieb zahlreiche Hörspiele für den Westdeutschen Rundfunk.

Auch in der Musik fand und findet Egner ein Mittel des Ausdrucks. So veröffentlichte er 1981 mit der Band Armutszeugnis ein Album und gründete 2006 als Gitarrist zusammen mit Dietrich Rauschtenberger und Dietmar Wehr die Improvisationsgruppe Gorilla Moon.

Einen weiteren Meilenstein in der vielschichtigen Künstlerlaufbahn bildet die Oper „Der Universums-Stulp“, die auf einem Roman Egners basiert und 2014 ihre Premiere in Wuppertal feierte. Die Inszenierung fand bundesweit Beachtung und fügte dem schillernden Gesamtwerk eine weitere Facette hinzu.