Vortrag: Neues über Jerusalems rätselhafte Geschichte

Professor Dieter Vieweger faszinierte seine Zuhörer mit seinem Bericht über die Ausgrabungen an den biblischen Stätten.

Wuppertal. "Jeder bitte nur ein Kreuz" - so kennt man das von der Kinoleinwand. Dass es im richtigen Leben noch skurriler zugehen kann, war am Donnerstag in Dieter Viewegers Vortrag über „Ausgrabungen in der Altstadt von Jerusalem“ im Rahmen der Reihe Unital zu hören. „Rent a Cross“ stellte der Archäologe vor, die Pilgerschaft auf der Via Dolorosa mit gemietetem Kreuz.

Nun mag ein jeder mit dem Leihkreuz leben, und sei es auf dem falschen Leidensweg. Denn auch das zeigte Vieweger auf: „Wäre das, was in Jerusalem gezeigt wird, tatsächlich die Via Dolorosa gewesen, so hätte Jesus mit dem Kreuz durch die damalige Stadtmauer gehen müssen.“

Amüsant und kurzweilig berichtete der Wissenschaftler vor vollem Saal in der City-Kirche über Grabungsfunde, die in 14 Metern Tiefe unter der Erlöserkirche zutage kamen. Da fanden sich Spuren eines gewaltigen Steinbruchs, aus dessen Material Herodes seine Stadtmauer errichtet hatte. Wo die Arbeiter jener Zeit auf weiches Gestein stießen und nicht weiter meißelten, blieb eine Felsnase — das biblische Golgatha. Auch Spuren von Gärten, die zu Jesu Zeiten bewirtschaftet wurden, waren zu entdecken. Der historische Gehalt der biblischen Botschaft fügte sich zu einem schlüssigen Bild.

Dennoch bleiben Rätsel, darunter eines aus neuerer Zeit, aufgegeben von Wilhelm II. Denn bei den Grabungen stellte man auch fest, dass der Kaiser dem Grundstein der Erlöserkirche eine blonde Frauenlocke beigegeben hat, offenkundig nicht von der schwarzhaarigen Kaiserin. Vieweger versprach: „Wenn ich den Stein wieder an seine Stelle lege, werde ich eine schwarze Locke hinzufügen.“