Der Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal hatte zu der gut zweistündigen Veranstaltung geladen, die in diesem Jahr zum 80. Jahrestag des Verbrechens organisiert wurde. Rund 20 Menschen nahmen an der Wanderung teil – darunter auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh.
Von der Küllenhahner Straße ging es über eine Strecke von rund einem Kilometer zum Erinnerungsort auf dem Zimmerplatz und anschließend zum ehemaligen Massengrab, in dem in der Endphase des Zweiten Weltkriegs die Leichen der ermordeten Zwangsarbeiter aus der damaligen Sowjetunion verscharrt worden waren. An dem Gedenkstein am Erinnerungsort legten die Teilnehmer rote Rosen nieder.
Bis heute wisse man nicht, wann das genaue Datum des Massakers gewesen sei, sagte der Vorsitzende des Vereins zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal, Stephan Stracke. „Wahrscheinlich war es der 13. März 1945.“ Aufgrund von Recherchen wisse man aber, dass man sich hier an einem Hinrichtungsort der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) befinde. Leider seien die an diesem Ort verübten Taten „nie richtig erforscht worden“, bedauerte Stracke. Offizielle Stellen zeigten daran wenig Interesse. Auch die Ausführungen auf dem von der Bezirksvertretung aufgestellten Gedenkstein wiesen bis heute Fehler auf.
So seien die 30 sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter nicht von einem „Standgericht“ verurteilt worden, betonte Stracke. Die Morde seien ohne Verurteilung erfolgt; anders lautende Aussagen sollten nur dazu dienen, die Täter zu entlasten und ihr Vorgehen als „Befehlsnotstand“ zu relativieren. Die Täter wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von der britischen Militärjustiz in Hamburg vor Gericht gestellt. Sechs Angeklagte wurden zum Tode verurteilt, die übrigen erhielten hohe Haftstrafen. Die Todesurteile wurden später in Haftstrafen abgeändert.
Bis heute ist die Identität der 30 Opfer, denen unter anderem ein Überfall auf Güterwaggons im Bahnhof Wichlinghausen vorgeworfen wurde, bis auf einen Fall unbekannt. Lediglich die Identität der ukrainischen Lehrerin Helena Matrosowa ist geklärt. Dass es sich bei den Getöteten um Opfer aus Russland, der Ukraine und Belarus handle, zeige zudem vor dem Hintergrund des aktuellen Ukraine-Krieges, wie tragisch diese Entwicklung sei, sagte Stracke.
Lindh pochte auf eine intensivere Aufarbeitung der Taten und unterstrich, dass man dies auch all jenen Menschen aus Russland und der Ukraine schulde, die mittlerweile in Deutschland lebten. Auch wenn die Erinnerung an die Taten mitunter schwierig und unbequem sei, so sei sie doch unverzichtbar. „Diese Unruhe ist notwendig, weil nur so Aufarbeitung und Erinnerung möglich sind.“ Die Taten von Burgholz führten vor Augen, „wie Täterschaft funktionierte“. Solche Verbrechen des NS-Regimes hätten sich damals nicht nur in Osteuropa, sondern eben auch in Deutschland ereignet.
Die Autorin und Mitgründerin des Vereins „Spurensuche – NS-Geschichte in Wuppertal“, Lieselotte Bhatia, erinnerte daran, dass sich damals viele Sicherheitskräfte bereitgefunden hätten, die Verbrechen zu verüben. Und auch jene zwei Männer, die damals der Erschießungsaktion in Burgholz ferngeblieben waren, hätten durchaus Erfahrungen im Töten gesammelt. „Die hatten nur die Schnauze voll, weil sie das schon etliche Male gemacht haben“, betonte Bhatia. Die Männer hätten nämlich zuvor als Mitglieder von Einsatzkommandos an Erschießungen in der Ukraine teilgenommen.