Warnstreik: 2300 Metaller legen die Arbeit nieder
1200 kamen allein zur Kundgebung vor dem Vorwerk-Gelände. 5,5 Prozent mehr Lohn halten die meisten für gerecht.
Wuppertal. Sie machen ordentlich Krach mit Trommeln, Trillerpfeifen und ihren Parolen. Dazu schwenken sie Fahnen und halten Banner in die Luft. „Plus für uns — plus für alle“, ist dort zu lesen. Die rund 1200 Beschäftigen der Wuppertaler Metall- und Elektroindustrie geben am Dienstagvormittag vor dem Werkstor von Vorwerk Elektro eine letzte Warnung an die Arbeitgeber.
„Wir setzen hier ein deutliches Zeichen an den Arbeitgeber, der sich überhaupt nicht bewegt“, ruft Torsten Lankau, Geschäftsführer der IG Metall Wuppertal. Zusätzlich legten bei weiteren Aktionen in den Betrieben nach Schätzung der Gewerkschaft rund 1100 Beschäftigte ihre Arbeit nieder. Die bundesweite Forderung der IG-Metall: 5,5 Prozent mehr Lohn für eine Laufzeit von zwölf Monaten — die Arbeitgeber bieten dagegen eine Erhöhung von 2,3 Prozent.
Für die Streikenden ist das nicht akzeptabel. „Die Firmen verdienen Millionen, aber bei uns kommt nichts an“, sagt eine Frau (seit 23 Jahren bei Vorwerk). „Es wird alles teurer. Miete, Lebensmittel, Strom. Daher sind 5,5 Prozent angemessen“, sagt ein Hühoco-Beschäftigter. Marius Bartella, seit zehn Jahren bei KSM Castings, sieht auch steigende Arbeitsbelastungen. „Wir arbeiten häufiger sonntags und schieben mehr Nachtschichten“, sagt er. Zwar gäbe es dafür Zuschläge, doch müsse gute Arbeit auch entsprechend bezahlt werden.
Trotz der großen Hoffnung auf mehr Geld herrscht gleichzeitig auch Realismus, was die Höhe der Forderung betrifft. „Das ist doch wie auf dem Trödelmarkt. Dort setzt man am Anfang auch etwas zu hoch an“, sagt eine Vorwerk-Beschäftigte. Für Volker Wentzeck läuft es auf einenklassischen Kompromiss hinaus. „Man sollte bei der Forderung auf dem Teppich bleiben. Am Ende treffen sich beide in der Mitte“, sagt er.
Die Tarifkommission in Bayern tagte am Dienstag zur letzten Verhandlungsrunde. Dort entscheidet es sich, ob es eine Einigung mit Signalwirkung oder den ersten unbefristeten Arbeitskampf seit elf Jahren gibt. „Wir schauen gespannt dorthin“, sagte Torsten Lankau. Die Gespräche dauerten am Abend noch an.