Küllenhahn „Wenn der Fernseher abends ausfiel, war Holland in Not“

Küllenhahn. · Techniker Wolfgang Marik arbeitete jahrelang auf dem Fernmeldeturm auf Küllenhahn.

Der Fernmeldeturm Küllenhahn ist eine Landmarke. Wolfgang Marik gehört zu denen, die auch oben waren.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Der WZ-Bericht über den Fernmeldeturm auf Küllenhahn hat Wolf Marik, langjähriger Techniker des Turms, zum Anlass genommen, der WZ seine Erinnerungen zu erzählen. Von 1968 bis 1996 – zwanzig Jahre, mit einer Unterbrechung von acht Jahren – hat er auf „Wuppertal 1“, wie der Turm genannt wurde, seinen Dienst versehen.

Bis 1974 sei der Turm rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres mit mindestens einem Techniker besetzt gewesen, später ging es nur noch ab und zu dort hinauf.

Anfangs habe es noch keine Fernwirk- und Überwachungstechnik gegeben, um bei Technikausfällen irgendein Gerät Ersatz schalten zu können, erklärt Wolf Marik. „Wenn der Fernsehsender abends ausfiel, war Holland in Not“, erinnert er sich. Über den Fernmeldeturm wurden damals zum Beispiel zweite und dritte Fernsehprogramm ausgestrahlt. Die Techniker mussten die Anlagen warten und für reibungslosen Sendebetrieb sorgen.

Wolf Marik kann sich auch an die Besuche von WZ-Fotograf Kurt Keil erinnern – der sich dafür beim Fernmeldeamt anmelden musste. Denn Betriebsfremde durften aus unfallschutzgründen nicht auf den Turm. Die Techniker dagegen waren auch für das Auswechseln defekter Flugwarnlampen zuständig und mussten dafür gegebenenfalls bis an die oberste Spitze der Antenne klettern – zu zweit und mit Steigschutz und Sicherheitsgeschirr.

Für Wolf Marik war es immer ein Erlebnis, bei klarem Wetter in die Ferne zu schauen: „Von dort oben hat man gut den Überblick“, erinnert er sich. Ebenso vom Fernmeldeturm „Wuppertal 2“ am Westfalenweg. „Interessant war es auch, Gewitter oder Herbststürme im Turm zu erleben“, sagt er. „Bei Blitzeinschlägen gab es ein kurzes Klingelsignal in der Technik-Überwachungsanlage, je nach Art der Stürme schwankte der Turm, oder er schüttelte sich wie ein nasser Hund. Wir hatten uns irgendwann mal ein Maurerlot an die Decke des Büroraumes in der achten Etage gehängt, um zu sehen, was los war.“

Im Laufe der Jahre sei die Technik immer wieder modernisiert worden. „Irgendwann wurde der Turm, wie alle Türme in NRW vom Fernmeldeturm in Köln aus überwacht, die Richtfunk-Röhrentechnik gegen Halbleitertechnik ausgetauscht, ein neues Fernsehsendergebäude gebaut, die Funktelefontechnik vom B-Netz auf das C-, später D-Netz umgestellt und so weiter.“ Das Personal – insgesamt zehn Personen – habe dann noch andere Fernmeldetürme und Fernseh-Frequenzumsetzer sowie die Sende- und Empfangsanlagen für das Kabelfernsehen im weiteren Umkreis betreut.

„Wie es heute dort oben aussieht, weiß ich nicht“, sagt Wolf Marik. Von seinen alten Kollegen sei nur noch einer im Dienst. Satellitentechnik und Digitalisierung hätten in den letzten Jahrzehnten viel verändert. kati