WZ in Gefahr Wenn der Weihnachtsbaum Feuer fängt - die WZ darf in Wuppertal löschen (mit Video)
Wuppertal · Wie bedient man noch einmal einen Feuerlöscher? Die Brandbekämpfer helfen und geben Tipps für den schlimmsten Fall der Fälle in der Vorweihnachtszeit.
Bei minus fünf Grad Celsius und an den kürzesten Tagen des Jahres hilft vor allem Gemütlichkeit, um einigermaßen frohen Mutes durch den Winter zu kommen. Dass es kein weiter Weg von der Besinnlichkeit zum Wohnungsbrand ist, hat das WZ in Gefahr-Team nun am eigenen Leib erfahren. Mit fünf Kräften der Freiwilligen Feuerwehr Löschzug Hahnerberg haben wir einen mehr als zwei Meter hohen Baum erst geschmückt, dann angezündet und schließlich gelöscht – jedoch unter freiem Himmel. Pressesprecher Manuel Packhäuser erklärt, warum ein brennender Baum in der Wohnung so gefährlich ist, wie ein Feuerlöscher bedient wird, und wann nur noch die Flucht bleibt.
Doch es braucht einen Baum, um ihn anzünden und schließlich löschen zu können. Bei der Firma Leonhards warten zwei Mitarbeiter, um die in der Werkstatt angetrocknete Nordmanntanne in mein Auto zu packen. Obwohl mein Auto nicht klein ist, reicht sie vom Ende des Kofferraums bis zum Beifahrersitz. Schnell riecht es im Auto nach Weihnachten. Und die Mitarbeiter freuen sich auch über die Plätzchen, die unter den Tannenduft noch eine feine Vanille-Note mischen.
Bei wirklich eisigen Temperaturen schafft es das Auto mit der großen Tanne beladen nur mit Mühe nach Cronenberg hinauf; und auch Manuel Packhäuser muss etwas schnaufen, als er den Weihnachtsbaum unterhalb der Wache auf einen Platz stellt. Schließlich kommen noch fünf Feuerwehrmänner mit einem großen Löschfahrzeug herunter. „Sie müssen ja auch gelöscht werden, wenn etwas passiert“, sagt der Sprecher der Feuerwehr halb im Scherz und halb im Ernst zu mir. Dann reicht er mir eine Feuerwehrjacke – und zum ersten Mal an diesem Morgen wird mir warm. „Was gegen Kälte schützt, schützt auch vor Hitze“, sagt der Feuerwehrmann.
Wenn ein Baum im Wohnzimmer Feuer fängt – zum Beispiel durch eine Baumkerze (die alle Feuerwehrleute ohnehin viel zu gefährlich finden), durch einen Kurzschluss an der Lichterkette oder durch eine Kerze, die zu nah an den Ästen steht – trägt natürlich kaum jemand Schutzkleidung wie Jacke und Helm. Es dauert eine Weile, bis der Baum brennt – denn er wurde erst vor Kurzem geschlagen und ist noch recht feucht.
Wenn man selbst nicht mehr löschen kann, muss der Notruf gerufen werden. Und wer selbst retten möchte, kann sich online oder vor Ort in den Wachen über die Freiwillige und die Berufsfeuerwehr informieren:
Als er dann brennt, ist von dem Feuer gar nicht so viel zu sehen – dafür umhüllt den Baum eine Rauchwolke, die in der kalten Luft besonders wuchtig erscheint. Jetzt gilt es, den Baum zu löschen: Und wie war das noch gleich, was ist zu tun, wie funktioniert der Feuerlöscher? Kurz besinnen, die Worte Packhäusers noch im Ohr: „Stift ziehen zum Entsperren, dann draufhalten, gut zielen und den Hebel drücken.“ Es klappt, den Feuerlöscher zu bedienen ist wohl wirklich idiotensicher. Doch der Moment des Nachdenkens, wie so ein Feuerlöscher noch einmal funktioniert, hat einige Zeit gekostet. „Die Sekunden, in denen Sie überlegen müssen, was zu tun ist, sind entscheidend“, sagt der Feuerwehrmann. Und fügt hinzu, dass man bei einem Feuer am Baum oder am Adventskranz sofort reagieren muss.
Wenn es zu spät ist: Flucht antreten und Türen schließen
Denn so ein Baum brennt nicht nur gut, wenn er schon einige Tage in der warmen, trockenen Wohnung steht: Er verursacht auch gewaltigen Rauch. „So ein Baum hat eine enorme Wärme- und Rauchentwicklung“, erklärt Packhäuser. „Das ist nur in der Entstehungsphase noch beherrschbar.“ So ein wohlig und weihnachtlich duftender Baum riecht so gut, weil er viele ätherische Öle enthält und als Gase abgibt. Diese sind es aber auch, die in Brand geraten – und wenn der Baum einmal brennt, dann springt das Feuer auch schnell auf andere Gegenstände wie Gardinen oder Möbel über. „Alles, was in Brand geraten kann, tut das auch.“
Packhäuser selbst ist vor einigen Jahren im Einsatz gewesen, als ein Adventskranz Feuer gefangen hatte: „Der ganze Raum stand in Flammen – das wäre bei einem Baum noch viel schlimmer.“ Hier in Wuppertal kommen Einsätze wie Brände durch weihnachtliche Deko hin und wieder vor, „die Saison gibt solche Momente her“, doch in diesem Jahr sei es noch ruhig gewesen. Vorsicht ist dennoch geboten, denn die meisten Brände in Privathaushalten entstehen durch Elektroinstallationen und Mehrfachstecker sowie Dinge, die auf dem Herd vergessen werden.
Unabhängig von der Weihnachtszeit ist also geboten, in jedem Raum (abgesehen von der Küche) einen Rauchmelder zu haben, bei Lichterketten auf die Prüfsiegel zu achten und nie zu viele Geräte und Mehrfachstecker über eine Steckdose laufen zu lassen. „Und sich gedanklich auf einen Notfall vorzubereiten.“ Wo sind die Fluchtwege, sind sie frei, wo ist der Feuerlöscher, wo der Eimer Wasser? Solche Fragen sollte man sich stellen, sagt Packhäuser, um im Notfall schnell reagieren zu können.
Doch zurück zum inzwischen nicht mehr brennenden Weihnachtsbaum: Der steht nun traurig und glanzlos unter eine Wolke aus ABC-Pulver aus dem Feuerlöscher begraben da und lässt die vormals prächtigen Äste hängen. Überall liegt das Pulver: „Zuhause sollte man lieber mit einem Eimer Wasser als mit dem Pulverlöscher löschen“, erklärt Packhäuser. Das Pulver sei so hartnäckig, dass es die Wohnung komplett versaue.
Und wenn der Brand zu groß wird, um noch ohne Hilfe der Feuerwehr bewältigt werden zu können, hilft nur noch die Flucht: „Bei der Flucht, wenn alle raus sind, immer die Türen schließen. Sonst breitet sich der Rauch viel zu schnell aus und versperrt Flucht- und Rettungswege.“ Hier draußen gibt es keine Türen – aber trotzdem weiß ich nun, was bei einem brennenden Baum zu tun ist. Und wann ich besser flüchte – und hinter mir die Tür schließe.
Ein Video zu dieser Weihnachtsfolge von „WZ in Gefahr“ gibt es auf unserer Internetseite:
www.wz.de/wuppertal