WLAN-Namen Wie Wuppertaler ihre WLAN-Netzwerke nennen - Einladung zum Miträtseln
Wuppertal. Fremde Wohnungen üben eine gewisse Faszination aus — vor allem, wenn man mal kurz reingucken kann. Wer durch Straßen läuft und durch beleuchtete Fenster guckt, darf sich immer auch über einen Einblick indas Leben anderer freuen.
Sieht man Bilder, Kunstwerke gar, Platten, Bücher? Welche Möbel und Deko-Gegenstände sieht man? Alles, was man sieht, weckt Assoziationen und ermöglicht jedenfalls subjektive Einblicke, welche Menschen in der Wohnung wohnen. Kulturinteressierte? Leser? Fernseh-Dauergucker? Menschen mit Geschmack? Ikea-Stammkunden?
Für so einen Blick muss man aber heute nicht einmal mehr ins Wohnzimmer gucken. Es reicht, das Smartphone zu zücken. Denn wenn man sich die Namen der W-Lan-Netzwerke ansieht, die ihr Signal auf die Straßen senden, darf man kurz teilhaben an dem Humor und der Kreativität der Bewohner. Im besten Fall.
W-Lan-Netzwerke sind drahtlose lokale Netzwerke. Wer einen Internet-Anschluss hat,hat meistens auch W-Lan. Ein Router sendet das Signal, über das man sich per Laptop, Smartphone oder Tablet ins Netz einwählen kann. Wenn man das Signal nicht unsichtbar macht, dann ist es eben auch für Außenstehende sichtbar. Und somit auch der Name, den man seinem Netzwerk gegeben hat. Denn viele wollen nicht mehr den vom Hersteller vorgegebenen Namen mit Zahlencode. Stattdessen werden Namen verwendet, Wortwitze oder Bezüge zu Kultur oder gar Fußball.
Freunde der Serie „Game of Thrones“ findet man etwa auf dem Ölberg oder im Luisenviertel. Dort zeigt das Handy Netzwerke mit den Namen „Winternet is coming“ und „Pings Landing“ an — Referenzen zu der ersten Folge der Serie und der Hauptstadt der „sieben Königslande“. Der Witz funktioniert aber auch nur, wenn man erkennt,dass Winternet ein Wortwitz ist und Ping ein Fachbegriff für die Erreichbarkeit von Servern und Computern in einem Netzwerk. Witznamen mit Hintergrund. Fröhliche Hippies und MettigelFans geben sich zu erkennen
Ähnlich läuft es bei „Pretty fly for a WiFi“ — wer den Song der Band Offspring („Pretty Fly for White Guy“) nicht kennt, wird hier nicht schmunzelnkönnen. Wer nicht weiß, dass Wifidas internationale Wortfür W-Lan ist, lacht auch nur ein bisschen. Eindeutiger ist der Witz um den polnischen Nationalspieler Robert Lewandowski. Als W-Lan-Name findet man ihn in der Innenstadt als „Robert Wlandowski“.
Im Luisenviertel sind Freunde der 70er oder 80er am Werk — ob „Happy Hippies Hotspot“ dabei aber eine Referenz zuden Happy Hippos aus den Ü-Eiern ist oder nur der Gemütszustand der Hippie-Fraktion, wird nicht mitgesendet. Dafür gibt es inder Nähe aber Freunde der 80er-Feierkultur, die ihr Netzwerk „Netigel“ genannt haben.
W-Lan-Benenner sind aber auch politisch. Ob alle, die es sehen, den Optimismus von „Weltverbesserer 2017“ teilen, sei dahingestellt. Gleiches gilt für die Kritik an potenzieller Online-Überwachung, die mitschwingt bei „BND_Ueberwachungsfahrzeug“ oder „SKFunknetzüberwachung“.
Dass das Netz auch andere Risiken mit sich bringt, als die Überwachung, weiß jeder, der sich schon einmal unnütz lang darin verloren hat — sei es bei Facebook oder beim Dauerstreamen von Serien. Ein Nutzer auf dem Ölberg verleiht dem scheinbar dadurch Ausdruck, dass er sein Netzwerk „Spaghettification“ nennt, einen Ausdruck aus der Physik, den Stephen Hawking geprägt hat, der beschreibt, wie Materie langgezogen wird, wenn sie in ein schwarzes Loch gezogen wird. Puh. Für den Spaß muss man sich erstmal auf Recherche begeben oder Physik studiert haben.
Generell muss man die Netzwerknamen immer auch als Einladung verstehen. Als Einladung, mitzulachen oder zu rätseln. Als Aufforderung, auf das Sendungsbewusstsein der Namensgeber zu reagieren.
Aber das kann auch als Ablehnung kommen. Es gibt Netzwerke, die fordern einen per Namen gleich auf, draußen zubleiben: „No free W-Lan here“,sagt der eine. Eine Anspielung auf nicht erreichbare Internetseiten macht der andere: „404 Network unavailable...“. Ein Dritter nennt seinNetz „Nicht verbunden“. Das wird wahrscheinlich erst witzig, wenn jemand, der sich einwählen möchte, fragt, warum da „nicht verbunden“ steht.