„Wir zeigen, was wir wieder können“
Theaterfest und Gala zur Spielzeiteröffnung: Das neue Opernensemble stellt sich mit Spiel und Gesang erstmals den Wuppertalern vor, das Schauspiel macht neugierig auf die kommende Saison.
Wuppertal. „Endlich sind wir wieder ein richtiges Opernhaus“, hört man als erleichterte Feststellung auf den Fluren an der Kurt-Drees-Straße. Das Haus macht tatsächlich einen recht kompletten Eindruck: Nach dem neuen Opernintendanten Berthold Schneider sind noch viele weitere hinzugekommen — das Ensemble, der Chorleiter, der Studienleiter, der erste Kapellmeister und mit einem eigenen Verfahren die Generalmusikdirektorin, auch wenn die beiden letztgenannten noch andere Verpflichtungen abarbeiten müssen.
Die Neuen legen sich gehörig ins Zeug: Prall gefüllt ist das Programm des Theaterfestes und der abendlichen Gala zur Spielzeiteröffnung am nächsten Samstag, 3. September. Los geht es um 13.30 Uhr mit dem Blechbläserquintett des Sinfonieorchesters. Ab 14 Uhr laufen im Theater am Engelsgarten und im Kronleuchterfoyer des Opernhauses Musikalisches und Mitmach-Aktionen parallel und im Stakkato. Die Besucher schlendern vom Wunschkonzert mit Stefan Leibold, Lucas Mundas und Philipine Pachl zur Musik aus neun Jahrhunderten und zur ersten Kostprobe der Uraufführung von „Janis“ über Janis Joplin.
Ganz sicher lassen geübtere Festbesucher nicht die Kostümversteigerung mit dem Schauspieler Thomas Braus aus (14.15 und 16 Uhr), die jedes Jahr umlagert ist. Dazwischen passt um 15 Uhr prima der Origami-Kurs mit dem Tenor Mark Bowman-Hester, der zeigt, wie sich Figuren aus Papier falten lassen.
Der neue Sänger Simon Stricker stellt sich für ein „körperliches und geistiges Kräftemessen“ zur Verfügung und lockt mit „Schlag den Bariton“. „Solche Programmpunkte kriegt man nur mit einem Ensemble hin“, sagt Berthold Schneider. Mit Bedacht hat er auch die Matinéen zu den ersten Opernpremieren am 17. und 18. September ins Fest integriert — „hier haben sie einfach mehr Resonanz“.
„Man kann die Besucher nur bedauern, denn es wird keiner schaffen, sich alles reinzuziehen“, bemüht sich Enno Schaarwächter, Geschäftsführer der Bühnen, um einen traurigen Gesichtsausdruck. Unbemerkt bleibt das Fest sicher nicht: „Für die Fassade sind 100 Meter Samt und Ballons versprochen“, sagt Schneider — ganz gleich, ob die Gerüste noch stehen oder nicht. Außerdem werden die knapp ein Dutzend Stände diesmal vor der Culinaria aufgebaut. Dort gibt es auch etwas zu essen, aber vor allem präsentieren sich hier die Werkstätten, die Kostüm- und Maskenbildner mit Praxis-Beispielen.
Für die Gala am Abend machen die Bühnen die Türen weit auf: Es herrscht weder Krawatten- noch Bezahlzwang. „Wir setzen nach der Erfahrung im Theater erneut auf das Prinzip ,Pay what you want’ (Zahl, was du willst)“, sagt Schaarwächter. Platzkarten gibt es bei der Kulturkarte; nach der Vorstellung kann man bei den Mitarbeitern der Bühnen etwas in den Zylinder werfen, wenn man möchte und was man möchte. Abendgarderobe ist nur für die Mitwirkenden vorgesehen, alle anderen können zwanglos vom Fest zur Gala wechseln. „Wir haben auch keine Einladungen an die Prominenten der Stadt verschickt, die können sich ja auch Karten besorgen“, betont der Geschäftsführer.
Die Oper dominiert die Gala mit einem reichhaltigen Programm. Das neue Ensemble präsentiert Hits aus acht Opern - von der Barcarolle in „Hoffmanns Erzählungen“ bis „La donna e mobile“ aus „Rigoletto“. Schneider: „Wir wollen aber auch beweisen, dass der „Barbier von Bagdad“, den kaum einer kennt, eine wirklich mitreißende Musik hat.“
„An diesem Abend zeigen wir, was wir endlich wieder erreichen und was die Zuschauer sehr vermisst haben“, sagt Schaarwächter. Denn nachdem Opernintendant Johannes Weigand gehen musste, hatte es unter Toshiyuki Kamioka 2014 gar kein Fest zur Spielzeiteröffnung gegeben, 2015 hat der Chor eine Konzert-Gala gegeben — ein Ensemble gab es ja nicht.