Fachgeschäfte gehören nicht zum alten Eisen

Inhabergeführte Fachgeschäfte und Dienstleister haben sich zusammengeschlossen und starten eine Qualitätsoffensive. Dennoch werden es Fachgeschäfte weiter schwer haben, neben großen Ketten zu bestehen.

Wuppertal. Als sich Ulrich Isfort in den 90er Jahren mit seinem Geschäftfür Schlafzimmermöbel in Elberfeld selbstständig machte, da war ihmklar, dass er sich von den großen Möbelhäusern absetzen muss. Statt einVollsortiment anzubieten, setzte er auf Betten, Matratzen undSchlafraummöbel. Für seinen Erfolg aber sei nicht nur das bedeutsamgewesen, sagt Isfort. "Ich habe schnell gemerkt, dass nicht die Größedes Geschäfts entscheidend ist, sondern die Zeit, die man sich für dieKunden nimmt."

Was Ulrich Isfort gelungen ist, haben vieleinhabergeführte Fachgeschäfte in Wuppertal nicht geschafft. Wurde vor30 Jahren noch etwa 55 Prozent des Umsatzes im Einzelhandel intraditionellen Fachgeschäften erzielt, sind es heute nur noch 28Prozent. Nach Schätzungen des Rheinischen Einzelhandels- undDienstleistungsverbands wird in den kommenden fünf Jahren jedes zweiteFachgeschäft schließen müssen, weil sie der Konkurrenz durch großeEinzelhandelsketten nicht standhalten.

Um dieseEntwicklung abzumildern und die etablierten Fachhändler undDienstleister zu unterstützen, hat der Verband 2005 die"Serviceplus-Qualitätsgemeinschaft " gegründet - ein Zusammenschlussvon inhabergeführten Fachgeschäften und Dienstleistern in derbergischen Region. Der Vorteil: Die Mitglieder profitieren von denSynergieeffekten, die die Kooperation ihnen bietet. Ulrich Isfort etwaarbeitet mit drei weiteren Fachgeschäften in seiner Nachbarschaftzusammen. Sucht einer seiner Kunden noch nach passenden Gardinen,empfiehlt er den Kollegen um die Ecke.

Auchein gemeinsames Marketing gehört zum Konzept. Ein "Qualitätskompass"informiert die Kunden über inhabergeführte Geschäfte undFachdienstleiter in Wuppertal. "Natürlich ist der Zusammenschluss eineWerbegemeinschaft, aber er gibt den Einzelhändlern auch eine politischeStimme", sagt Georg-Eicke Dalchow, StellvertretenderHauptgeschäftsführer des Rheinischen Einzelhandels- undDienstleistungsverbandes.

Und die werde in Wuppertal nichternst genug genommen, meint Dalchow. "Das schlechte Image der Stadtmacht den Einzelhändlern zu schaffen." Verantwortlich dafür sei dasSparkonzept, dem der rote Faden fehle. "Dem Einzelhandel werden keinePerspektiven geboten", bemängelt er. So werde beispielsweise bei denGesprächen über die Ansiedlung von Ikea in Wuppertal- Nord nichtberücksichtigt, dass der Möbelriese den bereits bestehendenEinkaufzentren die Kaufkraft entziehe. "Wir können das nicht begreifen.Entscheidend für die Entwicklung von Wuppertal sind doch Arbeitsplätze,und die schafft Ikea definitiv nicht."

Dazu passt eineUmfrage, die die Gemeinschaft unter ihren 69 Mitgliedern geführt hatund an der sich 50 Prozent beteiligt haben. Demnach planen 76 Prozentder inhabergeführten Geschäfte im ersten Halbjahr 2010 keineEntlassungen und 13 Prozent wollen sogar neue Mitarbeiter einstellen.Repräsentativ für die insgesamt 2500 Mitglieder desEinzelhandelverbandes ist diese Umfrage allerdings nicht.