Werkstatt-Verbund will Jobs aus dem Ausland zurückholen
Sieben Millionen Euro investiert der Kompetenzverbund in die Neuaufstellung.
Wuppertal. Die Botschaft des Kompetenzverbundes Bergische Werkstätten an die Industrieunternehmen der Region ist klar formuliert: "Wir bieten Investitionen an. Wir haben kein Liquiditätsproblem. Wir sind der ideale Partner für die Industrie."
Selbstbewusst verweisen die Geschäftsführer der fünf Werkstätten auf ihr Angebot: Insgesamt hat der Verbund an fünf Standorten mehr als 46.000 Quadratmeter Produktions- und Logistikfläche zur Verfügung, mehr als 4500 Palettenstellplätze, fast 2800 Mitarbeiter und die Möglichkeite diese Mitarbeiter zu schulen.
Im vergangenen Jahr hat sich der Verbund nach Angaben von Proviel-Geschäftsführer Michael May so aufgestellt, dass es jetzt verstärkt darum geht, Arbeitsplätze wieder in die Region zurückzuholen. Das heißt: Unternehmen, die bislang Teile der Produktion oder der Montage ins Ausland verlagert haben, sollen Anreize haben, statt im Ausland in einer der Behindertenwerkstätten arbeiten zu lassen.
Eines der Argumente dieser Werkstätten: Lässt es sich wirtschaftlich darstellen, übernehmen die Werkstätten auch die Investition für eine neue Maschine. Ein Argument, dass gerade in schwierigen Zeiten mit etlichen Belastungen für die Liquidität der Unternehmen Gehör finden könnte.
Außerdem haben die Werkstätten im vergangenen Jahr rund sieben Millionen Euro (davon fünf Millionen in Gebäude) investiert, um den Ansprüchen der heimischen Unternehmen gerecht zu werden. Vor allem gilt es dabei, Platz für die Zwischenlagerung größerer Mengen zu schaffen. Im laufenden Jahr sind außerdem noch einmal Investitionen in Höhe von zwei Millionen Euro vorgesehen.
Natürlich hat der Verbund durch die Wirtschaftskrise auch Kunden verloren, die die Arbeiten in das eigene Haus zurückgeholt haben, um die eigenen Mitarbeiter beschäftigen zu können. Die Werkstätten haben aber auch 50 neue Kunden hinzugewonnen. Und wie May berichtet, kommen derzeit Gespräche mit Unternehmen zustande, die früher nicht daran gedacht haben, bei einer der Behindertenwerkstätten produzieren zu lassen.
Zu den Kunden zählen unter anderem Firmen wie Spiralbohrer-Hersteller Carl Koch, Automobilzulieferer Böco Bödecker & Co, Kortzenbach GmbH, Stannol, Zwilling, Puky, Joh. Herrmann Picard, Thyssen Krupp Materials Internation oder Ruco. Zu den Aufgaben der Werkstätten gehören Montage von Rollenbaugruppen, Zerspanen von Kolben für Hydraulikpumpen, Montieren von Zylinderrollenlagern, Laserbeschriftung oder zum Beispiel das Falten und Falzen von Spezialkartons.
Alles Aufträge, bei denen echte Volumina zusammenkommen: So wurden bei der Lebenshilfe i. Berg. Land 39 Millionen Einzelteile verarbeitet. Zwischen Oktober und Dezember montierte die Lebenshilfe Solingen mehr als 1,1 Millionen Hornhauthobel. In Remscheid wurden 3,7 Millionen Farbscheiben kontrolliert und verpackt. In Wuppertal produzierten die Mitarbeiter mehr als 760.000 Fahrkartenhüllen. Proviel hat zudem im vergangenen Jahr täglich rund 15.000 Laserbeschriftungen auf Bohrer aufgebracht.
Es sind Vorgänge wie diese, die Michael May meint, wenn er erklärt, der Verbund sei auch für große Aufträge gewappnet.