Barmer City: Prozess um Geschäftshaus
Der Ex-Chef der Ohligser Wohnungbau muss sich wegen Betrugs und Untreue vor Gericht verantworten.
Barmen. "Wenn das rauskommt, kostet es mich meinen Kopf", soll Wolfgang Schürmann, der jetzt wegen Betrugs und Untreue angeklagte ehemalige Vorstand der Ohligser Wohnungsbau eG, gesagt haben. So erinnerte sich jedenfalls Norbert Zimmermann, Geschäftsführer der Kissel-Gruppe, als Zeuge im Amtsgericht an ein Gespräch mit Schürmann. Thema: die Geheimhaltungsklausel 4 in einer Bürgschaft, mit der die Genossenschaft der WISO GmbH unter die Arme griff.
Die steckte Ende 2001/Anfang 2002 in Schwierigkeiten, weil sie ohne eigenes Geld ein Geschäfts- und Parkhaus auf einem OWB-Grundstück am östlichen Ende der Schuchardstraße in Barmen errichten ließ. Es gab Ärger mit Nachbarn und Probleme beim Bau. Später sprang auch noch der vorgesehene Ankermieter Strauss Innovation ab.
Die Bürgschaft, mit der Generalunternehmer Kissel zum Weitermachen bewegt wurde, hält das mit zwei Berufs- und zwei Laienrichtern besetzte Schöffengericht für den "eigentlichen Knackpunkt" des Verfahrens: Hat Schürmann, der gleichzeitig OWB-Vorstand und WISO-Geschäftsführer war, sie allein unterschrieben? Er und seine Frau, die bei WISO angestellt war, bestreiten das.
Reinhard Fausten, das nebenamtliche Vorstandsmitglied, dessen Signatur ebenfalls nötig gewesen wäre, betont dagegen: "Diese Bürgschaft habe ich nie gekannt. Die habe ich nicht unterschrieben." Auch Aufsichtsratsvorsitzender Michael Kleimt will erst 2004 von ihr erfahren haben. Von den drei Originalen der Bürgschaft fehlt jede Spur. Zimmermann will sein Exemplar auf Wunsch Schürmanns an den OWB-Vorstand zurückgegeben haben. Anlass war eine zweite, weitergehende (und diesmal von Fausten mitunterschriebene) Bürgschaft, als die Lage sich weiter verschärft hatte. Von der ersten behielt Zimmermann aber eine beglaubigte Kopie: Sie trägt von OWB-Seite nur die Unterschrift Schürmanns.
Das unglückliche Bauvorhaben brachte die Genossenschaft "an den Rand der Insolvenz", erläuterte Oberamtsanwältin Angelika Boka für die Staatsanwaltschaft. Schürmann habe einen "Vermögensschaden großen Ausmaßes" verursacht.
Wie groß, das erläuterte Schürmann-Nachfolger Ulrich Uibel: Das Gebäude verursachte jedes Jahr ein Minus von 300 000 bis 400 000 Euro. Von 2004 bis 2006 schrieb die Genossenschaft 6,2 Millionen Euro ab. Verkauft wurde die mehr als sieben Millionen Euro teure Immobilie im vergangenen Dezember zum "Spottpreis" von 1,1 Millionen Euro.
Den "Kopf" kostete Schürmann der Bau nicht. Im April 2004 wurde er aber unter anderem wegen dieser Pleite seiner Ämter enthoben. Der 58-jährige gelernte Bankkaufmann gestern vor Gericht: "In drei Tagen sind es exakt fünf Jahre." Nächster Verhandlungstag mit weiteren Zeugen ist der 4. Mai.