Wuppertal Wohnungsmarkt: „Wuppertal ist eine friedliche Oase“
Trotz des Zuzugs vieler Menschen in die Stadt müssen die Mieter keine Preisexplosionen befürchten. Das sagen Experten voraus.
Wuppertal. Köln, Bonn, Düsseldorf, Aachen und Münster — das sind die fünf Städte in Nordrhein-Westfalen, die wegen ihres überhitzten Wohnungsmarktes in einer eigenen Liga spielen. „Wenn diese Städte für die Champions League stehen, dann zählt Wuppertal zur Bundesliga. Und das bringt Vorteile für unsere Stadt, weil wir noch über Ressourcen an leerstehenden Wohnungen verfügen, um die Zuzüge aus den EU-Ländern und Flüchtlinge aufzunehmen“, sagt Oliver Zier, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbau-Gesellschaft (GWG).
Die insgesamt positive Einschätzung der Situation auf dem Wuppertaler Wohnungsmarkt teilen Dezernent Frank Meyer und Andreas Wiemann, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes Wuppertal und Umgebung. Die gesteigerte Nachfrage nach Wohnungen werde die Stadt verkraften können.
Nach Schätzungen stehen noch rund 13 000 Wohnungen in Wuppertal leer. Der Leerstand baute sich bis 2011 auf — in den Jahren, als Wuppertal als sterbende Stadt galt. Die Bevölkerungsprognosen wurden inzwischen geändert, die Einschätzungen zur Entwicklung des Wohnungsmarktes auch. „Wir nutzen die gesteigerte Nachfrage nicht nur zum Abbau unserer Leerstände, sondern wir wollen gleichzeitig eine Verbesserung der Bestandsstruktur bewirken. Das gehen wir sehr verantwortungsvoll an“, verspricht Oliver Zier, der von einer Chance für die GWG spricht.
Er lobt die Stadt für ihre bisherige Flüchtlingspolitik. Die meisten Flüchtlinge seinen in Privatwohnungen untergekommen, das Wuppertaler Modell sei vorbildlich für andere Städte. Wohnen, Sprache, Bildung, Beruf — das seien die Voraussetzungen für eine gelungene Integration.
Die Wohnungsgesellschaften seien gegenüber den Privateigentümern in einer vergleichsweise komfortablen Situation. Rund 80 Prozent der 190 000 Wohnungen in Wuppertal befinden sich in Privatbesitz. Bei vielen Wohnungen habe sich ein derartiger Investitionsstau gebildet, dass sich die erforderlichen Sanierungen über die Mieteinnahmen selbst langfristig nicht mehr rechneten.
Knapp fünf Euro pro Quadratmeter beträgt die durchschnittliche Miete laut des gültigen Mietspiegels in Wuppertal. Die Stadt hat angekündigt, bis zum Ende des Jahres einen neuen qualitativen Mietspiegel zu erstellen. „Das setzt aber voraus, dass es bis dahin einen entsprechende Datenbasis gibt“, sagt Andreas Wiemann vom Mieterbund. Der Mietspiegel sei eine Bestandsaufnahme und kein Wunschdenken. Daher erwartet er keine wesentlichen Steigerungen der Richtwerte.
Die Situation für die Mieter in Wuppertal schätzt Wiemann trotz der steigenden Nachfrage als komfortabel ein. „Wuppertal ist im Vergleich zu anderen Städten eine friedliche Oase.“ Die hohe Zahl leerstehender Wohnungen habe in der Vergangenheit in einigen Fällen bewirkt, dass Vermieter nach der Sanierung auf Mieterhöhungen verzichtet hätten, weil sie fürchteten, ihre Mieter zu verlieren. In Wuppertal sei die im vergangenen Jahr in anderen Städten eingeführte Mietpreisbremse ohnehin kein Thema, weil sie keine Relevanz habe.
„Der Vermieter muss weiterhin Spaß an der Vermietung haben“, sagen Dezernent Frank Meyer und Hermann Josef Richter, Vorsitzender von Haus und Grund Wuppertal und Umgebung unabhängig voneinander fast im Wortlaut. Seit Jahren sind die Mietpreise stabil, während die Kosten für den Erhalt der Wohnsubstanz gestiegen sind. Die Stadt bietet Hilfen beim Abruf von Förderprogrammen an (siehe Kasten).
Grundsätzlich sieht Dezernent Frank Meyer noch keine Notwendigkeit, eine Flächenoffensive für den Mietwohnungsbau zu starten. Die Stadt weise zahlreiche Baulücken auf, und auch der Leerstand bleibe ein Thema. „Wir beobachten den Markt sehr genau“, sagt Frank Meyer.
Kasten
Bei den Förderprogrammen des Landes geht es nicht nur um potenzielle Wohnungen für Flüchtlinge, sondern um Finanzspritzen für die Modernisierung von denkmalgeschützten Gebäuden, behindertengerechtes Wohnen, Einbruchsicherung und Energieeffizienz.
Ein Beratungsgespräch kann unter der Telefonnummer 563 7007 vereinbart werden. Informationen über die Förderprogramme gibt es im Internet unter:
www.wuppertal.de/wohnraumfoerderung