Begrabt mein Herz in Wuppertal Putz an der Wupper

Uwe Becker konnte nicht beim Wupperputz mitmachen, hat aber dafür wenigstens zu Hause aufgeräumt.

Uwe Becker.

Foto: Joachim Schmitz

Als ich am Samstag die ersten Fotos von Kommunalpolitikern auf Facebook erblickte, die beim traditionellen Wupperputz mitgeholfen hatten, wurde mir bewusst, dass ich es leider verpasst habe. Für das kommende Jahr werde ich mir rechtzeitig einen Knoten in meine Mülltonne machen, damit ich es nicht schon wieder vergesse. Natürlich ist es verwerflicher, Unrat in die Wupper zu werfen, als sich am Wupperputz nicht zu beteiligen, aber ein schlechtes Gewissen habe ich schon, wenn ich jetzt von den vielen freiwilligen Helfern lese, die sich am Wochenende die Mühe machten, unsere Wupper und das Ufer zu säubern. Die Aktion war ein voller Erfolg, und es tröstet mich ein wenig, weil ich nicht daran teilnehmen konnte. Zu meiner Entschuldigung kann ich aber vorbringen, dass ich bei meinen täglichen Versorgungs- und Spaziergängen regelmäßig Papierschnitzel oder Getränkedosen aufhebe, um sie später in einem Mülleimer zu entsorgen.

An Stammtischen hört man auch gerne mal, dass die Politiker, die bei solchen Aktionen helfen, dies ja nur machen, weil sie wiedergewählt werden wollen. Ich finde solch einen Vorwurf ungerecht. Natürlich hat ein Politiker, der bei solchen Aktionen hilft, auch die Hoffnung, dass ihm diese Vorbildfunktion bei der nächsten Wahl nützlich ist, und die Menschen sich beim Urnengang daran erinnern, wie prima er mit angepackt hat, das ist doch auch verständlich.

Wenn einige Menschen so negativ denken, dann könnten sie ja auch direkt behaupten, die Politiker würden, wenn sie keine Politiker wären, eigentlich lieber einen alten Kühlschrank, eine marode Waschmaschine oder ein verrostetes Fahrrad in die Wupper schmeißen, als beim Wupperputz zu helfen. Kann man es nicht einfach mal so stehenlassen, dass unsere so oft gescholtenen Kommunalpolitiker auch umweltbewusst denken und sich ohne Hintergedanken zusammen mit vielen normalen Bürgern an den Putzaktionen beteiligen wollen? Tatsache ist wohl leider auch, so wie ich gehört habe, dass sich von unseren Ratsmitgliedern nur sehr wenige beteiligt haben. Da fragt man sich dann auch, sind die einfach nur zu faul, oder sind sie zu sicher, dass sie wiedergewählt werden?

Ich habe übrigens den Samstag genutzt, als ich gemerkt hatte, dass es für den Wupperputz zu spät war, um in meiner Wohnung ein bisschen aufzuräumen, im weitesten Sinne war das auch so eine Art Wupperputz, wohne ich doch direkt am Fluss. Was ich da alles gefunden habe, das können sie sich nicht vorstellen. Unter meinem Bett sah es aus wie bei Hempels unterm Sofa. Ich frage mich nun aber, wie die Sachen von Hempels unter mein Bett gekommen sind, hatte ich bisher doch immer gedacht, das wäre nur ein Sprichwort.

Im Flur hinter dem Bücherregal fand ich überraschenderweise einen schwarzen Socken, den ich allerdings nie wirklich vermisste, weil ich ungefähr 250 von dieser Sorte habe. Sehr gefreut habe ich mich, als ich in der Ritze meines Sofas einige 2-Euro-Münzen fand und hinter dem Küchenschrank eine fast neue Rolle Frischhaltefolie. Als ich dann noch gesaugt und geputzt hatte, war meine Wohnung genauso picobello wie die Wupper und ihr schönes Ufer.

Die Idee eines Bekannten, dass man diejenigen zum Säubern verdonnert, die für diese Verschmutzungen verantwortlich sind, finde ich sehr gut. Allerdings ist es ja kaum möglich diese Umweltsünder zu ermitteln. Als ich Sonntagmittag aus dem Fenster schaute, traute ich meinen Augen nicht: auf der Völklinger Brücke warf ein Mann, der eine kleinen Hund an der Leine führte, eine große Plastiktüte voller Müll in die Wupper. Ich war in diesem Moment so wütend, und wäre am liebsten auf die Brücke gerannt, hätte seinen kleinen Schoßhund gepackt und ohne lange Erklärungen ebenso über das Geländer in die Wupper geworfen. Nur meine grenzenlose Tierliebe hat diese Strafaktion verhindert. Ich wollte natürlich nicht, dass der kleine Hund sich stranguliert, weil der Mann die Leine bestimmt nicht losgelassen hätte. Unfassbar, zu was Menschen fähig sind, so oder so gesehen.