Nächstebreck Ärger über Gelände-Nutzung an der Linderhauser Straße

Nächstebreck · Der Vorsitzende des Nächstebrecker Bürgervereins, Hermann Josef Richter, wünscht sich an der Linderhauser Straße Wohnungen statt Autoschrott. Die Nutzung des ehemaligen WSW-Areals ist ihm ein Dorn im Auge.

Hermann Josef Richter und Thomas Hüsemann ärgern sich über die Gelände-Nutzung, monieren vor allem, dass abgemeldete Fahrzeuge auf unversiegeltem Boden stehen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„In Nächstebreck kocht die Volksseele“ – mit diesen Worten wendet sich Hermann Josef Richter, Vorsitzender des Nächstebrecker Bürgervereins, an die WZ. Sein Anliegen: Die Situation an der Linderhauser Straße, Ecke Im Hölken einmal anzusehen. Konkret geht es um das Areal rund um den mittlerweile unter Denkmalschutz stehenden Wasserspeicher, das die Wuppertaler Stadtwerke Anfang des Jahres an einen Autoschrotthändler verkauft haben. Der hat mittlerweile das gesamte 8200 Quadratmeter große Gelände in Beschlag genommen. Das Schild „An- und Verkauf“ weist auf die Art des Betriebes hin, ein Name fehlt. Auch im Internet und über die Suchmaschine des Wuppertaler Gewerbecenters lässt sich der Besitzer nicht ermitteln.

„Hier stehen abgemeldete Autos auf unversiegeltem Boden“, beginnt Richter seine Aufzählung der Dinge, die ihm bei der ganzen Sache ein Dorn im Auge sind. Es folgt: Am Gebäude neben dem denkmalgeschützten Wasserspeicher hat es Abrissarbeiten gegeben, die so nicht hätten durchgeführt werden dürfen. Den Bewohnern des ebenfalls zum Grundstück gehörenden Einfamilienhauses ist der Mietvertrag gekündigt worden. Die seit mehreren Generationen dort wohnende Familie muss Anfang nächsten Jahres ihre Kisten packen.

Im Jahr 2017 hatten die WSW bekanntgegeben, das Areal an der Linderhauser Straße verkaufen zu wollen. Die Entscheidung über den Käufer sollte laut WSW nicht nur unter finanziellen Gesichtspunkten fallen, es sollte auch die Nutzungsabsicht des Gewerbes berücksichtigt werden. Unterstützt wurden die WSW bei der Wahl des Käufers von der Wuppertaler Wirtschaftsförderung. „Wir wollen das so vermarkten, dass möglichst viele Arbeitsplätze entstehen“, erklärte Wirtschaftsförderungsvertreter Martin Lietz im Jahr 2017.

Vor diesem Hintergrund kann Hermann Josef Richter die Wahl des Käufers nicht verstehen. „Hier hätten 30 bis 40 Arbeitsplätze entstehen können, stattdessen gibt es jetzt maximal drei Arbeitsplätze. Zusätzlich reiht sich der Autoschrotthandel in die Reihe der bereits existierenden Autowerkstätten an der Linderhauser Straße ein“, beklagt er. Laut Richter hätte der Käufer damals damit geworben, einen hochwertigen Oldtimer-Verkauf aufziehen zu wollen. „Davon ist nichts zu sehen.“ Außerdem hätten die Stadtwerke gegenüber der Presse betont, dass mit dem Kauf des Areals die Mieter in dem dazugehörigen Zweifamilienhaus verbleiben dürfen. „Stattdessen hat der neue Besitzer direkt nach Kauf Eigenbedarf angemeldet“, empört sich Richter.

Antrag auf Nutzungsänderung bringt Fass zum Überlaufen

Das Fass zum Überlaufen gebracht hatte im September ein Antrag auf Nutzungsänderung. Der Käufer möchte die bereits bestehenden Gebäude als Garage für PKW-Aufbereitungen und Arbeiten wie Öl- und Reifenwechsel nutzen, kurz als Autowerkstatt. Sollte der Nutzungsänderung zugestimmt werden, sieht der Vorsitzende des Bürgervereins darin „eine weitere Entscheidung von Rat und Verwaltung gegen die Interessen des Stadtteils“.

Auch die CDU-Fraktion äußert sich zu den Geschehnissen an der Linderhauser Straße. „Die Lagerung und Verwertung von Schrottautos hat zu erheblichen Protesten der Anlieger und des Nächstebrecker Bürgervereins geführt. Die Entwicklung des Stadtteils im Wuppertaler Osten wird durch diese Form der Nutzung – gegenwärtig lagern hier rund 70 Fahrzeuge – mehr als negativ beeinflusst“, stellt CDU-Fraktionsvorsitzender Ludger Kineke fest. Die Nächstebrecker Stadtverordneten Christian Wirtz und Heinrich Bieringer fordern zusammen mit der Fraktionsführung eine zügige Aufstellung beziehungsweise Änderung des Bebauungsplans für den gesamten Bereich, „um städtebauliche Ziele zu definieren und Nutzungen zu konkretisieren“.

Diesbezüglich scheint es schon Planungen zu geben. Ende Oktober erreichte Hermann Josef Richter ein Schreiben aus dem Büro des Oberbürgermeisters. „Wir prüfen, inwieweit planungsrechtliche Instrumente, zum Beispiel die Vorbereitung eines Aufstellungsbeschlusses für die Änderung des Bebauungsplans, auf den Weg gebracht werden können“, schreibt Michael Telian darin. Bereits im November könnte ein solcher Bebauungsplan in der Sitzung der Bezirksvertretung Thema sein und im Dezember im Rat der Stadt verhandelt werden. „Wenn ein Bebauungsplan beschlossen wird, entscheiden die Bürger gemeinsam, was sie sich für den Stadtteil wünschen“, blickt Richter hoffnungsvoll in die Zukunft.

Was er sich wünscht, hat er schon jetzt klar vor Augen: „Wohnbebauung, gerne auch mehrgeschossig, und Gewerbeansiedlungen wie Start-Ups, die Arbeitsplätze schaffen.“

In dieser Hinsicht scheint er sich mit Ludger Kineke von der CDU einig. Auch er spricht von einer „qualifizierten gewerblichen Nutzung entlang der Linderhauser Straße“ und „Wohnbebauung in angrenzenden Bereichen.“