Reifen zerstochen Anwohner will Tempo 30 auf der Kohlstraße und wird dafür angefeindet
Wuppertal · Reinhard Kohleick hat für die Sicherheit der Kinder einer nahe gelegenen Kindertagesstätte einen erheblichen Sachschaden erleiden müssen: „Einige haben am letzten Sonntag die Notwendigkeit gesehen, mir die Reifen zu zerstechen“, sagt der Geschädigte.
Unbekannte haben seinen Land Rover Defender zerkratzt, mit Eiern beworfen und die Reifen sind auch passé. „Für die Kosten eines Reifensatzes kann ich mir einen Kleinwagen kaufen und hinstellen“, sagt Kohleick. Tatzeitpunkt war der vergangene Wahlsonntag gegen 8 Uhr, sagt er. Er erstattete Anzeige und mutmaßt, dass die Täter Anwohner sind.
Auslöser für den Fall von Vandalismus ist sehr wahrscheinlich sein Engagement zur Verkehrsberuhigung der Kohlstraße. Denn er stellte mit Absicht auf dem für gewöhnlich bergauf links beparkten Verkehrsweg seinen Land Rover rechts ab. Das bremst den Verkehr aus. Kohleick mutmaßt das nicht nur, sondern hat mit einem Sensor nachgemessen.
„Über 75 Prozent der Fahrzeuge reduzierten ihre Geschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde oder weniger. Der abgestellte Wagen führte dazu, dass die Geschwindigkeitsverteilung deutlich reduziert wurde. Insofern war die Verkehrsberuhigung ein Erfolg“, erzählt Kohleich. Auch der Anteil der Raser, die über 70 Kilometer pro Stunde die Kohlstraße befahren, habe sich dadurch deutlich reduziert.
Gleichzeitig erhielt Kohleick positive Rückmeldung von unmittelbaren Nachbarn und Kindertagesstättenpersonal, gibt er an.
Legal ist das: Mehrfach sind schon Polizei und Ordnungsamt vor Ort gewesen. Auf Anfrage der WZ bestätigt die Polizei Wuppertal, dass das Abstellen des Fahrzeugs ordnungsgemäß stattfand. Auch gibt die Behörde an, dass die Anzeige aufgenommen wurde und dass die Kriminalpolizei wegen Sachbeschädigung ermittle.
Verkehr in Wuppertal: Die Verwaltung lehnt 30er-Zone trotz Kita ab
Grund für Kohleicks Intervention ist ein anhaltender Streit mit der Stadtverwaltung. Er und einige andere Anwohner wünschen, dass die Stadt aufgrund der Kindertagesstätte eine 30er-Zone einrichtet. Dieser Vorschlag wurde aber bereits abgelehnt. Die Verwaltung schließt eine Tempo-30-Strecke aus, weil dazu erst die Straßenverkehrsordnung geändert werden müsste, heißt es aus dem Presseamt der Stadt Wuppertal.
Kohleick hingegen argumentiert, mit einem direkten Zugang der Kindertagesstätte zur fraglichen Straße als auch dem starken Ziel- und Quellverkehr seien sogar zwei Bedingungen zur Einrichtung einer Geschwindigkeitsbegrenzung gegeben. Dass die Kohlstraße derzeit einer Rennstrecke gleiche, so der Land-Rover-Besitzer, sei ein klares Versagen der Politik. Er ist eigenen Angaben zufolge auch willens, den Rechtsweg zu bestreiten: „Ich bin bereit, der Kindertagesstätte die Klage zu finanzieren.“
Am gestrigen Abend, nach Redaktionsschluss, fand eine weitere Bezirksvertretungsversammlung statt, der Kohleick beiwohnen wollte. In der Vergangenheit hat bereits eine andere Anwohnerin dasselbe Anliegen bei einer solchen Versammlung vorgetragen – erfolglos. Damals hieß es von der Stadt Wuppertal: „Wir warten auf eine Änderung der Straßenverkehrsordnung.“