Facebook-Hit Er spielt am Hauptbahnhof Klavier und wird zum Facebook-Star

Wuppertal · Es war kalt, es regnete und er wartete auf seinen Zug: Deswegen setzte sich Tran Nhat Khang Le kurzerhand an das Klavier im Wuppertaler Hauptbahnhof. Eine Passantin filmte ihn dabei, lud das Video bei Facebook hoch. Innerhalb von drei Tagen hat es über 72.000 Aufrufe.

Pianist Tran Nhat Khang Le spielte auch am Dienstag wieder am Klavier in der Mall am Döppersberg.

Foto: JA/Fischer, Andreas H503840

Diese Geschichte beginnt wie in einem Film. Es ist der 3. Januar, es ist nass, es ist kalt. Menschen huschen hektisch im Wuppertaler Hauptbahnhof hin und her. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Und dann ertönt auf einmal eine Musik und für kurze Zeit legt sich ein Zauber auf diese hektische Betriebsamkeit.

Das Stück heißt „Comptine d`un autre été“ aus dem Film „die fabelhafte Welt der Amélie“. Der Musiker, der an dem öffentlichen Klavier sitzt und es spielt, wird von einer Passantin gefilmt. Sie stellt das Video online bei Facebook. Fünf Tage später hat der Film über 72000 Aufrufe, viele begeisterte Kommentare und der Klavierspieler hat nun auch einen Namen. Tran Nhat Khang Le heißt er, ist 22 Jahre alt, ist gebürtiger Wuppertaler und wohnt in Elberfeld.

Fassen kann er es immer noch nicht. Ja, doch, mit ein paar Aufrufen hätte er gerechnet. Aber, dass es dann so viele werden würden, damit hätte er im Traum nicht gerechnet. Er habe auf seine Bahn gewartet und sich einfach an das Klavier gesetzt und gespielt. Alles fühlt sich jetzt noch so unwirklich an. Und Traum ist in diesem Fall auch wirklich ein gutes Stichwort, denn Tran Nhat Khang Le`s Traum ist es, auf der Bühne zu stehen. Mit seiner Stimme, mit seinem Spiel die Menschen glücklich zu machen. Davon träumt er, seitdem er denken kann.

Le studierte anderthalb Jahre Musik an der Pop-Akademie

Die Liebe zur Musik beginnt bei Le ganz klassisch - im Musikunterricht. Mit neun Jahren fängt er an, Klavier zu spielen. Aber wie es manchmal so ist mit der Liebe und mit dem Leben, der Alltag kommt dazwischen. „Ich habe in der Schulzeit und um das Abi herum den Pfad zur Musik verloren“, erinnert sich Le rückblickend. Es folgten ein Semester Bauingenieurswesen und anderthalb Jahre Pop-Akademie. „Dort habe ich intensive Eindrücke bekommen und viel gelernt“, sagt Le, der auch Gitarre und Schlagzeug spielt, rückblickend.

Mittlerweile studiert er wieder Bauingenieurswesen. „In der Musikbranche Fuß zu fassen, das ist einfach mega schwer“, erklärt er und fügt hinzu: „Es fühlt sich so an, als suche ich irgendwie immer noch den Weg in meinem Leben. Aber ich bin noch jung, es wird sich zeigen.“ Ein weiterer Traum: In einer Castingshow mitmachen - und gewinnen. Wer weiß. . .

Das Jahr 2019 hat für Tran Nhat Khang Le zumindest schon gut begonnen. Und wer weiß, vielleicht hat ein Klavierspiel im Hauptbahnhof an einem verregneten 3. Januar sein Leben verändert. Und diese Geschichte ist genau wie in einem Film.