Mobile Beratungsstelle Wuppertal: Hilfe und Beratung für Frauen auf vier Rädern

Wuppertal · Mobile Beratungsstelle gegen Gewalt wird am Mittwoch offiziell eingeweiht.

Sabine Böse (von links), Gisela Heidelberg-Leske und Carolin Brüggemann freuen sich auf den Einsatz der mobilen Beratungsstelle.

Sabine Böse (von links), Gisela Heidelberg-Leske und Carolin Brüggemann freuen sich auf den Einsatz der mobilen Beratungsstelle.

Foto: Katharina Rüth

Die Mitarbeiterinnen der Frauenberatung helfen Frauen nach Erfahrungen von Gewalt und sexualisierter Gewalt, unterstützen zudem in Krisen, bei Beziehungskonflikten oder Essstörungen. Sie bieten Präventions-Workshops, Fortbildungen und Selbsthilfegruppen an. Bislang fand das vor allem in freundlichen Räumen am Laurentiusplatz oder auf Einladung in andere Institutionen statt. Künftig sind die Mitarbeiterinnen auch an anderen Stellen in der Stadt ansprechbar – an ihrer mobilen Beratungsstelle, mitfinanziert über das Bürgerbudget. Der umgebaute Transporter wird am Mittwoch, 4. September, 14 bis 17 Uhr, auf dem Laurentiusplatz eingeweiht.

Stolz sind die Frauen des Vereins Frauenberatung und Selbsthilfe auf die Gestaltung ihrer mobilen Beratungsstelle: Die Seitenwände des weißen Wagens schmücken von außen zwei Bilderszenerien, die sie mit der Berliner Illustratorin Pia Klüver entwickelt haben. Sie zeigen unterschiedliche Frauen in verschiedenen Situationen, sollen etwas über die offene Haltung der Beratung erzählen und zum Entdecken einladen.

Niedrigschwelliger Kontakt
und anonyme Beratung vor Ort

Im Inneren schaffen ein blauer Boden und helles Holz eine einladende Atmosphäre. Zwei Sitzbänke, ein Tisch und abgedunkelte Scheiben ermöglichen ein ungestörtes Gespräch, in Regalen ist Platz für Broschüren. Mit einer Markise lässt sich der Platz neben dem Auto beschatten, wenn dort Stände aufgebaut werden – oder ein Mini-Café.

Mit dem Wagen wollen die Mitarbeiterinnen der Frauenberatung künftig auf Veranstaltungen präsent sein und eine sichere Anlaufstelle bieten, damit zu Präventions-Workshops an Schulen fahren, auf Firmenparkplätzen zu Sexismus am Arbeitsplatz informieren oder an anderen öffentlichen Plätzen zu Diskussionen einladen. Und einmal im Quartal in einem Stadtteil stehen, um dort Frauen einen niedrigschwelligen Kontakt und bei Bedarf eine anonyme Beratung in ihrer mobilen Beratungsstelle zu ermöglichen. Carolin Brüggemann von der Frauenberatung erklärt: „Wir wollen Frauen in ihren Lebensbereichen erreichen, denn für manche ist es schwierig, zu uns nach Elberfeld zu kommen.“ Mithilfe von Schienen können auch Rollstuhlfahrerinnen in die mobile Beratungsstelle gelangen.

Die Ursprünge liegen gut drei Jahre zurück: „Als wir darüber sprachen, dass manche Frauen den Weg nicht zu uns finden, ist die Idee geboren worden, dass wir zu den Frauen hingehen“, erzählt Gisela Heidelberg-Leske vom Förderverein der Frauenberatung. Gerade lief die Bewerbungsphase für das Bürgerbudget 2021 – die Möglichkeit, sich um bis zu 50 000 Euro für ein gemeinwohlorientiertes Projekt zu bewerben, über das Bürgerinnen und Bürger abstimmen. Sie reichten ihr Konzept ein, kamen zu ihrer Freude Runde und Runde weiter, belegten am Ende den fünften Platz und erhielten 48 000 Euro. „Wir haben uns unheimlich gefreut“, berichtet Gisela Heidelberg-Leske.

Dann ging es daran, den Wagen umzubauen, was viele Besprechungen und Telefonate brauchte – im Team und mit den ausführenden Unternehmen: über Raumaufteilung und Ausstattung, über Farben, Formen und die Bilder der Außenflächen. „Es war ein Kraftakt“, sagt Sabine Böse von der Frauenberatung, „hat uns aber auch zusammengeschweißt“. Jetzt sind alle begeistert von dem Ergebnis – und Gisela Heidelberg-Leske sehr dankbar, die alle stets zum Weitermachen motiviert hat.

Der Förderverein hat weitere Spenden und Sponsorengelder gesammelt, denn insgesamt hat die mobile Beratungsstelle 70 000 Euro gekostet. Auch künftig werden Spenden gebraucht, um Versicherung, Steuern, Treibstoff und einen Stellplatz zu bezahlen.

Inzwischen gibt es bereits so viele Anfragen für Feste und Veranstaltungen, dass die Frauenberatung nicht alle wahrnehmen kann. Mit Kooperationen und Honorarkräften lassen sich die Einsätze der mobilen Beratungsstelle möglicherweise ausweiten. „Wir werden das erste Jahr nutzen, um zu schauen, was die Bedarfe sind und was wir leisten können“, erklärt Carolin Brüggemann.

Den ersten Einsatz absolviert die mobile Beratungsstelle bei der Veranstaltung zum Christopher-Street-Day auf dem Rathausplatz in Barmen am 14. September. Zuvor wird sie am 4. September von 14 bis 17 Uhr auf dem Laurentiusplatz der Öffentlichkeit vorgestellt. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind spricht ein Grußwort, es gibt Infos, Musik, Kuchen und Getränke – und die offizielle Taufe des Wagens.