Kommentar Das Leben hinter Hecken
Meinung | Wuppertal · Das Leben im Kleingartenverein hat sich in der Corona-Zeit verändert. Eine Entwicklung, die nicht unproblematisch ist. Und mehr als nur ein Gärtner-Thema.
In der Hochphase der Corona-Pandemie mussten wir uns zwangsweise in den privaten Raum zurückziehen. Verständlicherweise ist da bei einigen Menschen die Idee aufgekommen, dass es schöner ist, wenn das persönliche Reich nicht nur zweieinhalb Räume umfasst, sondern auch einen grünen Rasen und einen Tisch mit Grill. Die Kleingartenvereine haben die vielen Anfragen bemerkt. Plötzlich hatten alle einen grünen Daumen. In Wahrheit ließ es sich im gepachteten Garten eben viel angenehmer Abstand zur Außenwelt aufbauen. Nun sind die Inzidenzwerte gefallen, doch die soziale Distanz ist geblieben. Der Kleingartenverein ist da nur ein Sinnbild für eine allgemeingültige Situation. Viele haben in den vergangenen Monaten hohe Hecken um ihr Privatleben wachsen lassen.
In den sonst als gesellig bekannten Garten-Vereinen beispielsweise kennt man teils die neuen Nachbarn gar nicht mehr. Das Vereinsleben wurde durch das Fehlen von Festen und anderen gemeinschaftlichen Veranstaltungen entwurzelt. Jeder für sich – dieses Prinzip musste aus einer Zwangslage heraus gelten. Doch langsam gilt es, den Haken an dieser Denkweise zu erkennen, die sich nicht verfestigen sollte. Sonst zerfallen Vereine in ihre Einzelteile. Eigentlich waren die Kleingärten nämlich immer mehr als eine Ansammlung von Parzellen, in denen jeder sein eigenes Ding macht.