Fluchtkoffer – 1939 / 2022 Parallelen zweier Kriege: Kunstobjekt von Karola Kraemer fängt die Erinnerung Flüchtender ein
Wuppertal · Die Wuppertaler Künstlerin Karola Kraemer hat das Objekt “Fluchtkoffer – 1939 / 2022“ entworfen. Mit diesem eröffnet sie einen anschaulichen und alternativen Blick auf die Gefühle und Sehnsüchte von Kriegsflüchtlingen. Kraemer möchte ihr Objekt gerne an Schulen verleihen: es soll den Schülern die Möglichkeit geben die Auswirkungen von Kriegen zu thematisieren.
Karola Kraemer hat mit ihrem Fluchtkoffer ein Werk geschaffen, dass die Kriege von 1939 und 2022 unter anderen Gesichtspunkten beleuchtet. Es richtet seinen Blick auf die Gemeinsamkeiten von Menschen auf der Flucht: auf ihre zurückgelassenen Erinnerungen.
Sind Menschen gezwungen ihr Land zu verlassen, müssen sie gleichsam das Gros ihres Hab und Guts verlassen. Viele dieser Gegenstände sind jedoch mit Erinnerungen verbunden. Kraemer nahm diesen Gedanken zum Anlass, um einen Koffer mit genau solchen Gegenständen zu bestücken.
„Das Geschehen in der Ukraine Ende Februar 2022 ähnelt erschreckend dem Verhalten von Deutschland gegenüber Polen“, so die Künstlerin. Die Angriffe seien rein imperialistisch motiviert und bestehende Grenzen sollen ausgehebelt werden. Diese Vorhaben, so Kraemer, würden rhetorisch kaschiert mit der Umschreibung des „vermeintlichen Schutzes der Volksgenossen“. Am 1. September 1939 verließen die Menschen massenhaft Warschau in östliche Richtung, nun stauen sich die Autos westlich von Kiew. Damals ging es um insgesamt 35 Millionen Menschen mit polnischer Staatsbürgerschaft, heute um 42 Millionen Ukrainer. „Die Parallele ist deutlich, ob eine ehemalige Flucht oder die heutige - und auch der Anlass der Flucht.“
Der Fluchtkoffer von Kraemer spiegelt eben jene Gemeinsamkeiten wieder die Flüchtende über Jahrzehnte hinweg verbindet. So seien es grundlegende Dinge, wie das Brot, dass diesen Menschen in einem essenziellen Sinne fehle. Klassische Stücke, wie der Brautschleier, Bücher oder Fotos, lösten Erinnerungen und Sehnsüchte an andere Zeiten aus.
Kraemer ist es ein besonderer Wunsch, den Fluchtkoffer an Schulen zu verleihen. Sie glaube, dass die Schüler häufig nicht selbst dazu kommen würden ihre Sorgen bezüglich kriegerischer Auseinandersetzungen zu äußern. Oft würden sie nur, auf passive Weise, darüber informiert werden. Sie will in Form eines interaktiven Kunstobjekts jungen Menschen den Krieg und dessen Folgen auf eine andere Weise näher bringen.