Initiative für Geflüchtete „Miteinander Füreinander“ bietet Deutschkurse für Ukrainer in Heckinghausen an
Heckinghausen · Die Initiative in Heckinghausen unterstützt Geflüchtete auch bei der Suche nach Kleidung oder einer Wohnung. Sie setzt dabei auf ein etabliertes Netzwerk von Ehrenamtlern.
Aus der Ukraine Geflüchtete finden hier Hilfe beim Deutschlernen und noch viel mehr: Rund um die Initiative „Miteinander Füreinander Heckinghausen“ besteht ein etabliertes Netzwerk von Ehrenamtlern, das nun eine weitere wichtige Rolle einnimmt. Und das, so der Eindruck vor Ort bei der evangelischen Gemeinde, effizient und höchst lebendig.
Miteinander Füreinander Heckinghausen, Evangelische Kirchengemeinde Heckinghausen, Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Bergisch Land, Wuppertaler Tafel, Wuppervital und Lions Club Wuppertal Corona sind mit dem Projekt Starthilfe an den Kursen beteiligt.
Zur Zeit kommen jeden Dienstag um 14 Uhr Menschen hierher, um Grundlagen des Deutschen zu lernen. Es findet sich aber auch eine Fülle sonstiger Angebote. Tipps zur Suche nach Kleidung oder Möbeln sind ebenso möglich wie Kontakte für Wohnungen, und wer mag, kann auch einfach den Malpinsel schwingen. Kein Zweifel: Das Ehrenamtler-Netzwerk läuft bestens – nicht erst seit Russlands Krieg.
Keimzelle ist der Dienstagstreff im Café Johannis, der schon jahrelang besteht. Hier kommen Bewohner des Viertels zusammen und tauschen sich aus. Hier kam dann auch die Idee zu den Deutschkursen auf. Der einladende Gemeinderaum mit wechselndem Kuchenangebot ist auch regelmäßig Austauschort für die Ehrenamtlichen, die hier immer freitags aktuelle Projekte planen. Beteiligt sind unter anderem der Sozialdienst katholischer Frauen oder auch die Wuppertaler Tafel.
Wichtige Figuren beim neuen Sprachangebot sind zwei junge Frauen: Tugce Koluska und Alina Inlipyn. Letztere spricht russisch und kann Ukrainisch zumindest verstehen, und als Ansprechpartnerin ist sie laut den Organisatorinnen um Dorothee van den Borre quasi nonstop im Einsatz, die sie in den höchsten Tönen loben: „Wenn man gute Ehrenamtler kennen lernen will, ist Alina ein ganz tolles Beispiel.“
Tugce Koluska wiederum scheint gerade durch ihren besonderen Hintergrund typisch fürs Netzwerk: Vor drei Jahren ist sie selbst aus der Türkei ins Tal gekommen („wegen Erdoğan“) und hat Deutsch gelernt - genau hier. Nun, sagt sie, wolle sie das zurück geben: „Damals haben sie mir hier geholfen.“ Aber Türkisch und Deutsch, hilft das denn jetzt bei der Verständigung mit Ukrainern? Neben Gesten und etwas Englisch setzt sie da auf ihre eigene Erfahrung, einst selber Neuankömmling gewesen zu sein: „Ich denke, ich kann mich da etwas hinein versetzen.“
Typisch für „Miteinander...“ und dessen Selbstverständnis scheint das deshalb, weil es solche Geschichten sind, die die Leitung sich wünscht: Leute, die hier Hilfe erfuhren und sich einfanden, werden selber Teil des Ehrenamtlerteams. Oder wie die Initiative formuliert: „So entsteht eine immer größer werdende bunte Gruppe von Aktiven, die gemeinsam unseren Stadtteil verändern.“
Große Aufgabe ist für van den Borre dann, diesen Kreis zu pflegen und zusammen zu halten. Immer wieder braucht es dafür wohl guten Überblick und auch Fingerspitzengefühl: Zwei freundliche Damen, die einen Malkreis anboten, fanden kaum Zuspruch, aber natürlich sollte ihr Angebot nicht ungenutzt und unbeachtet bleiben. Die Koordinatoren wussten anderswo von Mal-Wünschen und rieten den beiden kurzerhand: Beim „Naba“-Treff am Ostersbaum braucht man genau Euch.
Eine als „Rosi“ vorgestellte Frau vom „Lions Club Corona“ gibt einen Eindruck davon, wie eingespielt die Räder ineinander greifen. (Der Name hat übrigens nichts mit dem bekannten Virus zu tun, sondern meint das lateinische Wort für „Krone“, eine solche trägt im Logo ein Löwe auf dem Kopf.) Auf dem Handy zeigt sie den Dienst „Starthilfe Wuppertal“: „Wenn sich zum Beispiel jemand meldet: ‚Ich brauch‘ noch eine Lampe‘, könnten wir im Takt von zehn Minuten etwas organisieren.“ Wer schon länger im Tal mit seiner Kulturszene lebt, mag „Rosi“ übrigens nach einer Weile erkennen: Es ist die Klezmermusikerin Roswitha Dasch. Nicht das einzige bekannte Gesicht: Auch dem Ratsherrn Guido Mengelberg läuft man zwischen all den Ehrenamtlern hier zuweilen über den Weg.
Ein Rundgang durchs Gemeindehaus zeigt die aktionsreiche Vielfalt - und beweist nebenher, wie viel Routine die Hilfe hier schon hat. Im zweiten Stock steht ein Mann an einer Flipchart-Tafel und lehrt Deutsch zum Thema Uhrzeiten. Zuletzt habe sich gezeigt, dass es in der Gruppe zwei Lernniveaus gebe, daher habe man sie zweigeteilt. Weiter hinten sitzt jetzt Tugce und vermittelt am Tisch Grundlegendes: Zahlen. Im Erdgeschoss vergnügen sich Kinder mit buntem Kunststoffspielzeug, im ersten Stock verbindet man Sprechen mit Malen.
Und im Kombinieren scheint man hier generell gut: Die Initiative „Wuppervital“ wirbt stets für sportliche Bewegung und bringt Fahrradfahren bei (zuletzt am Klimacontainer am Wichlinghauser Bergischen Plateau) – aus aktuellem Anlass kommt nun die Idee: Spazieren plus Deutschlernen.