Werkstatt im Hinterhof Ralf Gross rettet in Wuppertal Waschmaschinen vor der Schrottpresse

Ralf Gross repariert gebrauchte Waschmaschinen. Ein Geschäftsmodell, das bis heute funktioniert.

1979 gründete Ralf Gross‘ Vater „Waschmaschienen Gross“. Seitdem dreht sich an der Westkotter Straße alles um die Wäschetrommeln.

Foto: ANNA SCHWARTZ

In einer Hinterhof-Werkstatt rotieren drei Waschmaschinen zur Musik von WDR4. Sie werden aus einem Einkaufswagen gefüttert, der bis zum Rand mit dreckigen Kleidungsstücken beladen ist. „Wir müssen hören, wie die Stoßdämpfer arbeiten“, erklärt Ralf Gross diesen Testlauf. Die Werkstatt mit diversen Lagerräumen läuft vor Ersatzteilen über: unzählige Pumpen, Motoren und Schläuche. Und immer, wenn man glaubt, alles gesehen zu haben, kommt noch ein Raum. Hier ruht nicht nur das Innenleben von unzähligen Waschmaschinen, sondern auch Trocknern, Spülmaschinen und Herden. Mehr als 100 ausgebaute Ceranfelder sind in einem Regal aufgereiht, als wären es Schallplatten.

Das zur Werkstatt gehörige Geschäft Waschmaschinen Gross gibt es bereits seit 1979 an der Westkotter Straße in Barmen. Gebrauchte Waschmaschinen verkaufte der Vater von Ralf Gross aber bereits seit 1973. „Meine Eltern waren eigentlich Hausmeister“, berichtet der 54-Jährige. Als die Gemeinschafts-Waschmaschine eines Hauses defekt ausrangiert wurde, habe Horst-Dieter Gross die Chance ergriffen und das Gerät repariert - und verkauft. Dabei sei ihm aufgefallen, wie groß die Nachfrage nach gebrauchten Geräten war. Tochter Regine Scharf (56), die heute ebenfalls im Familienbetrieb arbeitet, erinnert: „Damals waren Neugeräte noch richtig teuer.“ Und so wurde Gross vom Hausmeister zum Reparateur und Verkäufer. 2006 übernahm Sohn Ralf das Geschäft.

Der Handel mit - zu 95 Prozent - gebrauchten Geräten sei auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit sinnvoll, betont Ralf Gross. „Wir haben schon unzählige Waschmaschinen vor der Schrottpresse gerettet“, sagt er. Die Kunden würden heute mehr als früher dazu tendieren, eine defekte Maschine wegwerfen zu wollen. Manchmal sei es Gross, der nach der Inspektion des Geräts den Vorschlag machen muss, auf eine Reparatur zu setzen. „Ich denke da langfristig“, sagt Gross. Bei so einem kleinen Laden sei die gute Beratung wichtig. Der Kunde, dessen Maschine überraschend gerettet werden konnte, merke sich das - und komme wieder.

Seit der Pandemie seien gebrauchte Küchengeräte und Waschmaschinen besonders gefragt. Normalerweise stünden 60 bis 70 Geräte in dem rund 50 Quadratmeter großen Ladenlokal – im Moment sind es eher 40. Gross berichtet: „Weil die Leute in der Pandemie mehr zu Hause waren, wurde mehr gespült und gewaschen. Also gehen auch mehr Geräte kaputt.“ Hinzu kommt, dass Neugeräte wegen der Chip-Lieferprobleme derzeit nicht leicht zu bekommen sind.

Leider sei es auch generell so, sagt Gross, dass Waschmaschinen heutzutage ein kürzeres Leben haben als früher. „Das macht die ganze Elektronik. Die ist anfälliger für Schaden.“ Früher habe eine gute Markenmaschine durchaus 15 bis 25 Jahre gehalten. „Heute werden Waschmaschinen zu mir gebracht, die noch in der Garantie sind.“

Was sich im Laufe der Jahre auch geändert hat: Die Kunden seien anspruchsvoller geworden. Gross erinnert sich: „Früher kamen Kunden und sagten: ,Ich brauche eine Waschmaschine. Was können Sie mir empfehlen?‘“ Heute hingegen seien die Verbraucher viel informierter und kommen mit einer Liste von Wünschen in den Laden. Regine Scharf ergänzt: „Und wir müssen auch mehr Fragen stellen.“ Die Küchen würden beispielsweise immer höher, es sei nicht mehr selbstverständlich, dass die Geräte auch passen. Beratung werde daher immer wichtiger.

Dass einige Kunden lieber auf günstige Neugeräte setzen, merken die Geschäftsleute. Früher seien zehn bis 15 Geräte am Tag an den Mann gebracht worden. Heute werde nur noch ein Bruchteil davon täglich verkauft. Gleichzeitig bleibe zum Glück der Reparaturbetrieb relativ stabil.

Ralf Gross fährt persönlich raus und schaut bei den Kunden nach dem Rechten. Sieben Mitarbeiter unterstützen. Auch Gross‘ 83-jährige Mutter steht noch regelmäßig im Laden. „Sie freut sich richtig darauf.“ Da wird dann auch deutlich: Im Geschäft ist auch der persönliche Kontakt ein Verkaufsargument. Und so kommen einige Stammkunden immer wieder zurück an die Westkotter Straße.