Blick in die Bilderwelt vor 300 Jahren Von der Heydt-Museum zeigt Werke von Peter Schenk
„Der berühmteste Elberfelder, der jemals in Vergessenheit geriet“ bekommt eine eigene Ausstellung. Peter Schenck wurde vor über 350 Jahren im heutigen Wuppertal geboren. Aber seine Erfolgsstory spielt in Amsterdam.
Selbstbewusst wie ein Herrscher blickt der Mann aus dem Bild heraus: Locken kräuseln sich um seine Stirn, eine Medaille ziert die Brust, der Samtstoff wirft dicke Falten. Mit der Bildunterschrift „Bildhauer des polnischen Königs“ stellt sich Peter Schenck unmissverständlich als in höchsten Kreisen angekommener Künstler vor. Der Miterfinder des Farbstichs war vor gut 300 Jahren ein berühmter Mann. Nur heute kennt ihn kaum einer. Das Von der Heydt-Museum in Wuppertal hat den Sohn der Stadt wiederentdeckt.
Die Ausstellung „Peter Schenck - Der berühmteste Elberfelder, der jemals in Vergessenheit geriet“ zeigt vom 14. April bis zum 25. August 75 seiner Drucke. Schenck (1660 - 1711) hatte als junger Mann in Amsterdam Druckgrafik gelernt und war in der Stadt geblieben, die damals ein Zentrum der Kunst war. Er heiratete die Schwester seines Lehrherren Gerard Valck, führte mit ihm einen Kunstverlag und bediente erfolgreich die Bilderwünsche von Adel und Bürgertum. Anders als Gemälde oder Zeichnungen waren Druckgrafiken zu der Zeit für ein breites Publikum erschwinglich. Von einer Platte konnten etwa hundert Abdrucke gemacht werden, meint Kuratorin Anna Storm.
„Er hat marktorientiert gearbeitet“, sagt die Ausstellungsmacherin über den Mann, der in der Kunstgeschichte als Niederländer geführt wird. Vor allem mit seinen Farbdrucken war er erfolgreich. In der Ausstellung ist seine in Rosa und Gelb gehaltene Landkarte von Abessinien in Ostafrika zu sehen. Die Abbildung des Inneren der Peterskirche in Rom ist in sechs Farben gehalten. Die winzigen Menschen darin machen Größe und Pracht des Kirchenbaus sehr deutlich.
Auch seine Porträts verkauften sich gut. Der französische Philosoph René Descartes und der lutherische Theologe Philipp Melanchthon waren dabei oder Friedrich Wilhelm I. von Preußen als Kronprinz. Die Abgebildeten blicken in der Ausstellung würdig aus kleinen Bildern mit vielen Details. Fast alle 75 gezeigten Arbeiten gehören dem Museum und werden erstmals in einer Ausstellung gezeigt.
Auch Stadtansichten, etwa von Augsburg oder Amsterdam, schuf und druckte Schenck, dazu kamen Sittenbilder sowie Tier- und Kostümmotive. Die meisten seiner Werke fertigte er in Schabkunstmanier. Wie ein Ausflug in die Welt des 17. Jahrhunderts wirken die 41 Gemälde und Grafiken anderer Künstler aus der Zeit, die begleitend gezeigt werden.
Schenck sei ein Unternehmerkünstler und strategischer Geschäftsmann gewesen, meint Anna Storm. Zwischen 1700 und 1711 besuchte er regelmäßig die damals weltberühmte Messe in Leipzig. Der Kunstsammler August der Starke von Sachsen und Polen ernannte ihn zu seinem Hofgraveur. Dennoch: Über das Leben Schencks ist sonst wenig bekannt. Das gilt auch für das Datum und die Umstände seines Todes.