Baumkletterer in Wuppertal Im Einsatz für die Sicherheit

Wuppertal · Rund 300 Kletterstunden und verschiedene Lehrgänge musste Karsten Schmutzer absolvieren, ehe er seine Berufsbezeichnung annehmen konnte. Jetzt pflegt er Wuppertals Bäume in luftiger Höhe.

Arbeitsplatz in luftiger Höhe: Karsten Schmutzer ist als Baumkletterer tätig, hat sich dafür weitergebildet und viele Kletterstunden absolviert.

Foto: Johannes Rothenhagen

Karsten Schmutzer ist ausgebildeter Forstwirt und Nutzfahrzeugmechaniker. Bis 2006 arbeitete er als Getriebebauer, verlor jedoch im Zuge der Metallkrise seinen Job. Schmutzer nutzte die Gelegenheit, orientierte sich neu und machte sich 2009 als Baumkletterer selbstständig: „Ich komme aus dem Forstbetrieb und arbeite gerne draußen und mit schwerem Gerät.“ Auch die meisten seiner Branchen--Kollegen stammen aus den sogenannten „grünen Berufen“, sind oft Garten- und Landschaftsbauer.

Baumkletterer ist kein Ausbildungsberuf, wie Schmutzer erklärt: „Der Weg geht über mehrtägige private Schulungen, die absolviert werden müssen.“ Verschiedene Einrichtungen bieten hierzu den Basis- und Aufbaukurs Seilklettertechnik (SKT-A und SKT-B) an. „In diesen werden theoretische und praktische Kenntnisse vermittelt, etwa zum Arbeits- und Sicherungsmaterial und zu Aufstiegstechniken, verbunden mit Kletterübungen. Der Einsatz der Motorsäge im Baum steht im Plan des Aufbaukurses.“ Damit dieser erfolgreich abgeschlossen werden kann, müssen 300 Kletterstunden dokumentiert sein. „Daneben gibt es weitere Kurse, die zum Beispiel Rettungstechniken beinhalten“, so Schmutzer.

Eichenprozessionsspinner wird zum wachsenden Problem

Seitdem kümmert er sich um den Baumbestand in Wuppertal und Umgebung, was konkret bedeutet: „Unter die Baumpflege fallen Aufgaben wie die Totholzpflege, also das Beseitigen von Totholz, damit im Sturm nichts herunterfällt. Eine weitere Maßnahme ist die sogenannte Kronenpflege, die der Stabilisierung der Baumstatik dient und wichtig für die Verkehrssicherheit ist. Zu dieser gehört auch die Freihaltung des Lichtraumprofils, also dass Verkehrswege frei von Ästen sind. Im Straßenverkehr darf kein Ast unter 4,50 Metern hängen. Die Beseitigung von Sturmschäden ist ebenfalls Teil unserer Arbeit.“

Seit 2018 bekommt die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners eine besondere Bedeutung. „Vor zwei Jahren hatten wir in Wuppertal den ersten minimalen Befall. Im Folgejahr kam es zu einer leichten Vermehrung, während wir in diesem Jahr eine Steigerung von 300 Prozent haben“, führt Karsten Schmutzer aus, der ergänzend erklärt: „Jedes Nest, das nicht bekämpft wird und ausfliegen kann, legt neue Eier. Pro Falter werden bis zu 300 Eier abgelegt, weswegen wir diese exponentielle Steigerung haben.“

Die Monate Mai bis Juli stehen bei Karsten Schmutzer ganz im Zeichen des Prozessionsspinners. Eingebettet ist dies in die Zeit der eigentlichen Baumpflege, die von Februar bis August geht. Baumfällungen hingegen finden zwischen September und Februar statt. Auf die Frage, wie es um den Wuppertaler Wald steht, hat er eine deutliche Antwort parat: „Schlecht!“ Die Gründe sind vielfältig: „Die Bäume leiden unter der extremen Dürre, die zugleich auch die Vermehrung von Schädlingen, speziell des Borkenkäfers, begünstigt.“

Für Schmutzer ist genug Arbeit vorhanden. Die Kundschaft komme aus verschiedenen Bereichen: „Ich arbeite für Privatleute, Betriebe, öffentliche Einrichtungen und weitere Stellen.“ Diese Abwechslung reizt ihn: „Es ist immer etwas anderes. Kein Arbeitstag gleicht dem anderen, denn es gibt immer neue Bäume, neue Baustellen und neue Aufgaben.“ Dazu verfügt Karsten Schmutzer auch über einen großen technischen Fuhrpark, der nicht nur verschiedene Kettensägen, sondern auch größere Geräte wie Häcksler, Radlader, Hänger und Pick-ups beinhaltet. „Das Material ist mit der Zeit immer besser geworden. Zudem kann die Leistung von akkubetriebenen Geräten mittlerweile mit den benzinbetriebenen Gegenstücken annähernd mithalten.“ Die Gerätschaften helfen dem Unternehmer auch dabei, das Credo seiner Arbeit umzusetzen: „Bäume zu erhalten und den Baumbestand zu retten.“