Klimaschutz Aktionstag: Bibliothek ohne Licht, Computer und Kaffee

Die Einrichtung der Hochschul- und Landeskirche verzichtete am Freitag komplett auf Strom. Wer ein Buch ausleihen oder zurückbringen wollte, musste das ganz altmodisch per Leihschein tun.

 Elke Claussen musste sich schon an ein Fenster stellen, um in den Büchern lesen zu können.

Elke Claussen musste sich schon an ein Fenster stellen, um in den Büchern lesen zu können.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Kein Kaffee! Das war das größte Problem des Aktionstags „Bibliothek stromlos!“, den die Hochschul- und Landeskirchenbibliothek am Freitag veranstaltete. Die Bibliothek liegt zwischen den Gebäuden der Vereinten Evangelischen Mission auf dem Heiligen Berg (Hardt) und verfügt vor allem über Bücher und Schriften rund um den Glauben. Studierende der kirchlichen Hochschule nutzen das Angebot, aber auch Pfarrer, Historiker und Gläubige.

„Der Klimawandel war auf dem Kirchentag ein großes Thema und wir haben uns dann überlegt, was wir als Einrichtung heute machen können“, erklärte Elke Claussen, in der Bibliothek für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Mit dem stromlosen Tag wollen wir ein Zeichen setzen.“ Deshalb blieb am Freitag das Licht aus. In manchen Gängen voller Bücherregale herrschte deshalb schummriges Zwielicht. Den Keller hatten die Bibliothekarinnen komplett gesperrt – zu gefährlich im Halbdunkel. In den oberen Stockwerken hingegen sorgten die großen Fenster für eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Und die Sitzgruppen im Erdgeschoss blicken sowieso durch eine riesige Glasfront hindurch ins Grüne.

Dunkel blieben jedoch auch alle Monitore. Sämtliche elektrischen Geräte ließen die Mitarbeiter an diesem Tag ausgeschaltet. Wer ein Buch ausleihen oder zurückbringen wollte, musste das altmodisch per Leihschein tun. „Wir hatten davon noch Restbestände im Keller“, verriet Bibliotheksleiterin Ingrid Leifert. Mit Durchschlag sogar. Am Montag wird dann alles nachgebucht.

Ohne Strom kam man mehr
miteinander ins Gespräch

Doch auch die Suche im elektronischen Katalog entfiel; jedenfalls in den Bibliothekscomputern. „Jeder kann natürlich von seinem Handy aus online im Katalog recherchieren“, nannte Ingrid Leifert das Schlupfloch. Ansonsten halfen die Bibliothekarinnen gerne, die ihren Bestand gut kennen. „So kommt man auch wieder mehr ins Gespräch mit den Nutzern – auch schon im Vorfeld“, lobte Franziska Offelnotto am Empfang. Denn die Bibliothek hatte ihren Aktionstag schon seit vier Wochen angekündigt.

Tatsächlich zeigte sich die Bibliothek am Freitag eher leer. „Zum Lernen braucht man heute schon Strom“, fand etwa Wolfgang Schütte, Pfarrer im Ruhestand, der den Anfang christlicher Schriften erforscht. Sein eigener Laptop funktionierte auch ohne externe Stromquelle und machte ihn so unabhängig vom Aktionstag. „Wenn das Ergebnis ist, dass heute keine Studenten hier sind, ist das schade“, fand Schütte.

Auch Leonard Blümer erzählte, dass viele seiner Mitstudierenden am Freitag lieber im Seminarraum lernten. „Aber ich finde den Aktionstag gut – nur ein bisschen schade, dass ich keinen Kaffee bekomme.“ Schließlich muss er innerhalb von zwei Monaten Hebräisch lernen für sein Studium als Religionslehrer; bald ist die Prüfung. Da kann ein wenig Koffein schon helfen. Für das Übersetzen des hebräischen Textes allerdings benötigte der Student nur sein dickes Wörterbuch – ganz ohne Strom.

Damit sich die Bibliothekarinnen nicht langweilen am stromlosen Tag, hatten sie schon vorher eine Liste analoger Tätigkeiten erstellt: So wurden am Freitag alle Rechnungsbelege sortiert und abgeheftet und die Bücher im Freihandbereich neu sortiert. Gegen Abend schloss die Bibliothek dann etwas früher, als es ohne Licht zu dunkel zum Arbeiten wurde.