INTERVIEW Wuppertaler Buchhändler gibt Lesetipps zu Ostern: Drei bewegende Geschichten

Wuppertal · Alexander Schuster von der Buchhandlung Nettesheim empfiehlt seine aktuellen Favoriten.

Buchhändler Alexander Schuster hat mit uns über seine aktuellen Lese-Highlights gesprochen.

Foto: Andreas Fischer

Urlaubszeit ist für viele die Gelegenheit, mal wieder zu lesen. Gleichzeitig bietet sich das Osterfest an, vielleicht den Lieben ein Buch als Geschenk mitzubringen. Doch zwischen „#booktok“-Empfehlungen und Bestsellerlisten kann man schnell den Überblick verlieren. Wir haben deshalb Alexander Schuster nach Osterbuchtipps gefragt. Er ist Buchhändler und Teamleitung der Wuppertaler Buchhandlung Nettesheim.

Alexander, Sie sind nun seit Anfang Januar 2022 in Cronenberg in der Traditionsbuchhandlung Nettesheim und Sie haben uns ein paar Osterlesetipps mitgebracht.

Alexander Schuster: Den Autor Daniel Glattauer kennt der eine oder andere sicherlich durch den Debütroman „Gut gegen Nordwind“, der 2006 erschienen ist und ein Mega-Bestseller war. Und jetzt waren viele sehr gespannt auf seinen neuen Titel „In einem Zug“. Das Buch ist unterhaltsam, es macht unglaublich viel Spaß, diese Geschichte zu lesen. Es geht um einen ehemals gefeierten Autor, der aber seit über zehn Jahren an einer Schreibblockade leidet. Und jetzt bekommt er aber Druck von seinem Verlag. Er fährt mit einem Zug von Wien nach München und lernt dort eine Frau kennen. Die ist Mitte 30 und die beiden sitzen dann im selben Zugabteil und fangen an, ein Gespräch miteinander zu führen. Und sie möchte von ihm wissen, was das Geheimnis einer funktionierenden Ehe ist. Es fängt erst mal holprig an, aber die Geschichte nimmt langsam Fahrt auf. Ich kann schon so viel verraten, am Ende passiert eine ganz, ganz große Überraschung.

Dann haben Sie auch einen Titel mitgebracht, der auch medial viel Aufmerksamkeit bekommen hat.

Schuster: Christoph Kramer. Ihn kennt man als ehemaligen Fußballer. Jetzt hat er ein Buch geschrieben: „Das Leben fing im Sommer an“. Das Buch hatte ich in zwei Tagen durch. Es ist wirklich eine der Überraschungen in diesem Jahr, denn ich finde, Christoph Kramer ist wirklich was Tolles gelungen: Ein Coming-of-Age-Roman, wo natürlich viel Persönliches drin steckt. Die Hauptfigur heißt Chris, ist 15 Jahre alt, und der hat mit seinen persönlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Da gibt es ein Mädchen, was im selben Lateinkurs ist, was er ganz toll findet. Er ist aber so schüchtern, dass er nicht in der Lage ist, dieses Mädchen anzusprechen. Dann gibt es eine Party, wo die beiden aufeinandertreffen. Sie ziehen sich aus der Party raus, gehen auf den benachbarten Fußballplatz und lassen den Abend ausklingen. Aber was man schon verraten kann: dass auch hier das Ende völlig überraschend ist. Deswegen ist es wirklich ein Buch, was mich sehr begeistert hat.

Und Ihr letzter Buchtipp
für Ostern?

Schuster: Da hab ich ein Jugendbuch aus Norwegen entdeckt. Hilde Mykelbust mit „Auch am Tag leuchten die Sterne“. Es geht um Mia, das ist die Hauptfigur des Buches. Nach dem Sommer fängt sie mit ihrer besten Freundin Else auf einem Musikgymnasium an. Die Clique mit ihren besten Freunden Jens, Halver und vor allem Are geht aber auf eine andere Schule. Nun gibt es am Musikgymnasium ein Musicalprojekt, bei dem dann ein gewisser Adil ins Spiel kommt. Zwischen ihm und Mia funkt es. Aber als sie beide so langsam anfangen, sich näherzukommen, kommt der Schock: Are hat Krebs. Und zwar Krebs, wo man weiß, dass er nicht mehr lange leben wird. Das ist etwas, das Mias Leben und das der anderen radikal verändern wird. Wie geht man mit dieser Gesamtsituation um? Auf der einen Seite eben die Geschichte mit Adil, ob Mia sich darauf einlassen möchte. Und auf der anderen Seite: Wie geht sie mit ihrem Freund Are um, mit dem es in der Vergangenheit auch gekribbelt hat? Das ist eine sehr dramatische und auch nicht ganz einfache Geschichte, aber wirklich toll geschrieben. Sehr eindringlich über das Thema Leben und Tod, Schmerz und Lebensfreude – also wirklich ein ganz tolles Buch, wie ich finde.